Andreas Portz | Yamaha XJ 900 | |
Christian Windmüller | Yamaha TDM 900 | |
Claudia Hoffert | Marsi | Honda XL 600V Transalp |
Glen Reiff | BMW R 1100 GS | |
Hannes Deeken | Glenlivet | Suzuki GSX-R 1000 |
Holger Gryska | hrc | Honda VFR 750 |
Manfred Handschuher | Handi | BMW K 1200 RS |
Ronny Maier | Honda VFR 750 | |
Thomas Schade | Toscha | Honda CBR 900RR Fireblade |
Wolfgang Saur | Lupino | Yamaha YZF 600 Thundercat |
Die Bilder auf dieser Seite wurden mir von Ronny zur Verfügung gestellt, die Tracklogkarten von Handi, die 3d-Darstellungen von Schlaggo.
Bereits letztes Jahr hatten sich die Teilnehmer von SchandeTours
01 von den Annehmlichkeiten einer festen Behausung überzeugen
lassen. Somit war auch für die 2002er Planung frühzeitig klar,
dass Steinhäusern der Vorzug gegenüber Zeltdächern gegeben
wird, wenn auch einige Hartnäckige sich lange sträubten. Da das
Angebot an Ferienhäusern in der Zielregion überraschend groß
war, bestand plötzlich das eigentliche Problem in der Wahl der geeignetsten
Hütte.
Samstag, 22.06.
Morgens um 6h erreicht mich eine SMS von Hannes, in der er mir mitteilt, dass er jetzt in Frankfurt mit dem Sprinter startet und ca. 4h später bei mir in Germering sein wird, so dass wir die Blade zum Kilogixxer packen können um von da Richtung Ardèche zu starten. Pikant wird die Situation dadurch, dass mich diese SMS am Flughafen Frankfurt erreicht, wo ich auf den Anschlussflug von Südafrika nach München warte...
Pünktlich(tm) gegen 11:00 bin ich zu Hause, wo Hannes bereits wartet.
Nur eine Stunde später ist der Sprinter beladen, neben 2 Moppeds haben
wir 8(!) Satz Reifen sowie verschiedenste Gepäckstücke der heldenhaft
mit dem Mopped anreisenden Schandetourer an Bord. Die Fahrt auf der Dosenbahn
ist ereignislos, wenn auch drückend heiß. Die mehr als irritierende
Frage des schweizer Zöllners, ob die Motorräder 'eingelöst'
wären wird verständnislos aber achselzuckend mit 'Ja' quittiert.
Wir wollen uns jede weitere Diskussion, wo wir sie einlösen könnten
und was wir ggf. dafür bekämen, ersparen denn 8 Satz Reifen hätten
uns eventuell doch in Erklärungsnoststand bringen können. Weite
Teile der Strecke sind bekannt von der 99er Anreise in die Pyrenäen,
auf einem Landstraßenabschnitt entzücken uns aber zwei Dschobbrtreiber,
allerdings nur 250er, nach kurzer Hatz werden sie vom Sprinter 'abgeledert'.
Der
Großraum Ardèche wird gegen Abend östlich von Montélimar
erreicht, die Landschaft und die Straßen versprechen ersten Fahrspaß,
man hat selbst
im Sprinter einigen. GPS sei Dank sind wir gegen 22:00 an der Location
und Treffen auf Andreas, den stellvertretenden Reiseleiter und ortskundigen
Guide, sowie Manfred und Marsi, die bereits am Nachmittag angereist waren.
Die Location zeigt sich als noch besser als schon erwartet, ausreichend Schlafräume, alles sehr wohnlich, gut ausgestattete Küche und ein schöner Swimming Pool. Man wird dekadent...
Gegen Mitternacht trifft noch Christian ein, SchandeTour 2002 komplettiert sich zusehends.
Die Touren
Übersicht
in Ozi-3d (400 kB)
Sonntag, 23.06.
Natürlich geht die erste Ausfahrt Richtung Ardèche, und es wird klar, dass die ca. 35 km am Canyon entlang zur Standardheizstrecke des Urlaubs werden. Grip ohne Ende bei tollen Kurven, stellenweise hoch über der Ardèche, dann wieder auf Flußhöhe, Poserkurven direkt an großen Besucherparkplätzen, so müssen Moppedstrecken sein. Auch die folgende Passage von les Vans hoch nach Villeforte bietet so viel Fahrspaß, dass innerlich beschlossen wird auch diese Strecke noch häufiger zu fahren. Von Villeforte fahren wir in einer großzügigen Schleife erst nach Norden, später dann nach Osten Richtung Aubenas, der nächst gelegenen größeren Stadt.
Kurz nach der Abfahrt dann noch ein historischer Moment: das LilaLuder macht die 100.000 km voll! Mit Erstzulassung März '93, von mir gekauft im März '98 mit 43.000 km, hat sie dafür etwas über 9 Jahre gebraucht. Sie hat übrigens gerade erst wieder eine Hauptuntersuchung mit nur 'geringen Mängeln' hinter sich gebracht.
Gegen Abend kommen auch noch Glen, Holger, Ronny und Wolfi, SchandeTours 2002 ist komplett.
Montag, 24.06.
Heute
geht es weit Richtung Südwesten, in die Berge der Cevennen. Sinnlos
alle Straßen und Orte zu beschreiben, Handis Tracklog und die Karten
zeigen die Strecken besser. Hervor gehoben werden muss aber die Bergrennstrecke
(270 kB) von Genolhac nach Villefort, ideale, langgezogene, gut überschaubare
Radien und neuer, bester, sehr ebener Asfalt lassen den Rasten der Blade
keine Chance; sie werden links wie rechts massiv spanabhebend bearbeitet.
Dienstag, 25.06.
Kultur
steht auf dem Programm, das Ziel ist der Pont
du Gard, ein römisches Aquädukt über das Flüsschen
Gard. Und da wir da eh Pause machen wollen wird gleich auch ein wenig im
Gard gebadet, die Temperaturen erlauben es nicht nur, sie erfordern es
geradezu. Fahrerisch ist die Anreise eher belanglos, abgesehen natürlich
von der Bonbon-Strecke entlang der Ardèche. Und ebenso unspektakulär
verläuft auch die Rückfahrt, aber was tut man nicht alles für
die Kultur...
Mittwoch, 26.06.
Nach drei Tagen pausenlosen Fahrspaßes beschließt ST02 einen
geruhsamen Badetag einzulegen. Ziel ist das Ufer der Ardèche und
nur übelwollende Kommentatoren würden die Zeitplanung dahingehend
interpretieren, dass zeitgleich zum Urlaub eine belanglose Meisterschaft
einer Ballsportart, die bei den Teilnehmern bestenfalls auf mediokres Interesse
stößt, ausgetragen wird, so dass nur aus demonstrativ zur Schau
gestellter Langeweile heraus der eine oder andere doch ein Restaurant aufsucht,
um 'nur mal so nebenbei' sich doch der Übertragung irgendwelcher Begegnungen
zu widmen.
Donnerstag, 27.06.
Heute ist eine Nordschleife angedacht, Andreas will uns bis an die Loire führen. Die teils bergige, teils hügelige Landschaft bringt viel Fahrspaß, man behält aber die Gruppe leider auch nicht so gut im Überblick. Dies führt dazu, dass durch ein Missverständnis Wolfi unterwegs verloren wird, 'schlechte Laune' gibt seine Stimmung am Abend nur unzureichend wieder. Die Fahrt wird zudem recht schmerzhaft, für den einen oder anderen zumindest, unterbrochen als wir in einen Hagelschauer geraten. Man glaubt gar nicht, wie heftig taubeneiergroße Hagelkörner auf Moppedhelmen dröhnen können.
Freitag, 28.06.
Keine Einträge im Logbuch...
Samstag, 29.06.
Wieder
geht es Richtung Cevennen, via les Vans und Villefort auf unserer fast
schon 'beliebten' Bergstrecke. Ab Ste. Enimie, wie kann man eine Stadt
nur 'Heiliger Feind' nennen, geht es dann in den Gorges du Tarn, einem
weiteren Highlight der Region und von dort weiter zur meteorologischen
Station auf dem Mont Aigoual. Auf der Abfahrt warnen Schilder vor Rollsplit,
nicht ganz unberechtigt denn es liegt überall mehr als genug herum.
Dieses
Ambiente bringt Hannes auf eine kühne Idee. Der Urlaub ist schließlich
schon halb rum, der Gixxer hat auch schon 4 Mm auf der Uhr, die Strecke
unverdächtig, Hannes plant ein neues Kapitel der SchandeTours-Chronologie[1]
'Wir testen für sie die Notaufnahmen Südeuropas' zu schreiben.
Als erfahrenster Stürzer im Team SchandeTours ist ihm diese Rolle
quasi auf den Leib geschrieben, den Rest besorgt ein 'geringfügig
überbremstes(tm)' Vorderrad. Wie nicht anders zu erwarten verliert
es schlagartig die Seitenführung und Hannes die Contenance.
Beunruhigend lange bleibt er regungslos liegen, und macht auch keine
Anstalten aufzustehen als wir bei ihm sind. Uns irritiert die Hartnäckigkeit,
schließlich sind gar keine Zuschauer anwesend, bis er wieder zu sich
kommt und unmissverständlich klar macht, dass er diesmal nicht 'simuliert'
sondern sich ernsthafter verletzt hat. Wir haben ihn noch nicht ganz von
der Straße geborgen und im Graben abgelegt als, wieder einmal, die
gut funktionierende SchandeTours Reiseleitung alle Register zieht. Es sind
noch keine 5 Minuten vergangen als die erste Dose hält, es steigt
aus Prof. Dr. 'Sid Watkins', bekannt aus Funk und Fernsehen, zusammen mit
seiner reizenden Assistentin und begutachtet Hannes. Keine zwei Minuten
später die Diagnose 'Clavicules cassé', eine Einschätzung
die auch durch spätere Röntgenfotos nicht widerlegt wird. Ein
Handy hat der Gute nicht also telefoniert er mit einem der unseren, die
Assistentin muss allerdings wählen, dazu reichen seine Sehkräft
nicht. Eine Viertelstunde später trifft das Notarztmobil ein, wir
sind tief in den Cevennen, abseits größerer Orte. Die Besatzung
allerdings erweist sich als bessere Feuerwehrleute denn als Sanitäter,
wie sie Hannes verpacken, sich immer wieder wundern und darüber freuen,
was für tolle Ausrüstung, Tragen etc. sie doch an Bord haben,
hat etwas kindlich Mr. Bean-haftes. Marsi folgt ihnen dann zum Hospital,
so wissen wir wenigstens wo er hinkommt. Mittlerweile ist auch die Polizei
vor Ort, nur um festzustellen, dass sie hier nichts verloren hat, Alleinunfälle
interessieren sie nicht. Da haben andere ganz andere Erfahrungen gemacht...
Im Krankenhaus wird, wie erwartet, die Diagnose fachgerecht bestätigt,
das linke Schlüsselbein ist gebrochen, das Moppedfahren für Hannes
in diesem Urlaub gelaufen.
Bleibt der Rücktransport seines Moppeds. Selbstlos bietet Andreas
an, dieses zur Location zu überführen, er wird auch in Zukunft
abstreiten, dass es ihm geradezu ein Herzensanliegen war endlich mal ein
gescheites Mopped zu fahren. Manfred und Andreas holen dann im Sprinter
Hannes ab, Christian bringt Andreas zu seinem Mopped, Manfred Hannes im
Sprinter zum Haus. Abends wird dann das Testergebnis ausreichend diskutiert,
vorläufig macht alles einen professionellen Eindruck.
Sonntag, 30.06.
Die Ballsüchtigen setzen sich durch, anstatt die leeren Straßen zum Moppedfahren zu nutzen muss man sich das Elend des Endspieles einer Fußball-WM anschauen. Aufgelockert wird das allerdings durch die Kommentare des Kellners, seine Sympathie gilt offensichtlich nicht dem deutschen Team, aber das ganze ist so spaßig, dass lediglich ein Tisch ostzonaler Wassertrinker nicht darüber lachen kann und nach dem Spiel aufgebracht das Lokal verlässt.
Montag, 01.07.
Wir sind der Meinung uns einen Tag am Meer verdient zu haben, unser Ziel ist die Camargue. Die Strecke führt, wie kann es anders sein, an der Ardèche entlang, durch's Rhônetal nach Avignon und weiter nach Les Baux. Die Preise in dieser Touristenfalle, Euro sei dank, man erkennt sofort das Preisniveau, treiben uns weiter Richtung Arles und Aigues-Mortes, letzteres in der Tat ein sehenswertes Städtchen. Der Strand in le Grau-du-Roi bestätigt allerdings alle schlimmen Vorurteile über französische Monsterferienanlagen. Da helfen dann auch die Flamingos, die auf der Rückfahrt stilecht am Straßenrand stehen, nicht mehr. Die Ortsdurchfahrt durch Nîmes ist etwas chaotisch, aber was will man auch erwarten wenn bei 7 Moppeds nur 2 mit GPS ausgerüstet sind.
Dienstag, 02.07.
Nach
der eher ereignislosen Fahrt gestern ist heute ein Geländeausritt,
'12 km leichter Schotter', geplant, zum ersten Mal wäre die KTM das
bessere Mopped als die Blade. Gerade auf bergabführenden Schotterpassagen
macht sich das Fehlen der hinteren Bremsbeläge sehr negativ bemerkbar.
Aber der Ausblick von einem Berg, auf den die Schotterpiste letztlich führt,
entschädigt wieder für alles.
Mittwoch, 03.07.
Die Ardèche lädt einen Teil der SchandeTourer dazu ein, anstatt schnell an ihrem Ufer vorbei zu fahren langsam mit dem Kanu auf ihr zu paddeln. Andreas und ich fahren allerdings wieder eine nette Tour, Andreas nicht ohne vorher sein Hinterreifen wechseln zu lassen. Unterwegs versucht mir auf einer sehr schmalen Bergstrecke ein Köter in die Waden zu beißen, ein schwungvoller, weitgehend ungezielter Tritt nach hinten trifft ihn sehr glücklich unter der Schnauze, das schmerzhafte Aufheulen dürfte die Lektion 'Ich beiße keine Moppedfahrer' erfolgreich abgeschlossen haben.
Donnerstag, 04.07.
Bevor
er wieder durch Horden sich abstrampelnder Pedalisten blockiert wird beschließen
wir, den Mont Ventoux noch zu fahren solange er frei ist. Ist er zwar nicht
ganz aber frei genug um jede Menge Spaß bei der Auf- und Abfahrt
zu bieten. Wie dieser Berg, doch immer ca. 1.900 m hoch, so allein da in
die Landschaft kommt ist zwar nicht ganz ersichtlich, die Fernsicht von
da oben ist aber grandios; nach Süden bis fast ins Rhônedelta,
nach Norden bis in die schneebedeckten Berge der Savoyer Alpen.
Freitag, 05.07.
Einmal waren wir bereits beim Go-Cart Fahren sind uns aber klar, dass auch dieses Event wiederholt werden muss. Auf der sehr gut ausgebauten Cart-Bahn von Lavilledieu gibt es zudem 'echte' Race-Carts zu mieten, 150 ccm, ca. 20 PS, 110 km/h Höchstgeschwindigkeit. Das können Wolfi und ich uns nicht nehmen lassen...
Abends werden die Moppeds wieder im Sprinter verpackt, SchandeTours
02 nähert sich dem Ende. Diesmal kommt Wolfis Cat auch noch dazu,
er hat
sich beim Paddeln die Sehnen überdehnt und kann nicht mehr kuppeln.
Rückreise und Fazit
Samstag, 06.07.
Zum ersten Mal während dieses Urlaubs regnet es morgens, und das ausgerechnet als alle mit dem Mopped zurück fahren müssen. Nur Wolfi freut sich, dass er eine so gute Ausrede hat nicht fahren zu müssen. So früh wie wir starten kommen wir auch wieder in Germering an, 11 h inkl. Pausen für 950 km im Sprinter sind ein solider Schnitt.
SchandeTours 2002 war also wieder ein voller Erfolg, diesmal ohne Moppedpanne
oder gar -verlust, das sah letztes Jahr deutlich schlimmer aus, und Hannes
Verletzung ist zwar lästig aber unproblematisch, das Schlüsselbein
brechen andere sich auf der Megafete bei stehendem Mopped...
Die Region Ardèche mit den Bergen der Cevennen bleibt als äußerst
reizvolles Moppedrevier in Erinnerung, die Location war schlichtweg genial,
und auch die Leute, mit vielen ST-Frischlingen dieses Mal, haben wieder
gepasst.
[1] Begründet wurde diese Tradition von Hannes auf 99 Korsika, als er sich mit der Bandit ablegte und den Rettungsdienst sowie die Notaufnahme in Ajaccio testete. Im gleichen Jahr konnte auch Wolfi noch einen Beitrag liefern, nach seinem Abflug bei Nurio auf Sardinien blieb er sogar eine Nacht im Hospital. Und auch 2000 wurde ein neuer Eintrag geschrieben, damals von Mitch, der nach seinem Abflug in den Pyrenäen dem Krankenhaus in Lourdes einen Beitrag widmete. 2001 übernahm Hannes wiederum das Grüne Trikot des punktbesten Stürzes durch seinen Unfall in der Toskana, bei der er zumindest den Kilogixxer final zu zerlegen wusste.
Thomas
Schade
10.08.02