Ardèche 02

22.06. - 06.07.02

Teilnehmer:

Andreas Portz Yamaha XJ 900
Christian Windmüller Yamaha TDM 900
Claudia Hoffert Marsi Honda XL 600V Transalp
Glen Reiff BMW R 1100 GS
Hannes Deeken Glenlivet Suzuki GSX-R 1000
Holger Gryska hrc Honda VFR 750
Manfred Handschuher Handi BMW K 1200 RS
Ronny Maier   Honda VFR 750
Thomas Schade Toscha Honda CBR 900RR Fireblade
Wolfgang Saur Lupino Yamaha YZF 600 Thundercat

Die Bilder auf dieser Seite wurden mir von Ronny zur Verfügung gestellt, die Tracklogkarten von Handi, die 3d-Darstellungen von Schlaggo.


Prolog und Anreise

Bereits letztes Jahr hatten sich die Teilnehmer von SchandeTours 01 von den Annehmlichkeiten einer festen Behausung überzeugen lassen. Somit war auch für die 2002er Planung frühzeitig klar, dass Steinhäusern der Vorzug gegenüber Zeltdächern gegeben wird, wenn auch einige Hartnäckige sich lange sträubten. Da das Angebot an Ferienhäusern in der Zielregion überraschend groß war, bestand plötzlich das eigentliche Problem in der Wahl der geeignetsten Hütte.
Auf der Terrasse
Samstag, 22.06.

Morgens um 6h erreicht mich eine SMS von Hannes, in der er mir mitteilt, dass er jetzt in Frankfurt mit dem Sprinter startet und ca. 4h später bei mir in Germering sein wird, so dass wir die Blade zum Kilogixxer packen können um von da Richtung Ardèche zu starten. Pikant wird die Situation dadurch, dass mich diese SMS am Flughafen Frankfurt erreicht, wo ich auf den Anschlussflug von Südafrika nach München warte...

Pünktlich(tm) gegen 11:00 bin ich zu Hause, wo Hannes bereits wartet. Nur eine Stunde später ist der Sprinter beladen, neben 2 Moppeds haben wir 8(!) Satz Reifen sowie verschiedenste Gepäckstücke der heldenhaft mit dem Mopped anreisenden Schandetourer an Bord. Die Fahrt auf der Dosenbahn ist ereignislos, wenn auch drückend heiß. Die mehr als irritierende Frage des schweizer Zöllners, ob die Motorräder 'eingelöst' wären wird verständnislos aber achselzuckend mit 'Ja' quittiert. Wir wollen uns jede weitere Diskussion, wo wir sie einlösen könnten und was wir ggf. dafür bekämen, ersparen denn 8 Satz Reifen hätten uns eventuell doch in Erklärungsnoststand bringen können. Weite Teile der Strecke sind bekannt von der 99er Anreise in die Pyrenäen, auf einem Landstraßenabschnitt entzücken uns aber zwei Dschobbrtreiber, allerdings nur 250er, nach kurzer Hatz werden sie vom Sprinter 'abgeledert'. Der
Großraum Ardèche wird gegen Abend östlich von Montélimar erreicht, die Landschaft und die Straßen versprechen ersten Fahrspaß, man hat selbst
im Sprinter einigen. GPS sei Dank sind wir gegen 22:00 an der Location und Treffen auf Andreas, den stellvertretenden Reiseleiter und ortskundigen Guide, sowie Manfred und Marsi, die bereits am Nachmittag angereist waren.

Die Location zeigt sich als noch besser als schon erwartet, ausreichend Schlafräume, alles sehr wohnlich, gut ausgestattete Küche und ein schöner Swimming Pool. Man wird dekadent...

Gegen Mitternacht trifft noch Christian ein, SchandeTour 2002 komplettiert sich zusehends.

Die Touren
Übersicht in Ozi-3d (400 kB)

Sonntag, 23.06.

Natürlich geht die erste Ausfahrt Richtung Ardèche, und es wird klar, dass die ca. 35 km am Canyon entlang zur Standardheizstrecke des Urlaubs werden. Grip ohne Ende bei tollen Kurven, stellenweise hoch über der Ardèche, dann wieder auf Flußhöhe, Poserkurven direkt an großen Besucherparkplätzen, so müssen Moppedstrecken sein. Auch die folgende Passage von les Vans hoch nach Villeforte bietet so viel Fahrspaß, dass innerlich beschlossen wird auch diese Strecke noch häufiger zu fahren. Von Villeforte fahren wir in einer großzügigen Schleife erst nach Norden, später dann nach Osten Richtung Aubenas, der nächst gelegenen größeren Stadt.

Kurz nach der Abfahrt dann noch ein historischer Moment: das LilaLuder macht die 100.000 km voll! Mit Erstzulassung März '93, von mir gekauft im März '98 mit 43.000 km, hat sie dafür etwas über 9 Jahre gebraucht. Sie hat übrigens gerade erst wieder eine Hauptuntersuchung mit nur 'geringen Mängeln' hinter sich gebracht.

Gegen Abend kommen auch noch Glen, Holger, Ronny und Wolfi, SchandeTours 2002 ist komplett.

Montag, 24.06.

23.06.Heute geht es weit Richtung Südwesten, in die Berge der Cevennen. Sinnlos alle Straßen und Orte zu beschreiben, Handis Tracklog und die Karten zeigen die Strecken besser. Hervor gehoben werden muss aber die Bergrennstrecke (270 kB) von Genolhac nach Villefort, ideale, langgezogene, gut überschaubare Radien und neuer, bester, sehr ebener Asfalt lassen den Rasten der Blade keine Chance; sie werden links wie rechts massiv spanabhebend bearbeitet.
 

Dienstag, 25.06.

23.06.Kultur steht auf dem Programm, das Ziel ist der Pont du Gard, ein römisches Aquädukt über das Flüsschen Gard. Und da wir da eh Pause machen wollen wird gleich auch ein wenig im Gard gebadet, die Temperaturen erlauben es nicht nur, sie erfordern es geradezu. Fahrerisch ist die Anreise eher belanglos, abgesehen natürlich von der Bonbon-Strecke entlang der Ardèche. Und ebenso unspektakulär verläuft auch die Rückfahrt, aber was tut man nicht alles für die Kultur...
 

Mittwoch, 26.06.

Nach drei Tagen pausenlosen Fahrspaßes beschließt ST02 einen geruhsamen Badetag einzulegen. Ziel ist das Ufer der Ardèche und nur übelwollende Kommentatoren würden die Zeitplanung dahingehend interpretieren, dass zeitgleich zum Urlaub eine belanglose Meisterschaft einer Ballsportart, die bei den Teilnehmern bestenfalls auf mediokres Interesse stößt, ausgetragen wird, so dass nur aus demonstrativ zur Schau gestellter Langeweile heraus der eine oder andere doch ein Restaurant aufsucht, um 'nur mal so nebenbei' sich doch der Übertragung irgendwelcher Begegnungen zu widmen.
Badetag an der Ardèche

Donnerstag, 27.06.

23.06.Heute ist eine Nordschleife angedacht, Andreas will uns bis an die Loire führen. Die teils bergige, teils hügelige Landschaft bringt viel Fahrspaß, man behält aber die Gruppe leider auch nicht so gut im Überblick. Dies führt dazu, dass durch ein Missverständnis Wolfi unterwegs verloren wird, 'schlechte Laune' gibt seine Stimmung am Abend nur unzureichend wieder. Die Fahrt wird zudem recht schmerzhaft, für den einen oder anderen zumindest, unterbrochen als wir in einen Hagelschauer geraten. Man glaubt gar nicht, wie heftig taubeneiergroße Hagelkörner auf Moppedhelmen dröhnen können.

Freitag, 28.06.

Keine Einträge im Logbuch...

Samstag, 29.06.

23.06.Wieder geht es Richtung Cevennen, via les Vans und Villefort auf unserer fast schon 'beliebten' Bergstrecke. Ab Ste. Enimie, wie kann man eine Stadt nur 'Heiliger Feind' nennen, geht es dann in den Gorges du Tarn, einem weiteren Highlight der Region und von dort weiter zur meteorologischen Station auf dem Mont Aigoual. Auf der Abfahrt warnen Schilder vor Rollsplit, nicht ganz unberechtigt denn es liegt überall mehr als genug herum.
 

Im Gorges du TarnAuf dem Mt. AigoualDieses Ambiente bringt Hannes auf eine kühne Idee. Der Urlaub ist schließlich schon halb rum, der Gixxer hat auch schon 4 Mm auf der Uhr, die Strecke unverdächtig, Hannes plant ein neues Kapitel der SchandeTours-Chronologie[1] 'Wir testen für sie die Notaufnahmen Südeuropas' zu schreiben. Als erfahrenster Stürzer im Team SchandeTours ist ihm diese Rolle quasi auf den Leib geschrieben, den Rest besorgt ein 'geringfügig überbremstes(tm)' Vorderrad. Wie nicht anders zu erwarten verliert es schlagartig die Seitenführung und Hannes die Contenance.
Beunruhigend lange bleibt er regungslos liegen, und macht auch keine Anstalten aufzustehen als wir bei ihm sind. Uns irritiert die Hartnäckigkeit, schließlich sind gar keine Zuschauer anwesend, bis er wieder zu sich kommt und unmissverständlich klar macht, dass er diesmal nicht 'simuliert' sondern sich ernsthafter verletzt hat. Wir haben ihn noch nicht ganz von der Straße geborgen und im Graben abgelegt als, wieder einmal, die gut funktionierende SchandeTours Reiseleitung alle Register zieht. Es sind noch keine 5 Minuten vergangen als die erste Dose hält, es steigt aus Prof. Dr. 'Sid Watkins', bekannt aus Funk und Fernsehen, zusammen mit seiner reizenden Assistentin und begutachtet Hannes. Keine zwei Minuten später die Diagnose 'Clavicules cassé', eine Einschätzung die auch durch spätere Röntgenfotos nicht widerlegt wird. Ein Handy hat der Gute nicht also telefoniert er mit einem der unseren, die Assistentin muss allerdings wählen, dazu reichen seine Sehkräft nicht. Eine Viertelstunde später trifft das Notarztmobil ein, wir sind tief in den Cevennen, abseits größerer Orte. Die Besatzung allerdings erweist sich als bessere Feuerwehrleute denn als Sanitäter, wie sie Hannes verpacken, sich immer wieder wundern und darüber freuen, was für tolle Ausrüstung, Tragen etc. sie doch an Bord haben, hat etwas kindlich Mr. Bean-haftes. Marsi folgt ihnen dann zum Hospital, so wissen wir wenigstens wo er hinkommt. Mittlerweile ist auch die Polizei vor Ort, nur um festzustellen, dass sie hier nichts verloren hat, Alleinunfälle interessieren sie nicht. Da haben andere ganz andere Erfahrungen gemacht...
Im Krankenhaus wird, wie erwartet, die Diagnose fachgerecht bestätigt, das linke Schlüsselbein ist gebrochen, das Moppedfahren für Hannes in diesem Urlaub gelaufen.
Bleibt der Rücktransport seines Moppeds. Selbstlos bietet Andreas an, dieses zur Location zu überführen, er wird auch in Zukunft abstreiten, dass es ihm geradezu ein Herzensanliegen war endlich mal ein gescheites Mopped zu fahren. Manfred und Andreas holen dann im Sprinter Hannes ab, Christian bringt Andreas zu seinem Mopped, Manfred Hannes im Sprinter zum Haus. Abends wird dann das Testergebnis ausreichend diskutiert, vorläufig macht alles einen professionellen Eindruck.

Sonntag, 30.06.

Die Ballsüchtigen setzen sich durch, anstatt die leeren Straßen zum Moppedfahren zu nutzen muss man sich das Elend des Endspieles einer Fußball-WM anschauen. Aufgelockert wird das allerdings durch die Kommentare des Kellners, seine Sympathie gilt offensichtlich nicht dem deutschen Team, aber das ganze ist so spaßig, dass lediglich ein Tisch ostzonaler Wassertrinker nicht darüber lachen kann und nach dem Spiel aufgebracht das Lokal verlässt.

Montag, 01.07.

23.06.Wir sind der Meinung uns einen Tag am Meer verdient zu haben, unser Ziel ist die Camargue. Die Strecke führt, wie kann es anders sein, an der Ardèche entlang, durch's Rhônetal nach Avignon und weiter nach Les Baux. Die Preise in dieser Touristenfalle, Euro sei dank, man erkennt sofort das Preisniveau, treiben uns weiter Richtung Arles und Aigues-Mortes, letzteres in der Tat ein sehenswertes Städtchen. Der Strand in le Grau-du-Roi bestätigt allerdings alle schlimmen Vorurteile über französische Monsterferienanlagen. Da helfen dann auch die Flamingos, die auf der Rückfahrt stilecht am Straßenrand stehen, nicht mehr. Die Ortsdurchfahrt durch Nîmes ist etwas chaotisch, aber was will man auch erwarten wenn bei 7 Moppeds nur 2 mit GPS ausgerüstet sind.

Dienstag, 02.07.

23.06.Nach der eher ereignislosen Fahrt gestern ist heute ein Geländeausritt, '12 km leichter Schotter', geplant, zum ersten Mal wäre die KTM das bessere Mopped als die Blade. Gerade auf bergabführenden Schotterpassagen macht sich das Fehlen der hinteren Bremsbeläge sehr negativ bemerkbar. Aber der Ausblick von einem Berg, auf den die Schotterpiste letztlich führt, entschädigt wieder für alles.
 
 

Mittwoch, 03.07.

Die Ardèche lädt einen Teil der SchandeTourer dazu ein, anstatt schnell an ihrem Ufer vorbei zu fahren langsam mit dem Kanu auf ihr zu paddeln. Andreas und ich fahren allerdings wieder eine nette Tour, Andreas nicht ohne vorher sein Hinterreifen wechseln zu lassen. Unterwegs versucht mir auf einer sehr schmalen Bergstrecke ein Köter in die Waden zu beißen, ein schwungvoller, weitgehend ungezielter Tritt nach hinten trifft ihn sehr glücklich unter der Schnauze, das schmerzhafte Aufheulen dürfte die Lektion 'Ich beiße keine Moppedfahrer' erfolgreich abgeschlossen haben.

Donnerstag, 04.07.

23.06.Bevor er wieder durch Horden sich abstrampelnder Pedalisten blockiert wird beschließen wir, den Mont Ventoux noch zu fahren solange er frei ist. Ist er zwar nicht ganz aber frei genug um jede Menge Spaß bei der Auf- und Abfahrt zu bieten. Wie dieser Berg, doch immer ca. 1.900 m hoch, so allein da in die Landschaft kommt ist zwar nicht ganz ersichtlich, die Fernsicht von da oben ist aber grandios; nach Süden bis fast ins Rhônedelta, nach Norden bis in die schneebedeckten Berge der Savoyer Alpen.
Blick vom Mont Ventoux
 

Freitag, 05.07.

Einmal waren wir bereits beim Go-Cart Fahren sind uns aber klar, dass auch dieses Event wiederholt werden muss. Auf der sehr gut ausgebauten Cart-Bahn von Lavilledieu gibt es zudem 'echte' Race-Carts zu mieten, 150 ccm, ca. 20 PS, 110 km/h Höchstgeschwindigkeit. Das können Wolfi und ich uns nicht nehmen lassen...

Abends werden die Moppeds wieder im Sprinter verpackt, SchandeTours 02 nähert sich dem Ende. Diesmal kommt Wolfis Cat auch noch dazu, er hat
sich beim Paddeln die Sehnen überdehnt und kann nicht mehr kuppeln.

Rückreise und Fazit

Samstag, 06.07.

Zum ersten Mal während dieses Urlaubs regnet es morgens, und das ausgerechnet als alle mit dem Mopped zurück fahren müssen. Nur Wolfi freut sich, dass er eine so gute Ausrede hat nicht fahren zu müssen. So früh wie wir starten kommen wir auch wieder in Germering an, 11 h inkl. Pausen für 950 km im Sprinter sind ein solider Schnitt.

SchandeTours 2002 war also wieder ein voller Erfolg, diesmal ohne Moppedpanne oder gar -verlust, das sah letztes Jahr deutlich schlimmer aus, und Hannes Verletzung ist zwar lästig aber unproblematisch, das Schlüsselbein brechen andere sich auf der Megafete bei stehendem Mopped...
Die Region Ardèche mit den Bergen der Cevennen bleibt als äußerst reizvolles Moppedrevier in Erinnerung, die Location war schlichtweg genial, und auch die Leute, mit vielen ST-Frischlingen dieses Mal, haben wieder gepasst.
 
 

[1]  Begründet wurde diese Tradition von Hannes auf 99 Korsika, als er sich mit der Bandit ablegte und den Rettungsdienst sowie die Notaufnahme in Ajaccio testete. Im gleichen Jahr konnte auch Wolfi noch einen Beitrag liefern, nach seinem Abflug bei Nurio auf Sardinien blieb er sogar eine Nacht im Hospital. Und auch 2000 wurde ein neuer Eintrag geschrieben, damals von Mitch, der nach seinem Abflug in den Pyrenäen dem Krankenhaus in Lourdes einen Beitrag widmete. 2001 übernahm Hannes wiederum das Grüne Trikot des punktbesten Stürzes durch seinen Unfall in der Toskana, bei der er zumindest den Kilogixxer final zu zerlegen wusste.



Bilder von Christian
Bilder von Ronny

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Thomas Schade
10.08.02