Vorbereitend auf die später beschriebene Überholung von Koni und Marzocchi
Dämpfern wird zunächst ein kleiner Überriß über die gebräuchlichen
Stoßdämpfertypen vorangestellt.
- der klassische Dämpfer
Vertreter: z.B. Koni, Boge, Marzocchi Basismodell, einfache FVQ (Japaner)
Er besteht aus:
- Stahlfeder
- Dämpferkörper
- Kolbenstange
- Dämpfereinsatz mit den Ventilen
Der Körper
ist teilweise mit Öl und Luft gefüllt, das (komprimierbare) Luftvolumen
gleicht das Volumen der in den Körper einfahrenden Kolbenstange aus, indem
es komprimiert wird (wäre der Dämpfer
randvoll mit Öl gefüllt könnte die Kolbenstange nicht
hineingedrückt werden, da das Öl, das das Volumen der Stange verdrängt
ja irgendwo hin müsste aber nicht kann).
Dieses Nebeneinanders von Öl und Luft kann bei starker Beanspruchung zum
Durchmischen von Öls und Luft (sog. "Aufschäumen" führen, wodurch die Dämpfungswirkung stark
beinträchtigt wird.
Dieser Dämpfertyp kann auch nur "aufrecht" montiert werden, andernfalls würde
ein Dämpfungsventil durch die aufsteigen Luftblase Luft statt Öl ziehen.
- Dämpfer mit Ausgleichsbehälter
Vertreter: z.B. Marzocchi AG Strada, Corto Cosso, höherwertige FVQ, Stereo-Federbeine
von Wilbers und Whitepower, und viele andere.
Er besteht aus:
- Stahlfeder
- Dämpferkörper
- Kolbenstange
- Dämpfereinsatz mit den Ventilen
- externer Ausgleichsbehälter
Der Körper ist ausschließlich mit Öl gefüllt, im Ausgleichsbehälter
ist das Öl durch eine elastische Gummimembran/blase von einem Ausgleichsluftvolumen
getrennt.
Das von der einfahrenden Kolbenstange verdrängte Ölvolumen kann nun durch
"Zusammendrücken" der Gummimembran-blase ausweichen.
Dieses Prinzip bietet viele Vorteile:
- Durch die Trennung des Öls von dem Luftvolumen durch die Membran wird sein
Aufschäumen verhindert.
- Der Ausgleichsbehälter bewirkt eine zusätzliche Kühlung des Öls,
da durch die Dämpferbewegung ständig Öl in und aus dem in der Luft
gekühlten Behälter gepumpt wird.
- Der Luftdruck im Ausgleichsluftvolumen kann in der Regel um 2-3 bar erhöht
werden (Marzocchi, Corte Cosso), wodurch eine zusätzliche Luftfeder entsteht und die
eigentliche Spiralfeder verstärkt (Soziusbetrieb!)
- Die Dämpfer können in jeder Position montiert werden, also auch umgedreht mit
dem (schweren) Dämpferkörper nach oben. Dadurch vermindert sich die ungefederte
Masse am Rad (nur interessant für die Rennstrecke)
Kurzum: Die Vorteile liegen klar auf der Hand, nicht von Ungefähr kamen Marzocchis
bei den Langstreckenwettbewerben der 80er Jahre (Bol d'Or) zum Einsatz.
- De-Carbon Dämpfer
Das De-Carbon Prinzip (von Monsieur de Carbon in den 50er Jahren entwickelt) wird
seit seinem erfolgreichen Einsatz in den experimentellen Zentralfederbeinfahrwerken der
Endurance-Racer der 80er Jahren bis heute in allen Monoshocks und vereinzelt
Stereodämpfern verwendet.
Er besteht aus:
- Stahlfeder
- Dämpferkörper
- Kolbenstange
- Dämpfereinsatz mit den Ventilen
- ggf. externes Gasreservoir
Im Körper sind Öl und das Ausgleichsgasvolumen durch einen undurchlässigen
Kolben getrennt. Das Ausgleichsvolumen steht unter hohem Druck (ca 20-30 Bar) und ist
zur Vermeidung von Korrosion meist durch ein inertes Gas (Stickstoff) gefüllt
Dieses Prinzip hat folgende Vorteile:
- Durch die Trennung des Öls von dem Luftvolumen durch den Kolben wird sein
Aufschäumen verhindert.
- Der hohe Luftdruck im Ausgleichsluftvolumen verstärkt die Federwirkung erheblich.
- Die Dämpfer können in jeder Position montiert werden, also waagrecht
(Cantiliver und diverse Zentralfederbeinrahmen) oder auch umgedreht mit
dem (schweren) Dämpferkörper nach oben. Dadurch vermindert sich die ungefederte
Masse am Rad/Schwinge.
Nachteil: der Dämpfer kann wegen des hohen Gasdrucks nur durch einen Spezialbetrieb
geöffnet und überholt werden.
- Luftdruckfederdämpfer
Vertreter: Fournales
Er besteht aus:
- Dämpferkörper
- Kolbenstange
- Dämpfereinsatz mit den Ventilen
Hier wird die Stahlfeder komplett weggelassen und die Federkraft alleinig durch
einen enorm hohen Luftdruck (15-80 bar) hergestellt.
Die Vorteile:
- gutes Ansprechverhalten durch die masselose Luftfeder
- hohe Gewichtsersparnis durch die entfallene Stahlfeder.
- Federkonstante ist hoch nichtlinear (hyperbolisch)
- Die Federbasis ("Vorspannung") kann durch Veränderung des Luftdrucks beliebig verstellt
werden, gleichzeitig wird auch die Federkonstantenkennlinie verändert.
Hierzu wird eine sehr starke Fahrrad-Luftpumpe verwendet, Harley-Fahrern verkauft man an dieser
Stelle natürlich die (sehr teuren) Fournales-Spezialpumpen ;)
Nachteil: die Federkonstante kann nicht isoliert - wie im Falle von Stahlfedern durch Austausch -
geändert werden.