Tests zu Motorradausrüstung

Helme

• Zielgruppe: Der AR-1 ist als Sporthelm ausgelegt, so daß tourenfreundliche Komfortaustattungen wie Sonnenblende, Pinlock-Antibeschlagsinnenvisir, Schnellverschluß etc fehlen. Dafür hat das Visir Zapfen für Abreißfolien ;) und man muß sich an den zunächst etwas fieseligen, aber sicheren Doppel-D-Verschluß gewöhnen. Auch die Aerodynamik ist eindeutig auf Sport, d.h. auf "Nach-Vorne-Sicht" ausgelegt, die Anströmung auf meiner Renn-Laverda ist perfekt und bis 160 turbulenzfrei, aber dreht man den Kopf um mehr als 30 Grad, wird er im Luftstrom fast abgerissen.
• Sicht: Auffällig ist der riesige Visir-Sichtwinkel. Wo alle anderen Helme den Kopf "umschließen", vermittelt der AR-1 das Gefühl als läge der Kopf frei. So ist die Oberkante des Visirausschnitts ca. 1 cm höher als die vergleichbarer Helme, so daß nicht nur eine optische Brille, sondern zusätzlich eine große Sonnenbrille drunter paßt, ohne daß der Helm von oben auf die Brillengestelle drückt.
  Aber nicht nur für Brillenträger, sondern vor allem für die Rennstrecke erweist sich diese "hohe Stirn" als praktisch, die obere Visirkante beineinträchtigt nicht mal die Sicht selbst wenn man mit dem Helm auf dem Tank liegt.
• Außenschale: es handelt sich um übliches Kevlar-Glasfaserlaminat, das selbstverständlich den allegemeinen Sicherheitsnormen/Zertifizierungen entspricht. Die Lackierung scheint recht empfindlich zu sein, man sollte den AR-1 vorsichtig behandeln.
• Polsterung: es handelt sich hier um ein spezielles atmungsaktives Futter, das sehr angenehm und kühl an der Kopfhaut anliegt. Es ist komplett herausnehmbar und waschbar, zur Anpassung an die Kopfform können Polster in verschiedenen Größen eingesetzt werden. Auch weist die Helmpolsterung spezielle Kanäle für Brillenbügel auf.
• Lüftung: Die Luftzirkulation ist ungewöhnlich stark, wobei auch die Belüftung über das Helmdach (durch 2 Kippschalter aktivierbar) sehr gut funktioniert. Ideal für diejenigen, die mit starker Erhitzung des Kopfes Probleme haben (wie z.B. ich), für andere störend, da als zugig empfunden. Durch die starke Belüftung ist die Beschlagsfreiheit von Visir und v.a. Seh-Brillen im Winter erstklassig.

Aktuelle Rennstiefel bis 350 Euro im Vergleich

• max. 350 Euro
• Ausstattung mit Versteifungen gegen das Verdrehen/Abknicken des Fußgelenkes
• Stiefelschaft muß sich trotz ausgeprägter Allgäuer "Wadeln" problemlos über einer mit integrierten, massiven Schienbeinprotektoren ausgestatteten Motorradkombi schließen lassen.
• Schaltverstärkung rechts UND links

Der entscheidendste Faktor, nämlich die Frage nach der individuellen Paßform, kann natürlich nur vom einzelnen durch Anprobieren beantwortet werden. Sämtliche Stiefel sind reine Fahrstiefel, die fast gar nicht bis gar nicht zum Laufen geeignet sind.
Die Preisangaben sind Herstellerangaben, teilweise sind die Stiefel stark reduziert erhältlich (die Daytona Evo Sport wurden schon bei ebay f. nur 260 Euro angeboten, die Gaerne GRS, für die ich mich letztendlich entschieden habe, ließen sich auf 230 Euro runterhandeln)

Typ (Preis, Handel)	Allgemein	Fazit
Frey-Daytona Evo Sport 350,- www.frey-daytona.de, Louis	Frey-Daytona ist Vorreiter des "Außenschuh-Innenschuh-Konzeptes". Der Innenschuh muß getrennt vom Außenschuh angezogen werden. Der Außenstiefel ist komplett aus Kalbleder und daher reparierbar, Innen-und Außenschuh sind getrennt nachkaufbar. Sohle, Fersen- und Zehenverstärkung und Obermaterial sind sehr dünn und weich, was ein gutes Schaltgefül gibt, andererseits vom Sicherheitsspekt her Fußrücken und Zehen weniger gegen Schlag und Abknicken schützt. Ebenfalls negativ: sämtliche Weiten-Verstellungen und die Sicherheitsabdeckung des Reißverschlusses erfolgen durch Klettverschlüsse, aus eigener Erfahrung traue ich diesen im Sturzfalle nicht allzuviel zu, sollte sich einer der Kletts öffnen, kann sich der Evo-Außenschuh komplett vom Fuß lösen. Auch verlieren Kletts nach 1-2 Jahren Gebrauch ihre Haftkraft und müssen getauscht werden. Zum Laufen geeignet.	positiv: Innenschuh-Konzept gegen Torsion des Fußgelenkes, hochwertige Verarbeitung aus Kalbleder. Für ca 410 Euro gibt es den Evo Sport mit Gore-Tex Membrane. negativ: Außenleder sehr dünn, keine Schlagdämpfung über dem Spann, Zehen/Fersenverstärkung eher schwach, viele Klettverschlüsse, Anziehen fummelig. Fazit: Von dem hochgelobten Evo Sport war ich eigentlich enttäuscht, wahrscheinlich profitiert er von dem Ruf seines exklusiven Bruders "Security-Evo". Die Frage, ob Langlebigkeit und Reparaturfreundlichkeit (bekannt guter Service der Fa. Frey) die Mängel in Punkto Sicherheit aufheben, muß jeder selber beantworten.
Alpinestars SuperTech 320,- Hein-Gericke	Alpinestars hat das Innen/Außenschuh-Konzept von Daytona übernommen. Der Innenschuh muß vor dem Außenschuh angezogen werden. Der Innenschuh macht einen solideren Eindruck als beim Daytona Evo Sport, er wird fest am Fuß verschnürt, aber diese Verschnürung, die durch einen kleinen Plastik-Verschluß fixiert wird, ging bereits bei der Anprobe wiederholt auf, so daß der Innenschuh nicht mehr fest am Fuß sitzt. Positiv: Einstieg in den Außenschuh von hinten, Fußkappe und -Spitze sind stark verstärkt. Leider besteht der Außenschuh aus dem Kunstleder "Lorica", die Strechzone oberhalb des Fußrückens besteht sogar lediglich aus Schaumstoff und Gummi, so daß der Fuß in diesem Bereich quasi frei liegt. Bedingt zum Laufen geeignet.	positiv: Innenschuh-Konzept gegen Torsion des Fußgelenkes, insgesamt gute Verarbeitung, mit Abstand bestes Innenfutter, Einstieg von hinten, kann konstruktionsbedingt nicht vom Fuß rutschen. negativ: Außenmaterial aus Kunstleder (Lorica), Verschnürung des Innenschuhes hält nicht, offenliegender Bereich über dem Spann sicherheitstechnisch zweifelhaft, Anziehen fummelig. Fazit: Besonders für schmale Füße geeigneter Sicherheitsstiefel, die Schnüre des Innenschuhes sollte man aber verknoten.
Gaerne G-RS 259,- www.buese.com	Kein Innenschuh-Konzept, sondern Torsionsverstärkung durch eine massive, teilweise 5 mm starke, äußere Kunststoffschale mit verschraubtem Gelenk und Schnallenverschlüssen im Wadenbereich. Der Gaerne-Stiefel gleicht im Aufbau einem Cross-Stiefel, durch die Schnallen/Peitschenverschlüsse sitzt er bombenfest am Fuß. Die Verarbeitung ist massiv mit teilweise Metall, der torsionsverhindernde Kunststoffschaft gibt dem Fuß die beste Stabilität von allen probierten Stiefeln, die Stahleinlage der Sohle ist sehr steif gewählt und Fersen/Zehenkappe fast schon so stark wie bei einem Sicherheits-Arbeitsschuh. Der Kunststoffschaft ist an der Wadeninnenseite rutschhemmend, so daß man sich perfekt am Motorrad einkeilen kann. Es stellt sich ein sehr kompaktes und kontrollierbares Fahrgefühl ein. Mitgeliefert werden Zehenschleifer mit Metallbeschlag, die im Gegensatz zu den normalen Kunststoffschleifern kaum verschleissen. Der Gaerne hat mittlerweile mehrere Stürze unbeschadet überstanden. Bedingt zum Laufen geeignet.	positiv: massive Außenschale gegen Torsion des Fußgelenkes, insgesamt gute Verarbeitung, sehr steife Sohle, starker Zehen/Fersenschutz, gute Fütterung, Einstieg von hinten, sehr kompaktes Gefühl am Fuß, kann konstruktionsbedingt nicht vom Fuß rutschen. negativ: Außenmaterial aus Kunstleder (Lorica). Fazit: Meine Wahl! Gäbe es den Gaerne G-RS in Echtleder, wäre überhaupt nichts an ihm auszusetzen. Insbesondere Leute mit breiterem Fuß sollten ihn mal anprobieren.
Oxtar TCS Evo RX (Oxtar TCS Sport) 240,- (190,-) Polo	Kein Innenschuh-Konzept, sondern Torsionsverstärkung durch äußere Kunststoffapplikationen und ein spezielles "Widerhakensystem" ("patentiertes Torsion Control System"). Der bloße Blick auf dieses TCS-System offenbart allerdings, daß es einem Sturz nie und nimmer standhalten wird, tatsächlich brechen die windigen Plastikhaken, die ja im Sturzfall die Überstreckung des Fußes verhindern sollen, bereits im normalen Fahrbetrieb ab (die defeketen Stiefel werden günstig bei ebay versteigert). Die Verarbeitung des günstigeren TCS Sport ist schlichtweg miserabel, die Nahtstellen sind nicht nach innen abgepolstert und die Nähte nach außen sturzexponiert, durch die unsauber angeklebte Sohle spührt man jeden Stein. Der TCS Evo besitzt immerhin ein angenehmes Innenfutter und eine ordentlich verklebte Sohle, das optisch aufgewertete TCS System ist aber genauso labil.	positiv: eigentlich nichts, außer das die Zeitschrift "Mopped" mit der Benotung "sehr gut" für den TCS Sport wieder einmal ihre totale Inkompetenz beweist negativ: Außenmaterial aus Kunstleder (Lorica), schlechte Verarbeitung, TCS-System ist reine Augenwischerei und übersteht nicht mal den normalen Fahrbetrieb. Fazit: nicht kaufen!
Sidi Vertigo Corsa 330,- Louis	Kein Innenschuh-Konzept, sondern Torsionsverstärkung durch äußere Kunststoffschale. Durch ein komplexes "Verzurrsystem" wird der Vertigo Corsa am Fuß fixiert. Da mir derart empfindliche, nach außen exponierte Systeme, die v.a. im Sturzfall das Risiko in sich bergen, aufzugehen bzw. aufgerissen zu werden, suspekt sind, habe ich den Sidi vorerst nicht getestet.	positiv: / negativ: / Fazit: /
Diadora Eagle Pro 330,- www.bf-hardwear.com	Diesen Schuh mit Innenschale aus Karbon und Rindleder/Lorica-Obermaterial auf dem Außenschuh hätte ich gerne ausprobiert, leider war er im erreichbaren Umkreis nicht aufzutreiben. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, wird ein Bericht nachgereicht.	positiv: / negativ: / Fazit: /

Stiefeltest Motorradzeitschrift 2005