From: hwicht, wicht@em.uni-frankfurt.de
Subject: Born to be wild
Date: 21 Oct 1999 12:32:09 +0200
Organization: Hic gaudit mors succurrere vitae...

Born to be wild  (Erbarme..die Hesse komme)

"Ernaaaaaa! Wo is' mei' Fransejack?"
"Plärr' ned so. Im Wäscheschrank, hinner de Bettwäsch."
Scheißweiwer. Ewig die Wegräumerei. Hinner de Bettwäsch? Nee. Ach da,
hinner de Handdücher...
"Ernaaaaaa! Wo is' mein Helm?"
"Du sollst doch ned' so plärr'n. Im Beseschrank, hinner'm Butzeimer unne'm
Schuhbutzzeug."
Brumm. Da gehört der doch ned hie. Da isser. Moment -- wieso sinn jetzt mei
Finger schwazz?"
"Ernaaaaaa! Hast du die Schuwix in de Helm gestobbt?" 
"---"
"ERNAAAAA! Sauerei! Mein' Helm is' inwendig voller Schuhwix!"
"Setz' die Sturmhaub uff, dann macht's nix!"
Da hattse recht.
"Ernaaaaa! Wo is' mei Sturmhaub'?"
(Erna erscheint formatfüllend im Türrahmen, von Lockenwicklern gekrönt. Das
Dampfbügeleisen in ihrer rechten Hand ist drohend erhoben)
"Schaff' dich hier 'raus. Ganz schnell. Hock dich uff dei Modorrad unn'
fahr weg. Unn' komm ned vor fünf widder. Ich will in Ruh' "Quincy" gucke."

Scheissweiber. Jetzt awwer. Tepperunterschlapp. Der Middaach gehörd mir
unn' meim Motorrad. Freiheit, kaa Weiber, kaan Fernseher. Ich und die
Landstraß unn' mei Stahlroß dezwische. Da steht'se; schee, der viele Chrom.
Was heisst des eischentlich, "Syosung"? Egal, druff, Helm uff, Schlüssel'
nei, Anlasser, unn' ab. --- Warum dut sich da nix?

"ERNAAAA! Mei Modorrad springt ned an!"

(Geräusch eines sich öffenden Fensters. Ein Dampfbügeleisen fliegt durch
den Hinterhof und zerschellt am Boden.)

Ui, des war knapp. Jetzt awwer nix wie fort, bevor se runner kommt. Warum
springt des Scheißding ned an? Ach so, de Seiteständer. Jetzt awwer
(tschwiwiwiwifröpfröpfröpfröp) echt stack, wie der Modor so unner eim
zittert. Des is Kraft. So, unn' jetzt die Kupplung gezooche und dann der
geile Kraftschlach, wenn de erste Gang neifällt (klick) Gaaaaaas
(frööööööööööp), Kupplung (fröööaaaaaaaa....) und ab
(aaaaööööö......KLOING). Scheiße. Unn' da hinne kommt Erna. Umdreh:

"ERNAAAA! Isch hab mer' de Rückspieschel am Hofdor zerkloppt, machs'de
schnell die Schärwwe weg, wannde schon da bist?"

Hähä, jetzt um die Eck unn' fort (Frööööööööpöööööpööpööpöpöööp). Ach, der
Sound. Des Baßgedonner, des eim die Eier wackele läßt. Unn' die Kraft, ein
Dreh' am Gas (fröööääääää) und schon zuckt die Tachonadel uff
20.............30................40..................50, halt ich bin ja
noch
innerorts (fröööööapapapaa) unn' da vorne geht's um die Eck, runnerschalde
(aaapapaklockääääää), Scheiße, warum hängt dann der Audofahrer so dicht da
hinne druff, hochschalde und Gas (klick, äöiiiiiiiiiiiiiii), Mist, des war
de Leerlauf, nochemal hoch (iiiiiiiiSchrrrrrrrrKLONGkkrööööö), Mann, gibt
des 'en Knüppel ins Kreuz.

(Frööööööööööpöppöööö). Eischentlich hatt' ich gedacht, dasses wärmer wär.
Is' doch schon kalt an de Finger. Awwer des gehörd zum Modorradfah'n. Da
muss mer dorsch ... (fröööööööööpööö) ... werd' awwer doch kalt. Da vorne
isses Buudsche. Ich mach' en Boxestopp. 

(Anmerkung für Nicht-Südhessen: Ach, des Buusche, äh, 'tschuldigung, das
Budchen! Wie will man einem Fremden das Wesen des Budchens näherbringen?
Wie unzutreffend ist selbst die hessische Bezeichnung "Wasserheisje", denn
Wasser wird dort eher nicht konsumiert. Trinkhalle? Stimmt nicht. Die
wirklich idyllischen Budchen schmiegen sich an Parklandschaften, und die
Jünger des Dionys schwärmen vom Budchen zu den Bänken aus, auf denen einige
auch nächtigen. Aber nie allzuweit weg, denn das nächste Bier will bald
besorgt sein. Wie will man dem, der nie am Budchen soff, die Magie
schildern, die diese - dem Hessen heiligen - Orte umgibt. Der sprühende
Intellekt der Unterhaltungen. Die tiefsinnigen Exegesen des Lebens in
allgemeinen und der Schlagzeile der Bildzeitung im besonderen. Resignierte
Lebensweisheit, flaschenweise, der halbe Liter zu zwoverzsich. Trunkene
Schwere, lallender Absturz ins Nichts. Glückseligkeit, morgens schon ab 9,
abends bis 10. Nur zwei Dinge gibt's, die dem Budchen zum vollkommenen
irdischen Paradies fehlen: das Bier müßte umsonst sein und die Kasse des
Sozialamtes direkt daneben).

(frööööööääääckäckäckkops) Scheiße, abgewürgt. Nur nix anmerke' lasse, da
vorne steht de Schorsch, des Schlappmaul, kuhl abstelle, als ob's so
gedacht wär, absteische, die paar Meter dapp' ich, unn' e Bier bestelle...
"Ei Männer, wie?-- Paul gib' mer' e Ex, awwer kaa ganz kaltes, ich brauch'
was warmes, es is' e bisje frisch im Freie... Danke. Prost, Schorsch, wie
geht's?"
"Warum stells'de dann dei' Modorrad ganz da vorne hie?"
"Ich brauch Beweschung nach der Mordstour, is doch e' bisje kalt, wenn mer
als so uffem Bock hoggt."
(gluckgluckgluck).
Jetzt muß ich en Witz mache unn's Thema wechsele, sonst fracht er mich, wo
ich all war. 
(gluckgluckgluck) 
"Jaja, ich steh hier unn' muß des kalte Bier trinke und mei' Fraa steht
dehaam unn' kann die Händ' in's warme Spülwasser dunke..."
(Heiterkeit)
(gluckgluckgluck)
"Paul, noch zwaa"
(Schweigen)
(gluckgluckgluck)
(Schweigen)
(gluckgluckgluck)
(Schweigen)
"Isses schon fünf?"
"Ach was, noch kaa drei."
"Na dann."
(gluckgluckgluck)

...viel später...so gegen halb fünf.

(gluckgluckgluck)

"Isch musch wei...wwwweider"
"Wwwo wilsssstendumiddeimdalle Kopp noch hie?"
"Sssum Wuulwörss, e' neu Dampfbüüscheleise hole...."
"Schon widder?"

-- 
Helmut Wicht
wicht@em.uni-frankfurt.de
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