On 31 Aug 1999 08:38:19 GMT, mathias@informatik.uni-mannheim.de
(Mathias Waack) wrote:
>Na denn viel Spass in den Alpen. Ich hoffe Du wirst dies nicht
>mehr lesen koennen,
Kann ich aber doch, ein anständiger Newsserver hebt einem die Postings
auf bis man wieder da ist. Spaß hatte ich. Ich hätts da unten durchaus
noch ein paar Wochen ausgehalten.
>trotzdem druecke ich Dir mal die Daumen,
>dass Du unterwegs nicht mehr als ueblich schrauben musst.
Der angeklebte Schalthebel hat bis zum Reschenpaß gut gehalten und
dann langsam an Kondition verloren. Weil ich nach meinem letzten
Posting erst mal zum Obi gefahren bin um den erwähnten Rätschenkasten
zu kaufen und dort auf dem Parkplatz eine leicht umgebaute SR sowie
deren Besitzer vorfand mußte ich erst mal ein stundenlanges
Fachgespäch führen, nur um dann festzustellen daß es beim Obi gar
keine Proxxon-Rätschenkästen mehr gibt (und die die es gab sahen
entweder nach chinesischer Biligstware aus oder es standen "Profi" und
ein satt dreistelliger Preis drauf). Also weiter, kurz beim Gericke
und beim Louis reingeschaut, die hatten zwar Proxxon aber nicht diesen
3/8"-Satz mit Tiefbettnüssen in dem kompakten Plastikköfferchen (und
zusätzlichen Fächern für Kleinteile). Beim Polo gabs den Satz auch
nicht, also hab ich dann doch den anderen kleinen Satz im
Stahlblechkasten genommen. Inzwischen hab ich festgestellt daß da
keine 14er Nuß drin ist, dafür eine 15er. Was soll das denn? Bin ich
Radfahrer oder hab ich ein japanisches Mopped? Egal, der Kasten
wanderte in den Koffer und ich zum McDonalds, weils inzwischen Mittag
war. Irgendwann um 13:00 Uhr oder so verließ ich dann tatsächlich
Stuttgart in Richtung Süden. Ulm, Kempten, Schlenker wegen falsch
abgebogen, Fernpaß, kalt isses auch und irgendwo tanke ich,
Reschenpaß, es dämmert bereits und ich werde etwas müde, In Merano
fahre ich mit leerer werdendem Tank dreieinhalbmal im Kreis bis ich
eher zufällig die Auffahrt zum Gampenjoch finde. Ich beschließe daß
der Sprit eh noch locker bis zur anderen Seite reicht, mit Reserve
müsste ich fast hinkommen, und fahre rauf. Inzwischen ist es
stockfinster, und irgendwie hab ich keinen Bock mehr. Außerdem kippe
ich eh fast vom Stengel, die letzten Nächte waren einfach zu kurz.
Irgendwo am Rand der Strecke finde ich eine geschotterte Fläche die
nicht wie ein offizieller Parkplatz aussieht aber trotzdem geeignet
erscheint als solcher genutzt zu werden, stelle das Motorrad möglichst
weit an die Seite, breite daneben die Kombi- und die Regenjacke aus
und krieche in den Schlafsack. Noch ein Blick auf die Uhr, wie, erst
21:30? Egal, ich liege und der Sternenhimmel ist sehenswert. Dreimal
werde ich fast schon eingeschlafen von vorbeidonnernden Lastern
geweckt, den vierten bekomme ich schon nicht mehr mit.
Um halb sechs wache ich auf, es beginnt zu dämmern und ich packe
zusammen. Eine Viertelstunde nach dem Losfahren kann ich auch schon
auf das Fernlicht verzichten. Dafür wird der Verkehr langsam dichter.
Die Tankstellen sind auch noch dicht, und ich hab zwar eine Eurocard,
aber keine Lira in der Tasche. Egal, das Problem wird erst dringend
wenn ich auf Reserve bin. Das bin ich dann auch bald, und ich hab
nicht die mindeste Lust eine Stunde an einer Tankstelle zu warten bis
diese öffnet, für den absoluten Notfall hab ich noch eine
0,6-Liter-Flasche als eiserne Reserve dabei (die hab ich mir besorgt
nachdem ich festgestellt habe daß der Benzinhahn im blaubunten Tank
nicht immer so funktioniert wie er soll, wenn man auf der B14 mitten
auf einer Brücke mit furztrockenem Tank liegenbleibt 500m nachdem man
auf Reserve geschaltet hat ist das nicht wirklich lustig). Ich
Schwuchtel also weiter und verplempere wertvolle Ressourcen damit daß
ich kreuz und quer durch Trento gondele und nach einem Wegweiser
Richtung Caldonazzo, einem Geldautomaten oder einer geöffneten
Tankstelle suchen. Ich finde nichts davon, folge aber nach einem Blick
auf die Karte einem Wegweiser nach Vicenza. Ohne den Berufsverkehr und
die Müllabfuhr die im Weg rumstehen könnte das sogar eine geile
Strecke sein. Einige Kilometer weiter ist die Reserve zu Ende. Ich
lasse mich rechts ranrollen und werde von den Pendlern und
Müllkutschern die ich gerade überholt habe hergebrannt. Die eiserne
Reserve wandert in den Tank. Wenigstens bin ich hier richtig, ein
Stück weiter kommt ein Wegweiser nach Calceranica. Über Serpentinen
geht es runter in den Ort, knapp zehn Kilometer nach der letzten
Tankung stehe ich vor einem Wegweiser der behauptet daß der Camping
Fleiola irgendwo in einer undefinierten halbrechten Richtung zu finden
sei, da führt nur keine Straße hin. Also nach rechts. Das Kaff ist zu
Ende, nix Camping. Zurück. Ah, die Agip-Tanke scheint gerade geöffnet
zu haben. Aber es kann sich ja nur noch um ein paar hundert Meter
handeln. Der Ort ist zu Ende, nix. Vielleicht liegt der Platz ja
ausserhalb? Tut er nicht. Der Motor beginnt zu spucken. Ich wende und
lasse die Karre in einer Einfahrt ausrollen. Grmbl. Das hats jetzt ja
gebraucht. Ich rufe einige Mobilboxen an und schicke eine SMS an Elwu.
Pennen die alle noch oder sind die schon unterwegs (die
Wahrscheinlichkeit ist äusserst gering, aber theoretisch wärs ja
möglich)? Egal, warten bis sich von denen jemand rührt dauert zu
lange. Spritflasche raus, Daumen raus, gleich das zweite Auto hält an
und nimmt mich zur besagten Agip-Tanke mit. Bevor ich mir den Streß
mache wegen einem halben Liter Sprit irgendwelche finaziellen
tranzakgtionen in Fremdwährungen durchzuführen und zwei Kilometer zu
latschen schau ich erst mal ob ich nicht doch den Campingplatz finde.
In Richtung Ortsausgang ist er nicht, in der anderen Richtung sehe ich
wie vom Donner gerührt ein aus dieser Richtung sehr gut und aus jeder
anderen Richtung überhaupt nicht sichtbares Schild das zum richtigen
Campingplatz weist. Ich hätte als ich in den Ort kam nur in die
unscheinbare Sackgasse geradeaus fahren müssen. Ich tappe dort runter
und finde schließlich einen haufen Motorräder und einige schon mehr
oder weniger wache drmler vor und übergebe damit an den offiziellen
Alpentourbericht.
An der Tanke wurde der Schalthebel dann nach einem eigenen
vergeblichen Versuch ihn wieder anzukleben mit einem
dazwischengelegten Stahlblech angeklemmt ("Laaaangsam!" sagten die
Mechaniker mahnend; die Reparatur hielt bis zum nächsten Tag), zwei
Tage später hab ich ihn in Trento anschweißen lassen, nach der
Umzugstour hab ich in Sondrio eine Tachowelle gekauft, musste
anschließend aber noch nach Lecco Bremsbeläge besorgen und hab beim
dortigen Yamaha-Händler den Schalthebel anschweißen lassen (mit nem
einfachen Schweißtrafo; erst eine Stunde lang "Troppo precario!", als
er fertig war (schon beim vierten oder fünften Versuch hats gehalten)
"Piaaaaano!"), zwei Tage danach hab ich bei der VW-Werkstatt in Sorico
den Hebel anschweißen (wieder Schutzgas, der Schweißer hatte so viel
Selbstvertrauen daß er auf wohlmeinende Ermahnungen verzichtete,
verblüffte mich aber damit daß er die verölte Karre "Bello!" fand)
lassen, das hält bis jetzt. Also nix besonders erwähnenswertes
eigentlich.
Ach ja, und man soll nicht ohne Zündschlüssel zu einer Tour starten,
auch wenn irgendwer behauptet die würde *höööchstens* 200km lang.
Zumindest nicht wenn man den Zündschlüssel auch für den Tank braucht.
CYA! Matthias
--
Meins: http://home.t-online.de/home/SR500_Stuttgart
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Auch meine: XT 500 ´81 und SR 500 ´79