Hi Folks,
vielleicht etwas spät, aber hier nun mein Super Moto Bericht:
Samstag, 21.08.99 02:40 Uhr: Der Wecker schmeisst mich aus den Federn
und ich bin völlig orientierungslos. 2 Minuten und etliche Liter
fliessend kaltes Wasser später, erinnere ich mich dumpf daran, dass ich
ja jetzt noch ca. 380km zu fahren habe, um nach langer Zeit mal wieder
meiner Husky (mit nagelneuem Motor) das vorletzte Super Moto Rennen
dieser Saison zu bestreiten. Alles Notwendige haben wir bereits am
Vorabend eingepackt und so ziehe ich dann kurz nach 03:00 Uhr los, um
meine seelische Stütze abzuholen. Dort verweilen wir noch einen Moment,
da sie ja wie üblich nicht fertig wird, um letztendlich kurz vor 04:00
in Richtung Norden aufzubrechen. Erwartungsgemäss ist auf der Dosenbahn
nicht allzuviel Verkehr, so dass sich mein VW-Bus auf ca. 130km/h
einpendelt und wir gut vorankommen. Anke nimmt sich auch noch eine kurze
Auszeit - ich bin also bis auf die quäkende Stimme im Radio völlig
alleine. Mir fällt spontan der Golden Earring Klassiker "Radar Love" ein
und ich kämpfe ein wenig gegen die aufkommende Müdigkeit.
Kurz nach 08:00 Uhr, eine kurze Kaffeepause miteingeschlossen: Ankunft
in Harsewinkel, einem verschlafenem Nest in der Nähe von Warendorf. Dort
herrscht schon ein munteres Treiben, die technische Abnahme ist auch
wach - nun aber hurtig...
Unterwegs im Fahrerlager halte ich hier und dort ein kleines
Schwätzchen, nur auf die Frage: "Warst Du beim Friseur?" fällt mir
nichts Dummes mehr ein.
Die technische Abnahme ging auch rel. problemlos über die Bühne und so
konnte der Herbrennung nichts im Wege stehen. Der Streckenverlauf ist so
gut wie unverändert, also keine grossen Neuerungen. Die ersten Trainings
begannen um 10:00 Uhr, mein erstes freies Training war für 10:40 Uhr
angesetzt. Genug Zeit also, um den anderen noch zuzuschauen. Doch
bereits im ersten freien Training der Open-Klasse passiert es: Sascha R.
ein routinierter Fahrer überschlägt sich am Sprung und bleibt regungslos
liegen. Spätere Diagnose: Schlüssel- und Schambeinbruch und eine deftige
Gehirnerschütterung. Der Veranstalter beschliesst, den schlecht
präparierten Sprung voerst rauszunehmen und über die Mittagspause neu zu
gestalten. Mit etwas Verspätung kann mein erstes freies Training
beginnen. Um es kurz zu fassen *LOL*: Ich bin gefahren wie ein Anfänger.
Total steif und verkrampft sass ich auf der Husky und eierte um den
gesamten Kurs. Die Speedway-Kurve war besonders grausam. Alle fuhren
dort locker im Drift um die Kurve und mein Eiertanz dürfte von aussen
ziemlich peinlich ausgesehen haben. Auch Anke meinte, was denn mit mir
los sei, ob ich denn einen Besen verschluckt hätte. So weit so schlecht.
Das Training war vorbei und es ging erst nachmittags mit dem zweiten
freien Training weiter.
14:00 Uhr Start der ersten freien Trainings der Prestige-Klasse und die
Jungs haben uns dann gezeigt wie man diesen Kurs zu fahren hat: Gas Gas
Gas...
Vor allem der fliegende Postbote Mikka Sironen zeigte uns allen was es
heisst mit Vollgas durch das Speedway Oval zu driften. Krank.
Irgendwann durfte dann auch ich wieder mit dem Eiertanz beginnen. Im
zweiten Training wurden bereits die Zeiten genommen und mit einer
1:15,71 reihte ich mich hinten auf den 27. Platz (von 37) ein. Na toll.
Das verhiess ja nichts Gutes. Im Zeittraining wollte ich dann alles
geben, um wenigstens so um den 20. Platz herum mir eine Ausgangsposition
für den Einzug ins Halbfinale zu schaffen. Die ersten 16 im Vorlauf
kommen nämlich direkt ins Halbfinale, alle anderen müssen in den
Hoffnungslauf, wobei dort nur die ersten 6 weiterkommen.
Motiviert, aber immernoch leicht verkrampft nahm ich das ZT in Angriff
und konnte auch meine Zeit um gut 4 sec verbessern und für einen kurzen
Moment träumte ich von einem guten Startplatz. Dieser Traum zerplatzte
dann wie eine Seifenblase, denn auch alle anderen konnten ihre Zeiten
verbessern und ich musste mit dem 28. Startplatz - so schlecht wie schon
lange nicht mehr - vorlieb nehmen. Meine Zeit: 1:11,91. Der Schnellste
in meiner Gruppe für 5 sec schneller als ich und in der Prestige Klasse
war die schnellste Runde irgendetwas mit 1:02,xx. Ganz schön blamabel
für mich, aber leider konnte ich nichts ändern, ausser am Rennsonntag
auf Angriff zu fahren.
Deprimiert und müde fuhren wir in unser Hotel und ich versank gegen
21:30 Uhr in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
Sonntag, 22.08.99 - time to race...
Halbwegs motiviert trafen wir gegen 09:00 Uhr auf der Rennstrecke ein,
wo bereits ein reges Treiben herrschte. Schnell das Motorrad ausgeladen
und kurz durchgecheckt und sich so langsam auf das Warm-up einstimmen.
Joachim fand auch den Weg zu uns, so konnten er und Anke mich tatkräftig
unterstützen.
Im Warm-up übte ich noch einige Starts und feilte noch ein wenig an
meiner Kurventechnik, aber dennoch war ich immer noch ein wenig
verkrampft. Ausreden? Gibt es keine! Mein dumpfes Gefühl im Magen sagte
mir, dass es bald losgehen würde und schneller als mir lieb war stand
ich mitten in der Startaufstellung. Naja, eher etwas weiter hinten :-)
Schnell noch die Aufwärmrunde absolviert und dann ging es in 7 Minuten
plus 2 Runden um alles oder nichts. Das Startband schoss in die Höhe und
ich erwischte einen recht guten Start. Allerdings verlor ich in der
ersten Kurve gleich wieder ein paar Plätze, weil mir in dem Gedränge
noch der nötige Biss fehlt. Ich fuhr zwar nicht gut, aber einen sauberen
Rhythmus bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich zweimal verbremste und so
den Anschluss an die Verfolgergruppe verlor. Mein Rhythmus war auch
durcheinander und so musste ich mich mit einem 20. Platz begnügen und
auf den Hoffnungslauf vertrauen.
Im Hoffnugslauf hatte ich einen Startplatz in der ersten Reihe und somit
alle Chancen auf eine gute Plazierung. Der Start war gut, aber nicht gut
genug und ich lag an 7. Position, also musste ich noch einen Platz gut
machen, um den Einzug ins Halbfinale noch zu schaffen. Die KTM und ihr
Fahrer waren nicht sonderlich gewillt ihren 6. Platz abzugeben, obwohl
er um einiges langsamer war als ich. Also startete ich einen letzten
verzweifelten Angriff am Ende der langen Asphaltgeraden vor der 90°
Kehre. Ich setzte mich aussen neben ihn, bremste spät und heftig, die
Husky stellte sich vor der Kurve quer, ich lenkte in die Kurve ein und
schwupps rutschte mir das Vorderrad weg. Das war es dann wohl dachte ich
mir. Sprintete zu meiner noch laufenden Husky, in der Erwartung, dass
sie - wie immer- gleich ausgehen würde, aber sie lief noch. Mit grossem
Abstand reihte ich mich auf dem letzten Platz ein und überlegte nun, was
ich denn tun sollte: Für die Zuschauer ein Showfahren veranstalten,
rausfahren oder einfach meine Wut in den Gasgriff übergehen lassen und
versuchen zumindest nicht Letzter zu werden. Ich entschloss mich für die
letzte Möglichkeit und startete mit reichlich Wut im Bauch eine furiose
Aufholjagd. Plötzlich schien alles zu klappen, völlig entspannt und
locker fuhr ich eine schnelle Runde nach der anderen und kam der Meute
näher und näher, bis ich endlich wieder Beute machen konnte und nach und
nach das Verfolgerfeld aufmischte. Letztendlich wurde ich 12. und schied
aus, aber das wichtigste war, dass es mir wahnsinnig viel Spass gemacht
hat und ich beweisen konnte, dass ich doch schnell fahren kann, wenn ich
nur locker genug bin. Ich hoffe die Motivation reicht bis zum 18./19.9.,
dem Saisonfinale in Zweibrücken, wo ich ins Finale fahren möchte. Ob ich
mich vorher nochmals auf die Schnauze legen muss, um locker zu werden,
dass weiss ich jetzt noch nicht.
Ich hatte somit nun die Gelegenheit mir in aller Ruhe die Prestige
Rennen anzuschauen und was dort geboten wurde, war wirklich Super Moto
vom Feinsten, aber kommt nach Zweibrücken, dann seht ihr selbst...
In diesem Sinne:
CU
Peter
P.S.: Sorry für die Länge und mind the f'up