Moin!
Nachdem meine Norton Dominator, die ich im letzten Herbst erworben hatte,
mich über den Winter ordentlich Nerven, Frust und noch viel mehr Kohle
gekostet hat, habe ich sie endlich wieder!!!
Den Winter über hatte ich ja nicht richtig Spaß daran, war halt nicht soo
lustig alle 4 Wochen mal nach Barghorn zu fahren sich eine, langsam
Flugrost, Staub und Alublüte ansetzende, Baustelle anzusehen und dafür
regelmäßig einen Tausender dazulassen. Vor allen Dingen wenn man sich
einen sehr langgehegten Traum verwirklicht und so dermaßen aufs Maul
fällt.
Alles (die Betonung liegt wirklich auf ALLES) war an der Kiste im Eimer!
Nee. stop, der Sattel war in Ordnung. Und in den Motor haben wir noch
nicht reingeschaut, mein Norton-Schrauber hat sich schlicht geweigert auch
nur nach den Steuerketten zu kucken. Nicht mal eine Probefahrt hat er
gemacht, weil er davon ausging das ihm der Motor um die Ohren fliegt (der
war am Ende auch irgendwie frustriert von der Karre).
Nun bisher hat er das nicht getan, wenn ich richtiges Glück habe, dann hat
das Arschloch welches diese Mühle zusammengeschuster hat (man sollte
besser sagen vergewaltigt) die Finger vom Motor gelasen und nur irgend
einen 99iger Motor in den Rahmen (der ebenfalls im nicht ok ist) gebaut.
Natürlich war die Karre als ich sie kaufte äußerlich ein Schmuckstück, ich
bin mehrmals drumherum gekrochen, habe eine Probefahrt gemacht, sie
neutralen Freunden gezeigt und dann gekauft. Die Macken waren alle
wirklich gut getarnt. Ein paar Kleinikeiten hatte ich schon von Anfang an
bemerkt, aber das waren so Dinge die man an einem 40ig Jahre alten Bock
schon mal finden kann. Als ich sie dann hatte kam mir das eine oder andere
schnell spanisch vor und ich habe sie zu einem Norton Spezi gebracht, der
hat auch erstmal gesagt: "Hast du ja einen günstigen Schuß gemacht für das
Geld". Als er sich die Karre dann genauer angeschaut hat ist ihm alles aus
dem Gesicht gefallen.
Immerhin zeigte sich der Vorbesitzer einsichtig und versicherte mir hoch
und heilig das er nicht gewußt habe, das es sich um so eine üble Grotte
handelte. Er hat mir zugesichert mir einen neuen Federbett-Rahmen (der ist
aus mehreren Stücken zusammengebraten) zu besorgen und baut, mit mir
zusammen, den Motor kommplett neu auf. Das wäre dann sozuagen
Restaurationstufe II. Die soll dann in diesem Herbst/Winter folgen.
Bisher wurden gemacht: Getriebe kommplett (Innereien alles neu, Gehäuse
war innen geborsten), Elektrik kommplett ( war nicht zu benutzen, bei der
Gelegenheit gleich auf 12V umgerüstet), Primärtrieb kommplett neu - also
Kasten, Kette, Kupplung (nicht nur Beläge!) und Lima, Tank geschweißt,
Roadholder Gabel überhohlt (gefuschte Tauchrohre, abgeflexte Gablefedern,
Innereien bis auf Standrohre Müll), zig Gewinde neu bei denen metrische
Schrauben in zöllige Gewinde gekloppt worden waren, die Gewinde mögen das
irgendwie nicht. In diesem Sommer werden dann noch die Räder neu gemacht,
Vorderrad ist kommplett im Eimer (Felge zu groß aufgebohrt, nicht mehr zu
retten, falsche Speichen drin, die alle krumm sind), völlig verrückt, aber
das sieht man auch erst wenn man genau hinschaut, obwohl es nun wirklich
nicht versteckt ist, sonst geht das Auge einfach darüber weg. Das
Hinterrad muß wohl "nur" neu eingespeicht werden. Da war aber ein falsches
Dinstanzstück dran gewesen das aus einem abgesägten Lenkerstück bestand
und auf den paar Meilen die ich gefahren bin fein das eine Radlager
zerbröselt hat, mein Norton-Schrauber murmelte irgendwas von "versuchtem
Totschlag".
Ansonsten muß noch eine neue Antriebskette und neue Reifen her, aber das
zählt ja quasi nicht. Das wirklich verrückte an der Karre ist das an ihr
auch wirklich gute, sehr, sehr, teure Teile sind. Z.b. die Schutzbleche,
absolut nicht mehr zu bekommen und wenn, dann Preise bis 800DM das Stück!
Auch die Standrohre das Gabel waren nagelneu und drumherum nur Schrott.
Das kapiere ich wirklicht, wenn ich einen Blender bauen will um einen
übers Ohr zu hauen werde ich doch den Teufel tun und so höllenteure Teile
dranschrauben die ich so loßwerde?
Nun war sie aber endlich fertig und ich habe sie Samstag abgehohlt. Ob ich
sie heile nach Bremen bekommen würde war ich mir auch nicht soo sicher,
zudem war es grau und windig. Aber mit jeder Meile wurde es besser und ich
bin eigentlich schon fast wieder versöhnt.
DAS DING FÄHRT SO DERMAßEN PHANTASTISCH! Es ist wirklich unglaublich!
Trotz miesester Straßen, heftigstem Seitenwind und den allerletzen
Scheißreifen läuft die Karre wie auf Schienen. Das Fahrwerk ist um
Generationen besser als das meiner XS 650, obwohl die 20ig Jahre jünger
ist. Ich habe wirklich nach jeder Kurve den Kopf geschüttelt.
Natürlich hat sie mir nochmal gezeigt das sie eine englische Lady ist und
auf der Strecke Barghorn - Bremen fein die Einstellmutter der
Hinterradbremse weggeworfen. Nur mit der Vorderradbremse fahren ist nicht
so toll, da die Bremsen eh nicht so berühmt sind und die Beläge vorn auch
noch brandneu (ach ja, in der Vorderradbremse war ein falscher Nocken, aus
einer Duplex. der nur eine Backe an die Trommel drückte). Ansich ja ein
Witz, aber finde mal Samstag Nachmittag in Bremen einen Laden wo du eine
zöllige Feingewindeschraube bekommst, möglichst als Flügelmutter...
Also war Sonntag erstmal putzen angesagt, tat auch Not, jetzt sieht sie
wieder so aus wie es sein soll. Diese Woche bekommt sie noch neuen Reifen
und (hoffentlich!!!) diese blöde Einstellschraube und nächste Woche dann
eine neue Antriebskette.
Also drückt mir mal die Daumen das der Motor nicht vor dem Herbst
hochgeht.
Bis denn
Bernd