From: Marc Luethi, marc@rrr.de
Subject: Ein Schweizer in Wien, Teil II (lang)
Date: Mon, 05 Apr 1999 20:32:59 GMT
Organization: Member of Stahlarsch-Team

.. und weiter gehts

Am Morgen weckte uns der Schaffner zeitig und schon plärrte der
Lautsprecher etwas von "Wien Westbahnhof" und es ging ans Anziehen und
teilweise zusammenpacken in der engen Kabine.

Irgendwann standen wir dann doch auf den Bahnsteig und die
Transportwagen wurden auf das Nachbargleis geschoben. Die verzurrte
Twin stand noch wie bei der Abfahrt, sie war nur von etwas schwarzem
(Brems?)Staub überzogen.

Fix aufgepackt und hinaus in das gewühl vorm Westbahnhof. Mit
Durchschlängeln wird da nix, zu eng die Gassen zwischen den Dosen, zu
müde der Fahrer und für solche Aktionen irgendwie zu breit die Twin.

Erste Grobrichtung war Schönbrunn, dann der ausschilderung des
ORF-Zentrums folgen, und schon bald waren wir beim Hotel an der
Maxingstrasse angekommen. Gepäck abladen, dicke Klamotten ablegen,
endlich. 

Erstmal erkundeten wir den nahen Schlosspark von Schönbrunn und
wunderten uns etwas über die scharfe Bewachung eines Gebäudes, was -
der grossen Flagge nach zu Urteilen - wohl die US-Amerikanische
Botschaft sein dürfte. Es sollte uns später noch klar werden, weshalb
die Bewachung da war.

Nach der Rückkehr suchte ich Kontakt zur lokalen Motorradszene ("bitte
hinterlassen sie mir eine Nachricht, danke") meinte aber Raouls
Voicebox andauernd, eine andere Telefonnummer hatte ich nicht. Ich tat
dann auch wie geheissen, aber der Rückruf blieb am Samstag noch aus.

Also lenkte ich die Twin zur Oper und stellte sie selbstbewusst neben 
professionnell aussehenden LC4-Rallye-Umbau. Pah. Der war trotz
Tripmaster und Roadbook sicher noch nie wirklich im Dreck! *eg*. 
Etwas Sightseeing folgte, was man halt so anguckt, Stephansdom,
Hofburg, Schatzkammer, Kärnter Strasse, Graben und so. Touris halt :-)

Teilweise herrschte ordentlich Chaos auf dem Ring, weil grad eine
Gruppe von Kosovo-"Fans" unterwegs war und lautstark protestierte.

Irgendwann kam mir die Idee, ein Posting nach AFM zu schreiben, zwecks
Kontaksuche für Sonntag, da Raoul immer noch nicht zurückgerufen
hatte. Das RW-Cafe hat doch Internet-Anschluss? also nix wie hin, aber
obwohl die Tür des etwas düster anmutenden Etablissements
sperrangelweit offenstand, war keine Menschenseele da ausser 
einer freundlichen Dame "vom Büro", welche uns dann ins Cafe Stein bei
der Votivkirche schickte. Allwo ich dann mein Posting schreiben
konnte.

Am Abend war noch die obligate Riesenradfahrt im Prater dran, auf
welche eine Magentortur auf der "Boomerang" folgte. Nein, Danke, nicht
noch einmal, mir wird jetzt noch anders, wenn ich dran denke.

Tags drauf klappte dann die Kommunikation, Raoul nahm dan Phon ab und
hatte natürlich die Ausrede des Jahrhunderts bereit: "Oma wird heute
90, das kann man nicht verschieben". Zugegeben, die Ausrede zieht,
aber sie tut es nur genau einmal ;-))

Aber Robert Riesenberger hatte Zeit und er bracht auch noch den Gerald
mit, als wir uns ab "unteren Exelberg-Parkplatz" trafen. Es folgte
dann eine gemütliche Altherren-Runde (oder eben einige solche) über
die Officeberge. Ich muss sagen, ich bin sehr angtan von
den Strecken, da kann man gut heizen. Ich hatte gegen die offene
Superbike-Lenker-Bandit von Gerald und die KTMadK von RR mit ihrem
leichtgeiwchtigen Reiter natuerlich kaum eine Chance; der Eisenhaufen
und das Gewicht - sei es noch so gering - der Sozia natuerlich 
nicht viel zu vermelden, aber ich tat was ich konnte.

Der Spass auf jedenfall war enorm, und der Katzelsberg macht fett
Laune, besonders wenn man RR am Knie mit der fetten Twin ("wie ein
Elektomotor") ums Eck brechen sieht. Ich für meinen Teil hatte meine
Mühe mit der Breitbereifung der KTM. Ich müsste mich erst heftig an
sowas gewöhnen. Es geht gut wenn geradeaus, und wenn man ordentlich
abwinkelt. Aber dazwischen, in "Halbschräglage" gewissermassen ist es 
eine Eierei ohne gleichen. Ich seh wohl ein, dass man damit böze
Heizen kann, aber mir taugt derlei nicht. Ganz abgesehen von den Vibs
("ist da die Ausgleichswelle wirklich drin?"). Ja, ich bin ein
Weichei.

Der Aufziehende Niederschlag liess uns dann aber die Aktionen langsam
abbrechen und angesichts der vorgerückten Stunde verzogen wir uns
wieder gen Stadt. Das Cordon Bleu beim Schnitzelwirt (ein A5 grosses
Cordon bleu, >3cm dick) hat mir den Appetit auf Fleisch auf Monate
hinaus gestillt *boerp*.

In der Innenstadt waren heute die Serben dran mit Lärmen, wir liessen
den Tag bei einem Kaiserschmarrn bzw einem Stückerl Sachertorte
ausklingen.

Der Montag war dann von Regen und Kälte geprägt, so dass auf dem
Naschmarkt gar keine so tolle Laune aufkommen wollte, wenn auch die
Auslagen begeisternd bunt und wohlriechend waren. Nachmittags mussten
Hundertwasser und seine Locations ("Wie bitte? 1500 Schilling für eine
Schirm? Danke, soviel Geld hatte ich nicht ausgeben wollen!") noch
besucht werden, und schon bald war es wieder Zeit, zum Westbahnhof
zurückzukehren.

Ich bestellte noch einen Upgrade auf 2-bett-Schlafkabine, welche sich
als wesentlich komfortabler als die 4-Bett-Klause herausstellte.
In Feldkirch empfing uns prächtiges, aber saukaltes Wetter. Über
Altstätten und St.Gallen stiessen wir wieder auf die Autobahn und
hetzten gen Zürich, wo ich Nachmittags an einer Info-Veranstaltung von
Big Blue teilnehmen sollte.

Brauche ich zu erwähnen, dass ich als einer der ganz wenigen nicht
darüber informiert worden war, dass selbige ausgefallen war? Was
solls.

Spass gemacht hat das ganze trotzdem. Auch wenn's ob des unsicheren
Wetters nicht für die Kalte Kuchl gereicht hat. Es war fesch, und ich
würde es wieder machen!


Gruss

Marc


PS: der weitere Verlauf der Geschichte mit Unfall, Krankenhaus,
Spontanparty etc. folgt noch...

-- 
marc@rrr.de   http://www.rrr.de/~marc/    mcd#1       rrr#29
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       "Fehlerhaftes kurvieren wird vercrasht" (desert)