Heu!

Liebe Selbsthilfegruppe :-)

Jetzt hat es auch mich zum erstem Mal erwischt :-/

Achtung, das wird wirklich richtig lang diesmal!

Ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll...

Also:
Die ganze Woche hatte ich mich schon auf das Weekend gefreut, weil doch
wieder einige Händler in der Gegend Saisoneröffnung feierten und ich da
das eine oder andere Bike Probe fahren wollte (just for fun).

Am Samstag noch schnell die RF bißchen gewaschen und dann am späten
Vormittag zum ersten Ziel aufgebrochen. Dort hab ich dann nach gehöriger
Wartezeit eine kleine Runde auf der Hayabusa gedreht. War echt goil! Für
eine 1300er erstaunlich handlich und vom Motor her ein echter Hammer.
Die Optik ist halt nunmal nicht jedermanns Fall :-)
Jedenfalls war das schon recht beeindruckend.

Dann gings weiter zum Italo-Händler, wo aber leider nix zum fahren
bereit stand. Da hab ich dann eben nur ein bißchen die Aprilia Mille
bestaunt, die Duc´s ind Guzzis angeschaut und einen Salat gemampft.

Danach bin ich noch zum Yamaha-Händler und hab eine R1 ausprobiert :-)
Die ist auch ganz lecker, für mein armes Kreuz aber dann doch eine Spur
zu sportlich. Da hat mir die Hayabusa doch etwas besser gefallen.
Von der Optik her ist selbstredend das Gegenteil der Fall!

Zum Ausklang der schönen Samstagsrunde wollte ich dann nochmal die
Strecke Gedern-Schotten fahren und im Falltorhaus ´nen Happen essen.

Ich war irgendwie richtig euphorisch und drückte IMHO ganz passabel an.
Nach der Hälfte der Strecke zwischen Gedern und Schotten hatte ich dann
einen roten Bremsklotz (Porsche 911er Cabrio) vor mir :-/
Der wollte offensichtlich nicht überholt werden und abgesehen davon war
es auch zu unübersichtlich. 

Nach einigen Kurven hinter ihm kam dann eine etwas längere Gerade und
ich zog vorbei. Ich hab nicht lange in den Rückspiegel geschaut, mußte
mich mehr auf die heranfliegende Kurve konzentrieren. Bestimmt hing er
hintendran... 
Jedenfalls wollte ich dann zusehen etwas Abstand zwischen uns zu bringen
und quetschte die RF auf der nachfolgenden kurzen Geraden wieder gut
aus. Die Gerade war abschüssig und mündete in eine bergab-links-Kurve.
Der Radius ist ähnlich allen anderen Kurven auf dieser Strecke und lag
wohl so plusminus um die 90 Grad. 

Jetzt geschieht alles in Sekundenbruchteilen:
Ich bremse am Ende der Geraden stark runter und noch weiter bis in die
Kurve hinein, denke es paßt ganz gut von der Geschwindigkeit her, schaue
im Gegensatz zu den meisten Kurven vorher aber nicht kurz auf den Tacho.
Am Kurveneingang merke ich aber schon das das irgendwie dann doch noch
etwas zu schnell ist. Dann sehe ich am rechten Fahrbahnrand auf ca. 20cm
Breite einen helle sandfarbenen Belag, kriege offensichtlich Panik weil
ich an wegrutschen denke und noch langsamer werden will.
Ich halte die Bremse zu lange zu fest und die RF wird immer weiter zum
Kurvenaußenrand getragen. Am Scheitelpunkt der Kurve (oder war es schon
etwas darüberhinaus) komme ich dann auf den Randstreifen und dann geht
es auch schon direkt ab in den Graben.
Einen Moment lang sehe ich alles umherfliegen und dann liege ich ich
auch schon wieder neben der RF. Alle beide schauen wir wieder entgegen
der Fahrtrichtung, die RF dreht noch das Hinterrad und ich drücke gleich
mal den Killschalter.

Mir selber ist offensichtlich nix passiert aber die RF liegt da wie
erschossen :-(

Ich steh auf, nehm den Helm ab, ziehe die Jacke, Nierengurt und Halstuch
aus und versuche die RF aufzuheben. Leider keine Chance, zumal mir auch
die linke Hand verdammt weh tut. 

Es halten aber gleich vier/fünf andere Moppedfahrer und kümmern sich um
mich. Ob der Porsche noch hinter mir war und weitergefahren ist oder
eine Kurve weiter vorher irgendwo abgebogen ist, kann ich nicht sagen.

Mit vereinten Kräften von vier anderen und mir (mit zittrigen Knien)
befreien wir die RF aus Dornensträuchern und anderem Unterholz. Nach ca.
10 Minuten haben wir sie bis zum danebenliegenden Waldweg geschafft.
Ist auch irgendwie Glück im Unglück: 2 Meter weiter in Fahrtrichtung
geflogen wäre ich wohl auf den einmündenden Waldweg geprallt. 2 Meter
weiter rechts hätte ich höchstwhrscheinlich an einem Baum geklebt. So
war es "nur" ein ca. 1m tiefer Abhang, der zur Waldseite wieder leicht
ansteigt. Also kein echter Graben im herkömmlichen Sinne. Zumal auch
noch alles ziemlich weicher Boden, viel Laub und so... 

Als die RF dann glücklich auf dem Waldweg stand, haben wir einen ersten
kurzen Rundgang gemacht, wobei ich immer heftiger ins fluchen ob meiner
Blödheit geriet und die anderen immer wieder beteuerten, daß das doch
alles nicht so wichtig ist, Hauptsache mir ginge es gut. 
Das stimmt ja auch! Aber trotzdem könnte ich mich am liebsten rund um
die Uhr in der Arsch treten >:-(

Wir haben dann vereint die Frontverkeidung im Bereich des linken
Spiegels wieder soweit rausgezogen, daß man wieder von Anschlag zu
Anschlag lenken konnte. Die freundlichen Unbekannten haben sich dann
noch zig mal erkundigt, ob es mir denn auch wirklich gut ginge und sich
nach meinem bejahen schließlich auf den Weg gemacht. Ich hab noch meine
Klamotten aus dem Graben zusammengesucht, einige Plastikteile
zusammengesucht und irgendwie am Mopped verstaut. Dann machte ich mich
auf den Heimweg. Bin halt etwas zittrig und ziemlich vorsichtig
gefahren. Wenn ich es mir allerdings im Nachhinein überlege, war das
ganz schön blöd und unvorsichtig. Hätte ja sonst was am Mopped kaputt
sein können, was man auf den ersten Blick übersieht und ob ich selber zu
diesem Zeitpunkt geeignet war am Straßenverkehr teilzunehmen, sei auch
mal dahingestellt.

Auf dem größten Teil des Heimweges bin ich dann ziemlich schwuchtelig
hinter einer Dose hergeschlichen und war froh, nach ca. 30Km in einem
Stück zu Hause anzukommen. Ich hab das Mopped dann erstmal in der
Carport gestellt und mich nach drinnen verzogen.
Die (Leder-) Klamotten hab ich gleich im Flur alle abgestreift, den
Dreck aus den Stiefeln geschüttet und mich erstmal hingelegt. Meine
Güte, hatt mir der Kopf gedröhnt! 
Bis abends lag ich ich dann erstmal flach und mir war auch ganz schön
schlecht. 

Tja, als mir dann am Sonntag doch mehrere Stellen am geschundenen Leib
heftigst weh taten, bin ich am Montag morgen dochmal zum Doc gegangen.
Der ist selber Moppedfahrer und konnte mir alles gut nachfühlen.
Jetzt bin ich halt für diese Woche krank geschrieben und entdecke fast
jeden Tag neue Stellen, die einem weh tun können (ächz).
Ansonsten scheint aber weiter nix ernstes zu sein. Am kleinen Finger der
linken Hand hab ich einen Bluterguß im Bereich der Wurzel des
Fingernagels und an der linken Schulter einige rote Striemen
(offensichtlich vom Hartschalenprotektor). Weiterhin waren am Wochenende
am Hals ein paar rote Streifen, die sind aber weg.

Die Jacke hat im Bereich der linken Schulter ein paar Abschürfungen,
dürfte aber noch uneingeschränkt benutzbar sein. Der Helm sieht auf den
ersten Blich recht unbeschädigt aus. Da ich aber an der Stirn eine
leichte Beule habe und mir mein Doc grundsätzlich von der
weiterverwendung des Helms abgeraten hat, werde ich mich wohl nach einem
Neuen umschauen müssen (oder kann man einen Schuberth Profil irgendwo
irgendwie preisgünstigst überprüfen lassen?).
Sonst ist alles im grünen Bereich (Hose, Stiefel, Handschuhe).

Leider kann ich das nicht von meiner armen RF behaupten :-(

Die linke Seite sieht doch arg mitgenommen aus. Naja, Plastik halt....
Mal sehen was sich da machen läßt. Die obere der beiden Gitteröffnungen
ist vollkommen zerstört (60,- gebraucht bei MRC), die untere ist
zerkratzt und teilweise auch angebrochen, läßt sich aber bestimmt wieder
richten. Das Verkleidungsteil selber ist außer tiefen Kratzern relativ
heile, hat aber zwei Befestigungswinkel eingebüßt (krieg ich auch
irgendwie hin). Die Frontpartie ist leider auch recht stark beschädigt,
da hab ich aber noch eine über, welche zwar selber schon repariert
wurde, aber doch noch um Welten besser aussieht :-)
Das gleiche gilt für den Gitterrahmen der Frontverkleidung, der am
Lenkkopf angeschraubt den Instrumenten und dem Scheinwerfer Halt gibt.
Der Scheinwerfer selber hat nix außer zwei flachen Kratzern in der
Streuscheibe. Kriegt man die irgendwie weg? Instrumente, Spiegel und
dergleichen sind alle O.K.

Der Schalthebel war etwas verbogen, ist aber schon wieder in seine alte
Form zurückgekehrt. Die Heckverkleidung ist leider auf der rechten Seite
in unmittelbarer Nähe des Haltegriffes gerissen.
Der Haltegriff selber hat sich durch den Aufprall etwas nach unten
gebogen, wodurch die Schraubengewinde am Rahmenende auch etwas verbogen
sind. Sogar das linke Rahmenende selbst ist ein klitzekleines Stück nach
unten verbogen. Wie kann man das am einfachsten richten? Warm machen und
biegen?

Ansonsten hole ich mir wohl mal bei Luise das Klebeset für Kunststoffe,
Kunststoffspachtel und Schleifpapier in div. Körnungen und werde mich
auch eine neue Lackierung hinarbeiten. 
Was kostet denn sowas eigentlich? Rundum komplett mit Tank (der hat auch
eine kleine aber tiefe Delle) in einer nicht-Metallic-Farbe? Ich schätze
mal, das sich eine Teillackierung nicht rentiert, da der Lack einen
speziellen Metallic-Effekt hat (da sind so bläuliche Metallic-Partikel
in der Klarlackschicht). Normalerweise sieht das aus wie tiefschwarz,
nur wenn die Sonne draufscheint, glitzert(e) sie dann dunkelblau.
Papi Tschauder hatte doch seine FZR mit Werbeschriftzug etwas günstiger
lackiert bekommen. Ist sowas für jedermann zu haben oder nur wenn man
regelmäßig Rennen fährt?

Was mir dann aber doch Gedanken macht sind folgende Sachen:
Durch den Aufprall hat es das Vorderrad ganz nach links, die untere
Gabelbrücke an den Lenkanschlag des Rahmens und durch nachgeben
desselben das linke Standrohr an den Rahmen und die linke Lenkerarmatur
in den Tank gehauen. Jetzt hat der Lenkanschlag an der rechten Seite
eine kräftige Einkerbung und ist leicht nach oben gebogen. Der Rahmen
hat an der Stelle, wo das Standrohr aufgeschlagen ist zwei ganz kleine
Dellen und der Tank eine.
Das Standrohr selber hat nur eine winzige ganz flache aber fühlbare
Delle an der zum Rahmen passenden Stelle. 
Weiterhin hat ein metallenes Stück Kühlwasserleitung, welches direkt am
Motorblock entlangläuft eine etwas komische Form. Mir kommt es vor als
wäre es an der Stelle von der Ecke des Motorgehäuses etwas eingedrückt.
Möglicherweise ist das aber auch die normale Form? Wenn das durch den
Sturz eingedrückt wäre, müßte man doch auch irgendwie Kratzer oder so
daran sehen?

Was meint Ihr denn zum Rahmen und zur Gabel? Muß ich den Rahmen
vermessen lassen? Die Gabel hat IMHO bestimmt nix, die Beschädigung ist
wirklich dermaßen minimal... Ich werde sie aber zur Sicherheit mal
ausbauen und mit einem Stahllineal auf parallellität überprüfen.
Sollte ich den Lenker tauschen? Kupplungshebel und Griff sind nicht
beschädigt, lediglich das Lenkergewicht hat ein bißchen gelitten.

Der Lenkanschlag am Rahmen macht mir eigentlich am meisten Gedanken.
Schweißen darf man ja IMHO am Rahmen nix? Was also tun? 

Fragen über Fragen...

Achja: Wie bekomme ich die blöde Situation endlich aus meinem Schädel?
Dauernd sehe ich die blöde Kurve vor mir, wenn ich mich nicht irgendwie
ablenke :-(
Hält sowas lange an?

Und:
Bin ich überhaupt zum Moppedfahren geeignet? Sollte ich die Kiste nicht
lieber verkaufen und mir einen kleinen vernünftigen sparsamen Zweitwagen
zulegen (schließlich hab ich Familie..)? 
Ich kann mir nicht vorstellen, daß mir das Moppedfahren noch Spaß machen
würde, wenn ich mir jegliches Andrücken verkneifen würde :-/
Na gut, in letzter Zeit war ich insgesamt vielleicht etwas zu
übertrieben flott unterwegs. Gerade an dem bewußten Samstag liefs eben
so gut...
So gesehen war es wohl der richtige Dämpfer zur richtigen Zeit. 
Aber da sind trotzdem ständig diese Selbstzweifel.

Ich hab auch erstmal bis heute (Dienstag) das Mopped nicht näher
angeschaut. Das aber auch, weil mir bisher die Gräten dann doch zu sehr
weh getan haben. Und so richtig Lust zum wiederaufbauen der Kiste hab
ich auch noch nicht so richtig und erst recht keine Kohle :-/
Aber das wird schon noch schätze ich...

War jedenfalls schon richtig hilfreich bei Euch auf der Couch :-)

Thorsten