From: Peter Koellner, peter@mezzo.net
Subject: Re: Fuehrerscheinkontrolle (Kl. 1a) im Ausland?
Date: 10 Mar 1999 22:19:03 GMT
Organization: Hades

gunnar  schrub:
> ich denke, wirklich ernst ist das in E nicht. ist doch nicht BRD

Da waer ich mal nicht so sicher. Was ich hier in den letzten Monaten
schon an Buerokratitis erlebt habe, kann man als an den deutschen
Amtsschimmel gewoehnter Untertan eigentlich kaum noch fassen.

Beispielsweise ist es hier nicht ueblich, solche Sachen wie TUEV oder
Fahrzeugzulassung selbst zu erledigen, weil man unter Garantie mehrere
Tage in diversen Amtsstuben zubringt und Papiere, Stempel und
Unterschriften von einem Buero zum anderen traegt. Man heuert 
stattdessen fuer wenige hundert Euro Hilfskraefte an, die das alles
machen. Der Berufszweig nennt sich Gestoria und ernaehrt manche 
Grossfamilie, die sonst in der aermlichen Landwirtschaft ein kaergliches
Hungerleiderdasein fristen muesste.

Oder wie waer's hiermit? Ich kann mir im Augenblick keinen fahrbahren 
Untersatz kaufen, weil ich fuer das Ummelden die Anmeldung brauche, fuer
die Anmeldung wiederum die Residencia, fuer die wiederum den Arbeitsvertrag,
und das ist ja erst seit wenigen Monaten in der Mache. Immerhin braucht
man seit den EU-Vertraegen fuer den Arbeitsvertrag nicht mehr die Residencia,
was die Sache unglaublich erleichtert. Seit sie einen Zweiten fuer die 
Bearbeitung der Residencia-Antraege eingestellt haben, dauert das auch nicht
mehr ein Jahr wie frueher, sondern man kann schon nach drei Monaten damit
rechnen, bald ueber das Fortschreiten des Prozesses informiert werden 
koennen zu hoffen. 

Letztens habe ich in der Bank darum gefleht, dass sie doch bitte meine 
Steuernummer von der Arbeitsvertragkopie uebertragen, damit ich
ein Inlandskonto bekomme, aber sie zeigten mir mit einem triumphierenden,
gleichwohl diabolischen Laecheln eine in Plastik verschweisste ID-Karte,
ohne die in dieser hinsicht einfach nichts zu machen sei.

Immerhin bin ich einer der wenigen gluecklichen Privilegierten, die 
trotz allem ueberhaupt bereits ein Konto eroeffnen durften - eine 
vielbestaunte Ausnahmeerscheinung, die mir bereits den uneingeschraenkten 
Respekt der langjaehrigen Eingewanderten eingetragen hat, wenn auch meine 
Kontoauszuege weiterhin nach Deutschland geschickt werden, weil sie 
UNBEDINGT wollten, dass ich ihnen eine deutsche Adresse angebe... Aber ich 
darf sogar bereits Geld abheben (Mein Vermieter ist ein guter Freund vom 
Bankdirektor) und war bereits nach zwei Monaten im Besitz einer Kontokarte.

Oder eine andere typische Szene: Ich hab mich in Palma bei der Uni 
fuer einen Anfaenger-Sprachkurs angemeldet. Dazu musste ich zwei 
DIN-A4-Seiten Formulare IN SPANISCH ausfuellen, wobei die anwesenden 
polyglotten Sekretaerinnen des Bueros "fuer die Anmeldung fuer Auslaender-
Anfaengersprachkurse" mit ihren Erlaeuterungen in Spanisch, Catalan 
und Mallorquin sehr hilfreich waren.

Glaubt bloss nicht, dass Deutschland das Land der Buerokratie ist -
Bei weitem nicht! Es gibt Beamtenmentalitaeten auf diesem Planeten,
von denen ihr in euren schlimmsten Alptraeumen keine Ahnung habt!

Also: Bei leg. Vmax. 100 die Polizei mit Tempo 170 ueberholen - gut. 
Verkehrtherum durch Einbahnstrassen brettern - in Ordnung.
Aber zuwenige oder die falschen Papiere dabeihaben - das kann schiefgehen!

-- 
Peter Koellner                               DoD #1929
1997'er MuZ Skorpion Cup, orange                              RRR #1001
;-)