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Matthias Kohrs, s.maus
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Subject: |
Wochenend und Sonnenschein (oder auch nicht).
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Date: |
Thu, 22 Oct 98 22:15:00 GMT
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Organization: |
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## Nachricht vom 23.10.98 weitergeleitet
## Ursprung : /MAUS/Maus.Freizeit.Fahrtwind
## Ersteller: Matthias Kohrs@S
Hi Leute!
Der Nebel und der grauverhangene Himmel ließen es geraten erscheinen die
Regenklamotten wieder drüberzuziehen, die ich auch am Vorabend schon
gebraucht und entgegen meiner sonstigen Gewohnheit auch rechtzeitig
angezogen hatte. Immerhin regnete es jetzt nicht mehr, ich hatte gut
geschlafen und ausgiebig gefrühstückt, noch ein paar Franc zum Tanken in
der Tasche und eine Michelin-Straßenkarte. Daß es die anderen
Vogesenfahrer ob des Wetterberichtes vorgezogen hatten am Samstag bereits
nach Hause zu fahren, während ich mich auch aufgrund des Wetterberichtes
erst kurzfristig entschlossen hatte den letzten sonnigen und einigermaßen
warmen Tag (also genau diesen Samstag) noch Moppedfahrenderweise und zur
Anreise in die Vogesen zu nutzen war zwar irgendwie nicht optimal
gelaufen, aber nachdem ich nicht der einzige Deutsche war (geschweige denn
der einzige Deutsch sprechende) war die Unterhaltung für den Abend
gesichert.
Der Col de la Schlucht war mir schon öfter begeistert beschrieben worden,
also peilte ich für meine weiteren er-fahrungen grob die Richtung Süden
an, vom Col du Hantz runter über Senones kurz auf die Bahn bis St. Die.
Dann weiter in Richtung auf den Col du Bonhomme, nicht zuletzt deshalb
weil der leicht zu finden war (auf dem Alutank hält die Kartentasche
nicht). Meine Ortskenntnis in den Vogesen hält sich noch stark in Grenzen,
kein Wunder, ich war vorher ja noch nie da. Auch am Vortag hatte ich nur
die relativ direkte Anfahrt hinter mir, nachdem ich den ganzen Tag (na
gut, den halben, mit dem frühen Aufstehen hab ichs nicht so, deshalb wurde
es Mittag bis ich überhaupt loskam) im Schwarzwald unterwegs war. Die
Motorradsaison scheint tatsächlich vorbei zu sein, auch der
Dosenausflugsverkehr hielt sich stark in Grenzen, das nutzt ich auf
diversen einschlägig bekannten Strecken (die Rote Lache ist bisher
ungeschlagen) nach Kräften aus, bis ich am späten Nachmittag ein letztes
mal auf der deutschen Seite volltankte und die Wegbeschreibung rauskramte.
War dann doch noch weiter als ich gedacht hatte.
Der Col du Bonhomme schien mir dann doch eher was für dickere Schiffe zu
sein, man kan da schön gleichmäßig schnell durch die Kurven brausen. Die
XT wollte aber gern noch einige engere Kurven, die sie später auch bekam.
Ich konnte jedenfalls wieder mal (wie schon so oft) beobachten daß ich in
der falschen Richtung über den Paß gekommen war. Das geht mir bei jedem
paß so, egal aus welcher Richtung ich komme. Bei Gelegenheit muß ich das
mal untersuchen. In Orbey bog ich aus versehen richtig ab, das heißt ich
wollte eigentlich woanders hinfahren, aber die Strecke die ich aus
versehen fuhr war Klasse: Auf den Col du Wettstein führen zum einen viele
schön enge Kurven, zum anderen gibt es dort oben an einer kehre eine
Raststelle mit einem Wahnsinnsausblick. Ich hatte die Regenklamotten zwar
noch an, aber nur weil es recht kalt war. Seit sich kurz nach der Abfahrt
der Nebel aufgelöst hatte war es trocken, zeitweise kam auch die Sonne zum
Vorschein. So auch als ich an diesem Aussichtspunkt stand und den 270ø-
Rundblick auf die herbstliche Landschaft auf mich wirken ließ:
Mischwälder, Wiesen und Weingärten in allen Schattierungen von noch grün
über goldgelb bis rotbraun in der Sonne liegend, dazwischen einige Dörfer
und noch ein paar Tiere auf den Weiden. Und keine Kamera dabei, geschweige
denn ein Stativ für eine rundum-Panoramaaufnahme. Das erspart andererseits
die Enttäuschung wenn man die Fotos mit der Erinnerung vergleicht.
Durch die aus Versehen geänderte Route kam ich dann auch dort zur
Paßstraße am Col de la Schlucht wo diese gerade kurvig wird. Sehr
praktisch. Zumal der Paß an sich der XT sehr entgegen kam, bedeutend enger
als der Col du Bonhomme, ausgesprochen spaßig zu fahren (leider lief die
XT nicht wie geplant, sie beschloß zwischendurch immer wieder mal ab 4000
Undrehungen zuzumachen) und um die Jahreszeit auch am hellichten Sonntag
sehr leer.
Nachdem laut Karte die westliche Abfahrt nicht so Attraktiv aussah und ich
irgendwann ja auch mal in Richtung Grenze kommen wollte entschloß ich mich
auf dem Kamm über die Route des Cretes wieder zum Col du Bonhomme und
weiter zu fahren. Dort mußte ich noch einen kleinen Abstecher zum Tanken
machen und fur dann weiter nördlich nach St. Marie. Auf der Karte sah die
Strecke recht unspektakulär und gerade aus, aber zum Fahren wars toll.
Bedeutend kurviger als ich erwartet hatte, und fast kein Verkehr.
Daß sich auf solchen Strecken vorangegangene Partys furchtbar rächen
können steht ausser Frage, zumal ich von Jean-Pierre am Vorabend noch
einige Kleinigkeiten über die legendäre GUS-Vogesentour erfahren hatte,
ich kann die volle Tragweite der Ereignisse jetzt zumindest ansatzweise
beurteilen, muß ja bedeutend schlimmer gewesen sein als ich dachte 8-).
Ich hatte es zum Glück bei drei Bieren und einem Glenlivet bewenden lassen
und was somit fitter als die XT (ich erwähnte es bereits... die gleiche
Spuckerei wie auf der Fahrt zum SR-Treffen). Über St. Marie und
Ribeauville gelangte ich wieder ins Rheintal, suchte einen Weg nach
Deutschland, mußte mich durch ein völlig verstopfte Kaff in dem eine
Weinmesse stattfand arbeiten, erreichte die Autobahn, fand dort einen
McDonalds, dachte beim Hamburger Royal mampfen an das Essen am Vorabend
(Schnitzel mit Waldpilzen und Spätzle; bei Pilzen kennt sich Jean-Pierre
offenbar auch gut aus, er weiß genau von welchen man Durchfall bekommt und
von welchen Halluzinationen. Aber weder die einen noch die anderen waren
im Abendessen).
In Baden-Baden wieder runter von der Bahn, nochmal über die Rote Lache
(andersrum) und über die üblichen Strecken (Bad Wildbad, Weil der Stadt,
Leonberg) kreuz und quer nach Hause. Schee wars, abgesehen von dem
Gewitter bei der Anfahrt (kurz vor dem Ziel) gab es keinen keinen Tropfen
Regen.
Ich war in der Ecke noch nicht zum letztenmal.
CYA! Matthias
--ÿ
Matthias.Kohrs@t-online.de