Hi Leute,

am letzten Wochenende habe ich die Gelegenheit genutzt, mal eine Buell
probezufahren. Hat mich einfach mal interessiert. Ausserdem gab es zur
"Belohnung" auch noch ein nettes T-Shirt.

Ich hatte eine S3-Thunderbolt, wenn ich mich richtig erinnere. Das Ding hat
eine rahmenfeste Halbverkleidung, die aussieht wie ein Plastikeimer, den man
ueber die Front gestuelpt hat. Das passt phantastisch zu dem Brotkasten, der
rechts ueber dem Motor aus der Kiste herausragt und welcher der Legende nach
den Luftfilter beherbergen soll. Von diesen kleinen irritierenden Details
abgesehen sieht das Teil ganz nett aus mit seinem V2, dem Zahnriemen und dem
unter dem Motor liegenden Hinterradfederbein.

Die Fahrt selber sollte ueber kleine Landstrassen in der Naehe von Berlin
gehen (viele davon kannte ich ueberhaupt nicht).

Die Sitzbank ist schmal und ordentlich gepolstert. Es sollten auch laengere
Fahrten moeglich sein. Die Sitzposition ist allerdings nicht direkt das, was
man als sportlich bezeichnen koennte. Man sitzt aufrechter auf dem Teil als
beispielsweise einer R1100GS. Kniewinkel ca. 90 Grad. Das ist schon mal recht
eigenartig.

Die Instrumente sind mit Tacho (einschliesslich Tageskilometerzaehler),
Drehzahlmesser, Uhr und einigen Lampen vollzaehlig, ordentlich gestaltet und
gut ablesbar.

Beim Starten wird mir das erste Mal bewusst, dass ich irgendwie ja doch auf
einer Harley sitze. Das Ding rappelt und wackelt und schuettelt sich wie wild.

Nagut. Vorsichtig losfahren. Hmm. Der Motor zieht von der Leerlaufdrehzahl weg
wie wild. Recht beeindruckend. Dann erste Kreuzung. Brems, nick, steh. Hae?
Das Teil hat eine Bremse. Tatsaechlich. Die bremst sogar. Sogar recht
ordentlich. Allerdings: Die vordere Gabel ist viel zu weich. Schon bei
maessiger Verzoegerung geht sie fast auf Block. Das kann doch nicht wahr sein!
Auf holprigem Dorfweg dann noch eine Ernuechterung. Die Daempfer hinten sind
zu hart. Man bekommt Nachricht von jedem Steinchen und erst recht von jeder
Bodenwelle und jedem Schlagloch ohne Zensur dank der aufrechten Sitzposition
direkt ins Kreuz. Danke auch!
Dann auf der Landstrasse draussen etwas zuegigere Gangart. Ueberholen, mal
beschleunigen. Der Motor laeuft zwar etwas ruhiger, das vergleichsweise
niedrige Vibrationsniveau eines Boxers erreicht er aber nicht. Auch steigt das
Drehmoment nicht wie erwartet. Das Teil wirkt irgendwie verklemmt, zaehe.
Schnell an einem Auto vorbeihuepfen ist nicht so unbedingt das, was die Buell
moechte. Nagut. 
Dann halt Kurven. Aeh, ja. Hm. Das Ding wehrt sich. Ich hatte noch keine
Maschine, die man so in die Kurve zwingen musste. Kann natuerlich sein, das
ueber die Reifenwahl Verbesserungen moeglich sind. Aber so war's erst mal
unschoen. Am Ende der Ausfahrt habe ich nochmal das uebliche Wedeln
(Slalomfahren) versucht. Das Ding strauebt sich vehement. Es zeigt deutlich,
das meine These stimmt: Handlichkeit hat nichts mit Masse zu tun. Mein Schiff,
die K12, fuehlt sich deutlich handlicher an. 
Ach ja: Detail am Rande: Ich hatte mit dem Haendler vereinbart, dass ich noch
tanken fahre. An der Tankstelle habe ich recht lange gebraucht, den Tank zu
oeffnen. Die sonst im Tankdeckel hochzuklappende Metallasche ist schlossfrei.
Das ist neben der Lasche. Wenn man das Schloss geoeffnet hat, muss man die
hochgeklappte Lasche 180 Grad um die Laengsachse drehen und kann dann den
Tankdeckel komplett entfernen. Darauf muss man erst mal kommen. :-)

Mein Fazit: 
Indiskutabel
Unangenehme Sitzposition, weiche Gabel, harte Hinterhand, zaeher Motor in
hoeheren Drehzahlen, heftige Vibrationen bei geringen Drehzahlen.

Aber macht Euch selbst ein Bild. Die Buell Haendler warten mit T-Shirts. :-)

Gruss, Kaept'n Tom



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