Am vergangenen Wochenende waren Corinna und ich erstmals am
Pannonia-Ring in Ungarn.
Wir waren beim eher langsamen und etwas schulisch organisierten
Veranstalter "Motorradsicherheitsschule Rausch", also nicht lauter
Vollandrücker wie bei Jura Racing. Es waren ca. 80 Leute, davon 10
schnelle, der Rest war auch mit Straßenmotorrädern und sogar einer
Transalp mehr oder weniger gemütlich unterwegs.
Der Ring war (abgesehen von Regenwolken) überschattet von einer 300-Mann
Eurosport Offroad Challenge 12 Stunden Enduro-Aktion, welche auf einer
11km Runde durch das Gemüse des Umlands führte.
Die Enduro Fahrer waren ein echtes Übel, da sie sich ebenfalls im
Rennstrecken-Fahrerlager einquartiert hatten. Sie schleppten Ihren
Schlamm ins ohnehin mickrige Restaurant und zogen Dreckspuren durch
Waschräume und Klos. Dazu der permanente 2 und 4 Taktlärm bis
Mitternacht und ab 6:00 Uhr morgens.
Samstag:
Das Wetter war eine Katastrophe und es hat eigentlich den ganzen Tag
geschüttet. Es wurde in 3 Leistungsgruppen aufgeteilt, die exakt alle 20
Minuten ihre Turns hatten und es durfte niemand in 2 Gruppen mitfahren.
Nettofahrzeit pro Turn war 15 Minuten, lächerlich :-(
In der Früh hatte die schnelle Gruppe eine Besichtigungsrunde mit dem
amtierenden öster. Superbikestaatsmeister Gerhard Esterer (fährt in
Pannonia 2:02) absolviert. Er erklärte uns einige Schlüsselstellen. Dann
eine fließende, aber langsame Runde auf der Ideallinie.
Ab dann hat es nur mehr geregnet und meine Suzl auf ihren Slicks mußte
ruhen.
Weil mir so unendlich fad war, fuhr ich am Nachmittag im Regen mit
Corinna's CBR (auf Dragon) 5 Runden um mir mal die Strecke anzuschauen,
Rundenzeiten 3:10.
Sonntag:
Es hatte zwar immer noch nur 10 Grad und nieselte leicht, aber
wenigstens war die Straße trocken und es rannen auch keine Bäche mehr
über die Strecke. Der Veranstalter hatte gottseidank auf 2 Gruppen und
30 Minutenturns umgeschaltet.
Ich fuhr dann mit der GSXR ein paar schnellere Runden, um den Ring
wirklich kennenzulernen. Unter 2:22 kam ich aber nicht. Ich brauche zwar
immer lange um einen Ring zu kennen (normalerweise erst beim 2. Besuch),
war aber von meinen Zeiten echt enttäuscht. Was ich von anderen so
gehört habe, "muss" man in Pannonia eigentlich 2:16 fahren. Ich gebe
aber auch zu, mich auf der Strecke nicht wohl gefühlt zu haben, dazu
unten mehr.
Am Nachmittag fuhren wir ja auch noch unsere Rennen, Corinna berichtet
in einem eigenen Posting *strahl*.
Ich wurde im Hauptrennen lockerer 9. (keine Ahnung wie viele Starter,
aber über 20), hatte nur einen Bimota Fahrer niederzuringen. 3 Fahrer
wie Esterer und Pannonia-VIP-Card Besitzer fuhren außer Konkurrenz mit.
Eindrücke zum Pannonia-Ring (Vergleich zu Brno!):
Leider muß ich sagen, daß der ganze Pannonia-Ring ein bisserl eine
Mickey-Mouse Strecke ist, das Ambiente wie eine "Minigolfanlage"
(Corinna).
OK, sicher haben sie keine staatliche Unterstützung zur Errichtung einer
WM-GP Strecke gehabt (Topveranstaltung ist ja auch "nur" Pro SBK), aber
es wirkt ein bisserl, als hätten ein paar österreichische
Motorsportbegeisterte da schnelles Geld gewittert: "Komm, laß uns den
Magyaren eine Wiese abkaufen und einen Ring reinasphaltieren. Das
vermieten wir dann an die depperten Deitschen und Österreicher."
Das Fahrerlager:
Ist zwar groß, aber etwas lieblos gestaltet. Der Hauptteil ist betoniert
(!), und zwar so, daß man keine Zelthaken einschlagen kann. Der Teil,
der Wiese ist, ist unbefestigt (also keine Parkplatz Rasenschalen aus
Beton) und ist im Regen davongeschwommen.
Es gibt ein winziges "Restaurant" mit miesem Essen und gräßlichem
österreichischem Personal. Keine Tischtücher, kein TV.
Die sanitären Anlagen sind sehr sauber (außer Enduroschlamm ;-) ), aber
für das gesamte männliche Fahrerlager stehen 6 (sechs!) Duschen und 4
(vier!) Klos zur Verfügung.
Die Rennstrecke:
Der Ring ist fahrerisch sehr interessant, sehr langsam und konditionell
anspruchsvoll. Es gibt eigentlich nur eine Gerade (Start-Ziel) und die
ist nicht sehr lang, man kommt also aus dem Hecheln kaum heraus.
Der Asphalt wirkt sehr billig und ist ziemlich schmal (die angeblichen
11-13m kann ich nicht glauben), halb so breit wie Brno. Man fährt auch
total konturlos auf einem schwarzen Band in einer riesigen Wiese herum.
Da es keine Leitschienen gibt (wegen der weiten Sturzzonen), sieht man
auch von vielen Teilen der Strecke andere Streckenabschnitte.
Es gibt keine Curbs, sondern es ist an diesen Stellen nur der Asphalt
etwas breiter und mit Bodenmarkierungen bemalt.
Es ist scheinbar kein richtiges Drainage-System im Streckenunterbau,
denn der Wasserablauf wird durch eine Fahrbahnbombierung erreicht. Die
Fahrbahn hängt einfach von der Mitte leicht nach links und rechts, und
hat daher in der Mitte auch eine leichte Welle.
Rund um die Strecke ist zwar platzmäßig sehr viel Sturzraum, es sind
aber kaum Kiesbetten sondern mehr "Wiesenstreifen". Nicht ideal, da sich
Bikes dort gerne überschlagen.
Durch den starken Regen stand rund um die Strecke das Wasser (die
Sturzzonen sahen aus wie Reisplantagen) und am Samstag liefen ein paar
Bäche quer über den Belag :-(
Ich finde die Strecke ist ein bisserl wie eine große Kartbahn, extrem
langsame Kurven, 4 echte Ecken, die ich mit der relativ lang übersetzten
Suzuki im 1 Gang fahren müßte um schnell herauszukommen.
Was mir so abgeht, sind die richtig langen Rennstreckenkurven. Man fährt
in den Ecken sehr langsam und immer nur ganz kurz in Schräglage, ein
bisserl wie in den Dolomiten ;-)
Es gibt zwei schnelle Linksbögen und eine echte Mutstelle: Am Ende von
Start-Ziel, wo man auf einer Kuppe eine schnelle Rechtskurve
anbremst.
An zwei Stellen sind Wellen/Kuppen, wo das Motorrad (auch eine 600er)
vorne brutal abhebt.
Ein ganz geiles Stück gibt es im hinteren Streckenabschnitt: Man kommt
über eine Kuppe einer schnellen (aufmachende) Doppelllinkskurve durch
eine Senke mit Kompression in Schräglage und schießt dann über
Längswellen und Bodenunebenheiten durch einen schnellen Rechtsbogen in
eine Enge Rechts-Ecke *wow*.
FAZIT: Es war ein schöner Sonntag und es ist eine fahrerisch
interessante Rennstrecke. Wenn das Wetter besser gewesen wäre und die
Enduro-Assis nicht dagewesen wäre, hätten wir sicher viel mehr Spaß
gehabt.
Hoss
--
* bmp System Support Vienna, Austria *
* http://www.bmpsystems.com *
* humans reply to: bernard at bmpsystems dot com *
* spam robots read this: root@localhost postmaster@fbi.gov *