Kai Dupke wrote:
>
> Norbert Schaefers (s.n.s@t-online.de) wrote:
>
> : Irland ist zum Fahren sehr schön. Lauter klein schmale Straßen.
>
> Na ja, meine Errinnerungen sind eher:
>
> a) hohe Hecken,
>
> b) scheiss Strassen (wie Waschbretter) - bevor wer was sagt, ich bin
> weder ein Weichei, noch Sonntagsfahrer, aber das war mir selbst
> auf meiner GL zuviel,
>
> c) tolle Buchten und Straende,
>
> d) haeufig fuehlten wir uns an's Sauerland errinnert,
>
> e) dieses Jahr geht's wieder nach Schottland.
Mir ging's auch eher so aehnlich. Ich habe mal einen Reisebericht
ausgegraben, den ich im letzten Jahr einem Bekannten schrieb.
Ich war mit Sozia im letzten Juli gut 2 Wochen im Sueden/Mitte
Irlands, Osten nach Westen und zurueck inkl. Dublin:
-- Bericht
Unser Urlaub war toll. Fast 4000km mit dem Motorrad
durch Wales und Irland :-) Das Wetter war uns recht
gnaedig. Trotzdem fanden wir Irland nicht soo ueberaus
wahnsinnstoll, wie das manche behaupten. Die kennen
offenbar Wales und Schottland nicht. Das doch sehr Touristen-
orientierte (auch in kleinen Doerfern) hat mich in Irland
gestoert. Trotzdem war's aber toll. Habe dort sogar
einen Sonnenbrand bekommen!
Die ersten zwei Stunden in Irland war ich damit
beschaeftigt herauszufinden, welche Gesetzmaessigkeiten
dem Irischen Strassenverkehr zugrundeliegen.
Zuerst dachte ich: "aargh, sind die denn voellig irre? Wie
kann man so Autofahren???"
Dann fand ich aber heraus wie's geht und das hat mir dann
sehr gefallen:
das was die Iren Strassen nennen, besteht meist aus einem sehr
breiten Fahrstreifen fuer jede Richtung und jeweils einem
schmaleren Seitenstreifen.
Wenn einer auf der linken Seite des Fahrstreifens faehrt heisst
das "Och ich hab's nicht eilig. Ueberhol' mann ruhig". Und dann
ueberholt man eben, und zwar in der *selben* Spur. Wenn man
selbst oder der andere zu breit ist, dann nimmt man eben die
Gegenfahrbahn mit dazu. Sollte da gerade jemand entgegenkommen,
macht das nichts, denn man blinkt ja und daher verkneift sich
der entgegenkommende etwaige Ueberholmanoever und macht evtl.
noch etwas Platz.
Faehrt man nun rechts auf der Fahrspur, heisst das fuer den
Vorausfahrenden: "Aehm, ich wuerde bitte gerne vorbei."
Der faehrt dann auch brav links rueber und laesst dich vorbei.
Keine Lichthupe, kein Blinken. Einfach nur einen Meter weiter
rechts fahren! (Hat mich beim erstenmal total verwirrt.
Ich wollte nur am Vordermann vorbeischauen und bin daher
weiter rechts gefahren. Schwupp geht der links rueber, als haette
ich ihn angehupt, oder so. Dann hat er sich wohl gefragt,
wann ich denn nun langsam mal ueberhole... :-)
LKWs sind ja etwas breiter und nehmen den Grossteil der
Fahrspur in Anspruch. Die fahren daher auf den Seitenstreifen,
wenn man ueberholen moechte!
Auf dem Seitenstreifen fahren auch allerlei langsame Autos.
Manche habens halt dort nicht so eilig.
Das alles klingt fuer unsere Verhaeltnisse absolut idiotisch.
Ist aber total genial, weil jeder es so macht und es prima klappt!
Man kann sogar vor Kurven ueberholen (jedenfalls als Motorrad :-)
Und wenn sich mal jemand verschaetzt ist das kein Grund zur Aufregung,
denn jeder macht dann etwas Platz, so dass es passt.
Bei dieser entspannten Fahrweise haette ich die Irischen Strassen
liebgewonnen, wenn, tja, wenn man sie Strassen nennen koennte...
Es gibt davon vier Kategorien in IRL
1) Autobahnen.
Kennzeichnen sich dadurch, dass keine Schlagloecher vorhanden
sind und sich Bodenwellen in Grenzen halten. 140km/h ist
aber was fuer Irre.
Ganz Irland hat ca. 20km. Ca. 15 davon um Dublin...
2) Nationalstrassen.
Breite Feldwege, die etwas geglaettet wurden. Dann hat man
Teer druebergeschuettet.
Heimat fuer Quer- und Laengsrillen aller Art. Auch schon mal
das eine oder andere boese Schlagloch.
Des oefteren verwandelt sich eine Nationalstrasse ohne Vorwarnung
in eine Strasse der Kategorie 3) mit engen Kurven
und vielleicht einer kleinen Bruecke oder einer schmalen Orts-
durchfahrt...
3) Zweispurige Feldwege, die nicht geglaettet wurden. Stattdessen hat
man gleich Teer druebergeschuettet. Jedenfalls irgendwann vor
Jahren einmal.
Augen auf! Sonst steckt man ploetzlich mit einem Rad in einem Loch!
Besonders schlecht, wenn man nur zwei Raeder hat...
4) Feldwege, auf denen nur eine Spur fuer beide Richtungen vorhanden
ist. Der Teer ist eigentlich keiner.
Strassen der Kategorie 2) und 3) muss man viel fahren. 4) nur dann, wenn
man auch mal besonders schoene Ecken sehen moechte...
Das klingt zwar alles so, ist aber *nicht* uebertrieben. Im Auto muss
das
ganz schlimm sein. Mit einem Strassenmotorrad ist man selber Schuld
und nur mit einer on/off-road Maschine wie meiner kommt man halbwegs
zuegig und Bandscheibenschonend voran.
Wenn ich zuegig sage, meine ich, dass man wenn man pausenlos ueberholt
und dazwischen auch schnell faehrt, kaum mehr als einen Schnitt von
60km/h schafft! Kein Witz! Und weil man immer auf die Strassenoberflaeche
achten muss ist das ganz schoen nervig...
Wir haben daher Tagesetappen von ca. 150km gewaehlt. Da ist man auch
schonmal 4 Stunden unterwegs!
--Bericht Ende
Ergänzend noch: die Independent Hostels sind meist gut und preiswert.
Empfehlen kann ich die Peacock Farm im Westen bei Killarney glaub' ich!
Toll gelegen. Was zum relaxen.
Wales und Schottland ziehe ich Irland jedenfalls vor.
Hab ich aber schon abgegrast, darum fahren ich morgen
nach Suedfrankreich :-)) (nee, nicht wegen der WM - wuerg)
Tschuueeess!
Frank
--
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Dominator ('96) CB250G5 ('76) XL600R ('86)
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