From: Ralf Kuehl, 100550.365@compuserve.com
Subject: BVDM: Bitumenersatz - Hintergrundinfo
Date: Fri, 05 Jun 1998 07:32:29 GMT
Organization: Bundesverband der Motorradfahrer e.V.

Hallo Leute,

nachfolgend eine deutschsprachige Info der FEMA zum Thema Bitumen- und
Bitumenersatzstoffe. 


GLATTEIS IM SOMMER?
Sie ist da, die neue Zweiradsaison, und was heuer angenehm auffallt,  
ist die allerorts emsige Beseitigung des winterbedingten Streusplitts.

Damit sind wir zumindest eine der zahlreichen Motorradfallen los. Mit

den gesauberten Strasen kommen aber auch die Winterschaden zutage. Und

gleich wieder mussen die Strasenerhalter ausrucken, um die
Schlaglocher  im Asphalt, die langen, breiten Risse, Frostschaden
eben, auszubessern. 
Kaum sind wir also den Wintersplitt los, da patzen sie uns einen  
skandalos gefahrlichen, schwarzen Gatsch vor die Rader. Das Zeug ist
so  rutschig, das selbst routinierte Motorradfahrer Probleme kriegen,
ihre Fuhre auf einem ordentlichen Strich zu halten. Insbesondere bei
Nasse  oder Hitze bieten diese schwarzen Flecken auf der Strase
hochstens einen Grip, der auf Glatteis auch nicht viel schlechter ist.
Klar kommt es auf solchen Flachen haufig zu Sturzen.

Das verbreitetste Material zum Verfullen dieser in der kalten  
Jahreszeit entstandenen Wunden ist nach wie vor Bitumen. In den  
Richtlinien und Vorschriften fur den Strasenbau (RVS) wird Bitumen  
nur fur die Sanierung von begrenzten Schaden empfohlen, etwa fur  
Nahtbruche, Risse und Belagfugen mit wenigen Zentimetern Breite.  
Trotzdem werden auch Reparaturen von Schlaglochern und groseren
Flachen  damit ausgefuhrt. Diese Ausbesserungenmussen oft einige
Saisonen bis zur endgultigen Fahrbahnsanierung zu uberdauern. Tun sie
aber meist  nicht. Bei Erwarmung wird es so weich, das man es muhelos
wie Tesakrepp von der Strase abziehen kann. Das Verfullen kann also
nur als eine  vorubergehende Konservierung des Schadens angesehen
werden, nicht als Reparatur. Nur Abfrasen und neue Decke auftragen
hilft, zahlt sich aber wieder nur fur grosere Flachen aus.

Haltbarkeit hin oder her, das groste Problem fur den Zweiradfahrer ist

bei etwas hoheren Temperaturen, insbesondere aber bei Nasse der  
niedrige Haft- und Reibbeiwert der schwarzen Schmiere - nur 1/3  
gegenuber dem umgebenden Asphalt. Ersterer kann die maximal mogliche  
Schraglage von sportlichen 45  auf 15  reduzieren, Zweiter verlangert

den Bremsweg um das Zwei- bis Dreifache.

Um den Grip auf den glatten Streifen halbwegs zu erhohen, wird haufig

mit Split abgestreut, den man einfach liegen last. Wie nach der  
Winterpause kreuzt also schon wieder der Streusplitt unseren Pfad.
Lang halt das sowieso nicht. Der abgestreute Splitt wird von schweren

Fahrzeugen in die weiche Bitumenmasse geprest und verschwindet unter  
der Oberflache, und bald ist der Belag so glatt wie zuvor. Damit haben

wir jetzt ein neues Problem, denn im entsprechenden Volumsausmas, wie

der Split hineingewalzt wird, quillt nun die Masse aus der Fuge. Die  
Folgen sind Fahrbahnstufen, die sich beim Uberfahren - je nach  
Fahrzeugtyp, Reifenwahl und -zustand - hochst irritierend auf das  
Fahrverhalten auswirken. Oft verlaufen die Streifen auch noch in  
beliebigen Schlangenlinien und sonstigen phantasievollen Motiven.  
Rutschiger und griffiger Untergrund wechseln einander standig ab,  
jedesmal kommen uns Fahrbahnstufen in unvorhersehbarem Winkel unter
die  Radern. Ist es dann auch noch nas und finster, erkennt man nicht
einmal richtig, warum die Fuhre lenkerschlagend und schwanzelnd
Eiertanze  vollfuhrt. Weh dem, der hier auch noch umlegen oder bremsen
mus. Kann man uns das nicht ersparen?
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Zitate  aus den VDI-Berichten zur 5. Fachtagung Motorrad vom Marz 93,

Institut fur Zweiradsicherheit, Essen
 Das sagt das IfZ:
Durch Reibwertmessungen verschiedener Bitumenoberflachen konnte die  
auserordentlich geringe Griffigkeit der eingesetzten Materialien  
nachgewiesen werden.
Es konnte gezeigt werden, das von diesen sogenannten Bitumenstreifen  
sowohl bei Kurvenfahrt durch erheblichen erheblichen Spurversatz als  
auch bei Bremsmanovern durch deutlich langere Bremswege ein
erhebliches  Unfallrisiko auch fur geubte Fahrer und andere
Verkehrsteilnehmer ausgeht.
Messungen der Haft- und Gleitbeiwerte zwischen Kraftradreifen und den

eingesetzten Ausbesserungswerkstoffen haben Kraftschlusverhaltnisse  
nachgewiesen, die mit vereisten Fahrbahnoberflachen verglichen werden
konnen.
Bei hoheren Temperaturen treten ahnliche Erscheinungen auf wie bei  
nasser Fahrbahn.
Schon bei 23 C kann das Material muhelos verformt werden.
Je nach Bereifung kann der Schraglagenwinkel von  45  auf 15
reduziert werden.
Unter dem Aspekt des Kraftubertragungsverhaltens besteht
offensichtlich  erheblicher Forschungsbedarf zur Entwicklung neuer
Materialien fur Fahrbahnausbesserungen.
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Man kann. Schon Ende 1994 hat sich die Chefin der MAG-Landesstelle  
Oberosterreich, Romana Schorgendorfer um Losungsmoglichkeiten  
umgesehen. Bei der Firma STO aus Pasching, einem Hersteller diverser  
Baumaterialien, fand sie ein offenes Ohr. Gemeinsam wurde mit  
Materialien experimentiert, die das herkommliche Bitumen ersetzen  
konnten. Noch im selben Jahr wurde mit Genehmigung der  
oberosterreichischen Landesregierung eine Teststrecke angelegt, bei
der  sowohl je 160 Meter des herkommlichen Materials als auch 160
Meter einer alternativen Verfullmasse - nennen wir sie STOflexAPS -  
aufgetragen wurde. Dies ist ein Zweikomponentenmix mit bereits  
beigemengtem Quarzsand zur Reibwerterhohung. Uber die Zusammensetzung

hullt sich der Hersteller STO aus Patentgrunden noch in Schweigen. Um

es vorwegzunehmen: STOflexAPS ist dem Bitumen auf allen Linien
uberlegen.

Unabhangig von Romis Aktivitaten erkennt auch der tiroler  
SPO-Nationalrat Max Guggenberger Handlungsbedarf. Er richtet eine  
Parlamentarische Anfrage an das Wirtschaftsministerium und wendet sich

zugleich an die Redaktion der sonntaglichen Fernsehsendung Hohes Haus.

Die MAG Austria kann auf Anfrage der Fernsehleute den 125er-Champ
Gustl  Auinger als Darsteller gewinnen. Im 10minutigen Filmbeitrag ist

eindrucksvoll zu sehen, wie Gustl Nationale seine Fire Blade auf  
Bitumenstreifen unter wildem Pendelschwingen und Lenkerschlagen den
Set  entlangprugelt.

Die Prufstelle der oberosterreichischen Landesregierung hatte  
inzwischen Bohrkerne der Teststrecken entnommen, um im Querschnitt die

Eindringtiefe und die Bindungsfahigkeit des neuen Materials  
festzustellen. Die hervorragenden Ergebnisse wurden in einem ersten  
Prufbericht dokumentiert.

Die Landesregierung selbst verliert aber nun etwas an Bis in der  
Angelegenheit: Also mobilisiert Romi die Massen und kann im Juni 96
dem  LH-Stellvertreter Hochmair 10.000 Unterschriften von
Motorradfahrern  aus ganz Osterreich vorlegen, die zu einem Umstieg
auf  Alternativmaterialien auffordern. Jetzt ruhrt sich wieder was.
Die  Landesregierung richtet ein Ansuchen um Forderung eines  
Forschungsauftrages an das Wirtschaftsministerium, dem im Februar  
dieses Jahres entsprochen wird. Nach jahrelangem Einsatz gegen das  
gefahrliche Bitumen scheint die MAG Austria also wieder einen  
Sicherheitsbeitrag von nicht zu unterschatzender Bedeutung gelandet zu
haben.
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(Kasten:)Die sichere Alternative
STOflexAPS weist unter allen Witterungsbedingungen Reibwerte auf, die

mindestens so hoch sind wie der umgebende Asphalt.
Das Aufbringungsverfahren garantiert, das die Verfullung keine  
Fahrbahnstufen aufweist. Damit ist es unerheblich, ob die Verfullung  
schlangenformig, netzformig oder grosflachig sind.
Das Material verbindet sich hervorragend mit den Nahtflanken, fullt
die  Fugen vollstandig aus und bleibt elastisch.
Es ist frei von Schadstoffen und Losemitteln und damit sehr  
umweltfreundlich. Die Reinigung der Geratschaften erfolgt mit Wasser.
Kurzere Fugen konnen mit Handwerkzeug saniert werden.
Material-, Zeit-, Personal- und Gerateaufwand zur Aufbringung liegen  
deutlich unter dem herkommlichen Bitumenverfahren.
Abgesehen von der Aufbringung einer neuen Fahrbahndecke ist STOflexAPS

zur Zeit die einzige Alternative zur verkehrssicheren
Fahrbahnsanierung.
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Eine Kurzvorstellung des Produkts im Kreis der Aktiven der FEMA  
(Federation of European Motorcyclists Associations- hat weltweites  
Interesse hervorgerufen. Motorradfahrer aus Australien, und den USA ,

aus Europa sowieso - wollen mehr daruber wissen. Auch bei der  
FEMA-EuroDemo Ende August in Bonn wird dieses Thema einen Aufhanger  
darstellen. Wie schon mit den Leitplankenummantelungen eine
Vorstellung  des Produkts bei der Brusseler EU-Komission fur
Landverkehr. Das  Bitumenproblem bleibt also nicht auf Schillingland
beschrankt, aber nur hier findet sich die Losung. Noch heuer wird die
FEMA eine  grosangelegte Informationskampangne starten, die sich
deutlich uber Europa hinaus erstrecken wird. Es deutet also einiges
darauf hin, das eine osterreichische Erfindung ihren Siegeszug um den
Globus antreten wird.

Im eigenen Land mussen wir uns noch etwas gedulden. Da das  
Wirtschaftsministerium nun auch noch Prufungen der Haltbarkeit in die

Tests aufnehmen will, werden diese bis 2001 ausgedehnt.
Heuer werden weitere 1.500 Laufmeter Teststrecke angelegt, neue  
Bohrkerne werden gezogen. Jene Testabschnitte, auf denen das neue  
Material seit nunmehr 4 Jahren seine Haltbarkeit bereits unter Beweis

gestellt hat, werden fur eine endgultige Entscheidung aus uns nicht  
naher bekannten Grunden nicht anerkannt.
Bis dorthin wollen wir hoffen, das harmlose Ausrutscher nicht dort  
enden, wo sie gar nicht mehr so harmlos sind: in Rechtskurven im  
Gegenverkehr, in Linkskurven in den Leitplanken. Aber das ist eine  
andere Geschichte ....


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