From: Rainer Tschauder, rainer@rrr.net
Subject: Gia gegen MuZ Mastiff (laenglich)
Date: Sat, 23 May 1998 15:07:44 GMT
Organization: Aachen University of Technology / Rechnerbetrieb Informatik

Alle fing damit an, dass Superfrau und mir die Strassefahrerei mit den
Sportlern keinen Spass mehr macht ( und ausserdem nur die
Staats/Gemeindekasse fuellt ??? ) Mit der Gia macht es uns schon viel
mehr Spass. Also, was lag naeher als in dieser Richtung etwas Neues
oder junges Gebrauchtes zu suchen. Ich habe mir nochmal den
Vergleichstest von Duke gegen MuZ durchgelesen - eine von beiden
sollte es wohl werden. Die neue KTM Supermoto fiel wegen der zu langen
Federwege doch aus.
Heute habe wir als dann mal angefangen die MuZ genauer zu betrachten.
Von heute bis Montag steht sie uns zur Verfuegung. Mit der Gia sind
wir gemeinsam hingefahren - ich bin dann als erster auf die MuZ.
(Verarbeitungsdetails etc. kann man in Hardy`s Posting bei dejanews
nachschauen). Beide Bike stehen auf vergleichbarer Bereifung. Bei
unserer Gia vo/hin Pirelli MTR01/02, 120/60-17 auf 3,5", 160/60-17 auf
4,5" bei der MuZ ME Z1 racing, 120/60-17 auf 3,5", 150/70-17 auf
4,25".  Der Motor der MuZ (von der Yamaha XTZ660) laeuft deutlich
ruhiger als der der Gia, erster Eindruck beim anfahren - Ahhhh, sehr
schoen geht das, die Kupplung geht viel leichter und untenrum kommt
die viel ruhiger und etwas kraftvoller. Ernuechterung beim ersten
Schalten - wie fuehlt sich das denn an??? Zwar schaltet man ueber
kurze Wege, aber sehr unangenehm matschig und unpraezise. Die Gia kann
das eindeutig besser. Bei Ihr landet man zwar beim schlampigen
Schalten schon mal im Zwischenleerlauf, ansonsten ist das Getriebe
aber leicht und mit gutem Gefuehl fuer die Rastung zu schalten. Nach
dem Warmfahren dann mal auf die Schnellstrasse, die MuZ durch die
Gaenge gejagt, Kirsten bleibt mit der Gia am Hinterrad der MuZ. Ab
2.500 U/min ist die Muz zwar fahrbar waehrend sich bei der Gia unter
3.500 gar nix tut, aber die MuZ bleibt zahnlos, nix giftiges, kein
Kick, kein Aha-Punkt. Die Gia mueht sich dagegen bis ca. 5000 U/min
muede ab, beisst dann aber wenigstens richtig zu und kennt kein
Probleme bis rauf auf 9.000 U/min (mehr habe ich mich nicht getraut)
Also noch mal die MuZ (die ja nominell 5 PS mehr als die Gia hat)
richtig getrieben - vielleicht kommt ja, wie bei der Gia, nach Beginn
des Roten (bei 6.900 :-(( ) noch was, aber ausser dem Begrenzer bei
7.200 passiert dort gar nix aufregendes. Angehalten: Kirsten fahr du
mal vor mit der Gia - schwuppdiwupp - weg war sie. Keine Chance
dranzubleiben, die Luecke wird immer groesser. Was solls, durchreissen
auf der Geraden ist eh nicht das, was wichtig ist. In der Eifel zeigt
sich bestimmt ein anderes Bild. Diesmal ich auf der Gia ( in erster
Linie, weil mir von der besch**... Sitzbank der MuZ schon nach 20 km
der Arsch wehtut, dafuer ist der Knieschluss besser als bei der Gia) -
Kirsten hinterher. Ein bisserl besser sieht es jetzt aus fuer die MuZ
- mit 30kg und 30cm weniger beladen verliert sie nicht ganz so extrem
auf die Gia - aber sie verliert. Kurz ueber die Autobahn, die Gia
steht schon wieder weit im Roten (die braucht das) - im Windschatten
kann Kirsten sich halten. Runter von der Bahn ab durch die Eifel. Ich
hin mit der Gia, zurueck mit der MuZ. 
Die MuZ hat super Bremsen (Grimeca, eine Scheibe vo., 1 vier
-Kolbenzange), die etwas zu giftig ansprechen, waehrend die Gia
ebenfalls Grimeca, doppel Graugussscheibe, 2x Vierkolbenzange) eher
unspektakulaer, aber kaum weniger gut bremst. Trotz der nur einen
Scheibe bei der MuZ, verwindet sich nix. Die Bremse ist sogar nen Tick
besser als die der Gia. Leider kann der Vorteil nicht umgesetzt
werden, weil die MuZ beim tiefen reinbremsen in Kurven viel zu weit
eintaucht und sich beim Loesen der Bremse die Geometrie so stark
veraendert, das man korrigieren muss. Die Gia-Gabel ist straffer
gefedert und (nach leichter Modifikation) einigermassen gedaempft.
Ansprechverhalten, Schluckvermoegen und Daempfung sind bei der MuZ
(Mazochi (sp?) - nix einstellbar) jedoch um Welten besser. Auch das
Federbein der MuZ (WP - voll einstellbar) spielt in einer anderen Liga
- das der Gia ist ja viel zu hart gefedert und viel zu lasch
gedaempft. Doch die Kombination aus etwas zu weicher Gabel und zu
langen Federwegen mit dem zahnlosen Motor laesst die MuZ gegen die Gia
trotzdem nicht aufholen. Subjektiv fuehlt man sich zwar auf der MuZ
fahrwerksmaessig besser unterwegs - schneller wird man trotzdem nicht.
Sowohl Kirsten als auch ich waren mit der Gia eindeutig schneller
unterwegs. Da kann auch das eindeutig bessere Handling (Steilerer
Lenkkopf, deutlich geringerer Nachlauf und leichtere Raeder) der MuZ
nicht weiterhelfen. Das die Gia der MuZ wegfaehrt, mag aber auch daran
liegen, dass sich die Gia mit ihren kuerzeren Federwegen und dem
angenehm schmaleren Lenker viel mehr wie ein Strassebike anfuehlt als
die MuZ, die sich ausserdem mit der breiten Lenkstange in Verbindung
mit dem voellig fehlendem Windschutz auf der Bahn auch mal eher einen
Wackler erlaubt als die Gia die sich selbst bei liegenden ECHTEN 170
km/h mit nur einer Hand am Lenker voellig Stressbefreit zeigt.
Allerdings waren auch kaum Tempo 50 Kurven in unserer Strecke, in
denen sich die MuZ vielleicht besser haette in Szene setzen koennen.
Keine Missverstaendnisse: Die MuZ fuehlt sich in jeder Situation gut
an, und hat nichts vom Verhalten einer hochbeinigen Enduro, aber so
Streetmaessig wie die Gia verhaelt sie sich halt auch nicht. Dafuer
daempft die MuZ deutlich besser.
In der Verarbeitung liegen allerdings Welten. Waehrend die Gia den
typischen Italiener der fruehen 90er verkoerpert und unter vielen
anderen Wehwehchen mit maessiger Lackierung, reissenden
Verkleidungsstuecken und recht arbeitsintensivem Service aergert,
macht die MuZ einen sehr gediegenen Eindruck (gute Lackqualitaet, viel
Alu und Edelstahl).  Ausserdem kosten Ersatzteile der Gia ein
vielfaches und werden dazu auch sicherlich oefter benoetigt.
Preise zu vergleichen waere ungerecht - die Gia gibt es nicht mehr,
war aber zu ihrer Zeit sehr teuer und wird auch heute noch hoch
gehandelt (gute Exemlare kosten auch von `92 noch mind. 5000-5500 DM
und gehen z.T bis ueber 7.500). Die MuZ ist ein echtes Sonderangebot.
Fuer geschaetzte 11.000 DM Bar auf die Theke bekommt man schon ein
feines Stueck Motorrad, das als Alltagsbike (brauch ich nicht) und zum
Aergern von Pseudosportlern genug Potential mitbringt und allemal mehr
Spass macht und besser faehrt als z.B. ne GS500. Wenn es recht
sportlich zugeht, kann sie gegen die Gia aber nicht anstinken. Der
Motor ist einfach staerker wenn er gedreht wird (Hardy meinte sie
muesse mind. 5 PS mehr als die MuZ haben) und das Fahrgefuehl ist
etwas direkter. Die Gia erlaubt auch eher Turnuebungen, was die
klebrige Sitzbank der MuZ weitgehenst erfolgreich verhindert. Als
Showbike (wer`s braucht und kann) sind beide gleichgut/schlecht. Die
Strassenauslegung macht beide Bike in der Vorderpartie schwer und
recht weehliefeindlich. Zumindest kommen beide nicht durch reines
Aufressen im ersten hoch. Stoppies verbucht wieder eindeutig die Gia
auf ihr Konto - es geht zwar mit beiden  problemlos, die MuZ verliert
aber zuviel in der weichen Gabel.

Fuer uns hat sich du MuZ nicht als Alternative zur Gia herausgestellt,
Schade, denn sie hat viel gute Anlagen. Aber wir brauchen halt kein
Alltagsbike und sind uns schnell einig geworden, dass wir mit den
Wehwehchen (die eh _ich_ beheben muss) doch ganz gut leben koennen.
Ausserdem koennen wir dann auch noch neben der FZR die CBR behalten -
die bekommt dann vielleicht irgendwann nen Superbikelenker und die FZR
wird abgemeldet.

Aber da ist ja noch die Duke - die fahren wir als naechstes :-)))

Rainer

  *Stuerzen gehoert zum Motorradfahren,
   wie das Erbrechen zum Alkoholgenuss.
Wer nicht bricht hat entweder enorme Uebung
   oder hat einfach nicht alles gegeben*

Zitat *JR*

w3: http://privat.schlund.de/TschauderRainer/