From: Heiko Siedt, siedt@ika.rwth-aachen.de
Subject: Perfektionstraining Nordschleife - so war`s (LANG)
Date: Fri, 22 May 1998 19:46:53 -0700
Organization: Aachen University of Technology / Rechnerbetrieb Informatik

Hi folks,

hier meine Eindrücke vom action-team Perfektionstraining, daß diese
Woche auf der Nordschleife stattgefunden hat.

Nach einer extrem schwuchteligen Anreise am Montagnachmittag (SCNR Jörg)
gab`s am Abend das erste Kennenlernen in der Gruppe. Ich hatte mich mal
ganz vorsichtig in die "zügige" Katogerie einteilen lassen (es gab
"gemütlich", "touristisch", "zügig", "sportlich" und "sehr sportlich"),
da ich bei der Anmeldung der Einfachheit halber das
Standard-drm-Reisetempo zu Grunde gelegt hatte (seit der letztjährigen
MF weiss ich ja, daß ich kein Raser bin ;-)  ). Die Kollegen sparten
auch nicht mit markigen Sprüchen, so daß ich dachte "Passt schon".

Dienstag morgen um 7.45h ging`s los mit Sektionstraining. Offensichtlich
waren einige beim Hinrollen zu unserem Streckenabschnitt schon geläutert
und sprachen auf einmal von "bloß nichts überstürzen" und "Hauptsache
Spaß". Wollte ich auch, aber nicht bei Rundenzeiten von 15min. Nach ein
paar warmen Worten vom Instuktor (Uli fuhr eine heftigst umgebaute BoT-
R 100 R) und den obligatorischen Brems- und Wendemanöver-Übungen ging es
vor der Mittagspause noch auf drei oder vier Runden - die ich zum
Großteil einhändig und Landschaftsbetrachtend mitfuhr :-(( 
Ich also zum Instruktor und bevor ich auch nur ein Wort gesagt hatte,
nannte er mir meine Gruppe für den Nachmittag :-) Neugierig wie ich war,
habe ich in der Liste nachgeschaut, was da so rumfuhr und mir wurde 
schon ein bisserl mulmig: 2 * CBR 600, 900, FZR 1000, YZF 600, 1000 und
eine offene K 1200 RS. Ups, die hatten ja alle mindestens 40 PS mehr als
ich - ob das mal gutgeht??

Die "Begrüßung" am Dienstagmittag bei den Jungs und Mädels fiel
entsprechend verhalten aus: "was willste denn mit der Möhre in unserer
Gruppe???" Ich habe mich dann mal in der Mitte aufgestellt und gewartet.
Der Instruktor (Siggi kam aus Bayern und fährt `ne VTR) hat auch nicht
erst groß rumgeschwafelt und wir sind los. Die Runde war dann auch
wirklich zügig (in etwa das Tempo, was ich vor zwei Wochen bei MotoBauer
zum Ende hin gefahren bin) und meine Mitfahrer waren schon mal erstaunt,
daß die Gruppe in den Kurvenkombinationen nicht bei mir
auseinandergerissen wurde :-)  Auf den langen Bergaufpassagen sah es
dann natürlich ein bißchen anders aus, aber so hatten sie wenigstens die
Möglichkeit, wieder aufzuschließen . Das Tempo ist nach und nach
gesteigert worden und zwei fielen durch`s Raster: die zwei Mädels auf
CBR 600 und FZR 1000 nahmen sich `ne Auszeit.

Kaffeepause und ein paar warme Worte vom Instruktor, meine
Entschuldigung, das er auf den Bergaufpassagen immer auf mich warten
müßte, hat er lachend angenommen. Ein Teil der Truppe diskutierte
derweil darüber, wie sie motorisch aufrüsten könnten ("Ich muß mir
nächstes Jahr unbedingt `ne R1 kaufen, die CBR zieht ja keinen Hering
vom Teller"). Ich habe mich mit Sprüchen in dem Moment vornehm
zurückgehalten.

Dann ging`s wieder auf die Strecke und nachdem mein Bugspoiler eh schon
völlig abgeschraddelt war, kamen diesmal die Fußrasten dran. Das war -
flöööt - neu für mich :-) und ich muß schon zugeben, daß ich mich beim
erstem Mal tierisch erschrocken habe. Ich muß ehrlich sagen, ich finde
daß Gefühl nicht sooo prickelnd, vielleicht schraub` ich die Nöppel
besser ab. An der GPZ setzen die Rasten ziemlich hart auf, so daß ich am
Ausgang vom Adenauer Forst zweimal über die Curbs und die Rattersteine
mußte. Zum Abend hin war der Großteil der Truppe dann auch endgültig
beruhigt, daß ich nicht der Bremsklotz der Truppe war.
Erstaunlicherweise konnte ich beim Anbremsen immer wieder ein paar Meter
gutmachen und auf den ersten Metern am Kurvenausgang habe ich auch nicht
sooo viel verloren. Das lag allerdings wohl daran, daß die Jungs und
Mädels 
a) nicht so richtig vorne reinlangen wollten und
b) wahrscheinlich Angst hatten, daß ihnen beim Gas aufziehen das
Hinterrad wegrutscht. Dadurch wurde es natürlich wieder für mich
problematisch, wenn ich wegen eines Schiß habenden Vordermannes keinen
Schwung mitnehmen konnte - dann ging nix mehr.

OK, abends ein paar Bier und einigermaßen früh in`s Bett, schließlich
wollte ich für den nächsten Tag fit sein.
Mittwoch vormittag gab es ein Sektionstraining, daß einzig und allein im
Trainieren der richtigen Linie bestand. Das war einmal der Ausgang vom
Brünnchen über die Eiskurve zum Pflanzgarten und der andere Abschnitt
eben vom Pflanzgarten über den Schwalbenschwanz (Kleines Karussell) und
den Galgenkopf auf den Anfang der Döttinger Höhe. Das war eine absolut
super Geschichte, da wir die wichtigen Stellen alle erstmal zu Fuß
abgegangen sind und die Instruktoren (drei Gruppen haben das zusammen
gemacht) gezeigt haben, wodrauf zu achten ist. Da kann man sich die
Beschreibung der Linie vorher 5mal durchlesen, beim ersten Abfahren
sieht das eh alles ganz anders aus. 
Danach kurz den Langsamfahrwettbewerb durchgezogen (die mußten noch ein
paar T-Shirts loswerden) und dann Mittag.

Am Nachmittag stiessen ein Blade- und zwei T595-Fahrer zu uns. Ersterer
war mit dem Tempo zufrieden ("Schneller muß doch nun wirklich nicht"),
mit den Triumph`s mußte ich erstmal schimpfen, weil sie mir dauernd im
Weg rumstanden ;-). Sie haben dann geschluckt, sich brav entschuldigt
und der eine hat es auch nicht mehr gewagt, vor mir zu fahren. Einem
ZX9-Fahrer, der eine Runde mitgefahren ist, war es zu langsam, der war
aber auch wirklich fit. Ich hatte dann noch einmal einen kritischen
Moment im Brünnchen, als es in der Bergab-Rechts einen heftigen Schlag
getan hat, ich links auf die Curbs mußte, mit ca. 120 km/h über die
Wiese bin und es dann glücklicherweise geschafft habe, im spitzen Winkel
wieder auf die Strecke zu kommen - für die anschließende Bergauf-Rechts
hatte ich jetzt natürlich gar keinen Schwung mehr, dafür war mein
Adrenalin-Pegel in dem Moment gegen unendlich gerauscht. Was war
passiert: eigentlich hatte nur der Bugspoiler aufgesetzt, aber nicht
vorne, sondern in der Mitte und zwar so heftig, daß im Endeffekt das
Interferenzrohr der Auspuffanlage aufgesetzt hat. Superätzendes Gefühl.

Zum Schluß waren wir dann bei Rundenzeiten im hohen 9min bis mittleren
10min Bereich - das Überholen von anderen Gruppen kostet einfach Zeit
und immer mal wieder verlor jemand den Anschluß - ich natürlich auch.
Ich glaube, daß für mich das Ende der Fahnenstange da erreicht ist, mehr
geht auf der GPZ wahrscheinlich nur unter absolut Lebensverneinener
Fahrweise. Das Ding wackelt nach jedem Sprung, fängt in richtig
schnellen Kurven (z.B. am Flugplatz) gerne an zu rühren, ich habe immer
bis tief in den roten Bereich reingedreht und sie hat halt einfach nur
60PS. Walter auf der K 12 wollte zum Schluß auch nur noch hinter mir
fahren, "weil es sieht so geil aus, wie du mit deinem
Scheiss-Einsteigerbike kämpfst" :-] Er meinte, das es schneller für ihn
nur noch auf den schnellen Passagen wie Flugplatz, Schwedenkreuz und
Quiddelbacher Höhe gegangen wäre, weil seine 130 PS den Hinterreifen in
den Kurven schon zum Rutschen brächten - kein Wunder bei dem Gewicht.

Mittwochabend war dann nochmal Sekt saufen, Urkunden verteilen und der
ganze Bläh dran, Donnerstag vormittag ging es bei teilweise Regen und
frischen Temperaturen wieder nach Hause.

FAZIT:
das ich letztendlich in einer "sportlichen" Gruppe landen würde, hätte
ich nicht für möglich gehalten. Was mich natürlich gefreut hat, ist die
Tatsche, daß ich mit den >=98PS Bike`s auf die Runde gesehen doch recht
gut mithalten konnte, wobei das Motorrad natürlich nix über die Qualität
des Fahrers aussagt. Als Vergleichsmaßstab nehme ich jetzt einfach mal
Hardy, der auf der 6er CBR ja wohl irgendwas um die 9min fährt.
Vielleicht als Hinweis für diejenigen, die so ein Training auch noch
machen: es gab bei ca. 120 Teilnehmern zwei "supersportliche" und zwei
"sportliche" Gruppen. Der "Standard-drm`ler" sollte es nicht unter
"sportlich" tun ;-)

Zum zweiten habe ich es zumindestens teilweise geschafft, auch mal die
Grenzen der GPZ zu "erfahren". Jetzt weiß ich, was mit dem Ding möglich
ist, muß aber direkt hinzusetzen, daß ich viel zuviel Schiß habe, daß
auf öffentlichen Straßen auszuprobieren. 

Drittens ist für mich extrem wichtig: ich bin nicht abgeflogen.
Denn geschrottet wurde natürlich auch: Am Montagnachmittag hat ein
Instruktor beim freien Fahren seine K100 genau auf der Brücke in
Breidscheid in die Mauer gesetzt. Das Mopped stand in der Hotelgarage
und sah ziemlich zerpflückt aus, der Instruktor liegt mit Beckenbruch im
Krankenhaus. Ein Schweizer hat seine K 100 LT ca. 200 m weiter in der
Bergauf-Rechts in die Planken gesetzt - Radio tat`s noch, Fahrer
unverletzt. Ein Mädel konnte der Linkskurve im Metzgesfeld nicht folgen
und hat ihre wunderbare blaue TRX in`s Gebüsch gelegt; ihr ist nix
passiert. Und dann habe ich Dienstagabend noch `ne rote Superamsel mit
ziemlich viel grünem Tape gesehen (DAS sieht vielleicht Scheisse aus),
die ist Mittwoch aber wieder mitgefahren.

Viertens ist es sehr angenehm, wenn sich nur Motorräder auf der Strecke
tummeln und einem nicht noch A*to`s zwischen die Füße kommen

Fünftens muß ich da bald wieder hin :-)


Heiko
-- 
Heiko Siedt     siedt@ika.rwth-aachen.de
          GPZ 500 S `89 ->  GPZ 500 S `94
"Fahre nie mit einer gruenen GPZ in den gruenen Wald..."