Hi!
Ich möchte Euch die (vor allem für mich erfreuliche Nachricht) nicht
vorenthalten: Seit gestern nachmittag 16:20 UTC läuft sie wieder (nach
über 3-wöchigem Aufenthalt im Keller).
Kurzfassung:
Prüfung der Original-Verkabelung (Funktion der Schalter)
Wiederherstellung der Original-Verkabelung
Bremslichtschalter vorne ersetzt
Acerbis-Griffprotektoren montiert (dazu Armaturen demontiert)
Vergaser ausgebaut, zerlegt, ultraschall-gebadet und wieder
zusammengebaut;
Überlaufschläuche ersetzt (Silikon), Vergaser wieder eingebaut
Benzinschläuche ersetzt
Ritzel (16er) eingebaut (dabei Sicherungsblech verwendet)
Hinterrad aus- und eingebaut, Schrauben für Kettenspanner gängig gemacht
Kette gespannt
Luftfilterkasten gereinigt, "frischen" Luftfilter eingebaut
Deckel f. Luftfilterkasten erneuert
Lenkschloß ausgebohrt,
4 neue Blinker montiert (TÜV-konform)
Nummernschild auf gewichtsoptimiertes VA-Blech genietet
neuer Kotflügel mit Halter für Nummernschild (abnehmbar) montiert
(TÜV-konform)
viel gelernt
Langfassung:
Vogelwild sah sie ja schon aus, Dominic's KTM. Als ich sie im Oktober
letzen Jahres erstmals zu Gesicht bekam, hätte ich mir überhaupt nicht
vorstellen können, das Bike mal zu kaufen. Als er sie dann aber zum Kauf
angeboten hat, kam ich dann doch heftig ins Grübeln. Nachdem der Motor
aber relativ neu ist und darüber hinaus - wie aus gut unterrichteten
Kreisen zu hören ist - an einer KTM nicht viel kaputt sein kann, habe
ich mich dann doch zum Kauf entschlossen. Immerhin ist Dominic ja
Schweizer Nationalität und damit absolut vertrauenswürdig ;-) . Geld
hatte ich allerdings keins und so mußte ich noch einen kleinen Kredit
aufnehmen, um meine Beschwerden (Morbus Cross) lindern zu können.
Am 1.2. war es dann soweit. Auf dem Rückweg vom Elefantentreffen stellte
Dominic mir die Kati vor die Türe. Leider sah sie immer noch nicht
besser aus wie im Oktober und manche Leute meinten auch, mich wegen des
Kaufs bedauern zu müssen.
Um insgesamt und auch speziell in Senftenberg keine bösen Überraschungen
zu erleben, hatte ich mir vorgenommen, das Bike eines gründlichen Checks
zu unterziehen. Ehe ich sie dazu in den Keller verfrachtete, sollte ich
allerdings etwas den Dreck entfernen. Die erste Session mit dem
Dampfstrahler brachte nicht das gewünschte Ergebnis, sodaß ich eine
zweite in Verbindung mit Kaltreiniger folgen ließ. Danach war sie dann
in einem Zustand, in dem ich an die Teile rankam, ohne mich vorher durch
zentimeterdicke Dreckschichten durchwühlen zu müssen.
Auf den ersten Blick schreckte vor allem die Elektrik ab. Kabel, über
deren Sinn ich mir absolut nicht im klaren war, waren kreuz und quer
gezogen. Also erst mal mit dem Seitenschneider gewütet und alles
entfernt, was nicht nach Original-Verkabelung aussah. Dann habe ich mich
stundenlang in den Schaltplan und den Kabelbaum vertieft. Danach habe
ich mich noch mehr gefragt, wazu die ganzen Bypässe gut waren. Abgesehen
von den Anschlüssen für die Blinker und das Rück-/Bremslicht war der
Original-Kabelbaum absolut in Ordnung, ebenso der Mehrfachschalter am
Lenker und das Zündschloß.
Parallel zur Wiederherstellung der Original-Elektrik habe ich dann
Griffprotektoren (Acerbis) montiert, das 14er Ritzel gegen ein 16er
getauscht (Übersetzung jetzt 16/48), die Schrauben zum Spannen der Kette
wieder gängig gemacht, die Kette schließlich auch gespannt und den
Vergaser zwecks genauer Inspektion ausgebaut. Für das Zerlegen des
Vergasers hatte ich Volker um kompetente Hilfe gebeten (immerhin hat er
ja die Vergaser-FAQ verfaßt).
Er kam dann auch am Rosenmontag und machte sich flugs daran, den
Vergaser in seine Bestandteile zu zerlegen. Ich hatte Mühe, ihm zu
folgen und mußte mehr als einmal darum bitten, das Tempo doch etwas zu
drosseln, weil ich ihn ja ohne seine Hilfe wieder zusammenbauen müßte.
Leider hat das seinen Tatendrang nur marginal gebremst. Volker kam dann
zu dem Ergebnis, daß ein Vollbad mittels Ultraschall wohl die
angebrachteste Methode wäre, den vorhandenen Dreck außen und vor allem
innen zu entfernen. Ich sollte mit dem Teil doch zum Optiker gehen, die
hätten sowas.
Nachdem ich aber nicht jede Woche zum Optiker renne und deshalb dort
auch nicht sonderlich bekannt bin, konnte ich mir nicht vorstellen, mit
meinem Ansinnen dort auf Verständnis zu stoßen. Also überlegte ich
fieberhaft, welche Möglichkeiten sich denn noch böten. Am nächsten
Morgen erinnerte ich mich dann an einen Kollegen, der sich mit der
Analyse von Fehlern bei der Halbleiterproduktion beschäftigt. Also
angerufen und gefragt, ob die im Labor ein Ultraschallbad haben. Hatten
sie, Faschingsdienstag war auch und somit würde ich den Betrieb im Labor
nicht allzusehr stören. Der Vergaser hat dann ein mehrstündiges Bad in
Lösungsmittel mit Ultraschallunterstützung genommen, das zudem noch
einmal gewechselt wurde, weil der Vergaser irgendwann im Lösungsmittel
nicht mehr zu sehen war vor lauter Dreck.
Beim Zusammenbau des Vergaser am selben Tag saß ich dann schon einmal 10
Minuten vor einer Düse, von der ich nicht wußte, wo sie hingehört. Nun,
ich habe es dann doch herausgefunden. Alles andere war ziemlich klar -
die Ernüchterung sollte noch kommen. Also Vergaser wieder eingebaut samt
Anschluß der Bowdenzüge. Danach noch einige Kleinigkeiten
(Luftfilterkasten säubern, Luftfilter wechseln usw.) erledigt.
Montag dieser Woche wurde dann der nächste wichtige Schritt vollzogen:
die Kati wurde wieder aus dem Keller geholt. Jetzt war auch der
Zeitpunkt gekommen, den neuen Kotflügel hinten zu montieren (aus einigen
Metern Entfernung kann man besser beurteilen, in welcher
Stellung/Neigung das am besten aussieht). Wie sie jetzt so dastand, sah
sie schon wesentlich besser aus wie 2 Wochen vorher.
Dienstag dann der erste Startversuch. Zunächst mal absolut negativ.
Irgendwann mal die Zündkerze ausgebaut, ob überhaupt ein Zündfunke da
ist. Ist/war. Massiver Einsatz von Starthilfespray hat dann wenigsten zu
ein paar Zündungen geführt. Weiter Versuche habe ich dann wg.
einsetzender Dunkelheit auf den nächsten Tag verschoben.
Am Mittwoch dann das gleiche Spiel: Kati will und will nicht anspringen.
Die Benzinzufuhr überprüft: ok. Kati auf die Seite gelegt, um etwas
Benzin aus dem Überlauf laufen zu lassen. Was ist das? Es kommt kein
Benzin! Sehr mysteriös. Beim Ausbau der Schwimmerkammer stellte sich
heraus, daß die seit dem Einbau keinen Tropfen Benzin zu Gesicht
bekommen hat. Irgendwie schein das Ventil zu hängen. Also Vergaser
wieder ausgebaut und im Keller das Ventil rausgeschraubt. Genau das
hatte Volker dringelassen, weil er Schwierigkeiten beim Ausbau der Angel
(Hebel zwischen Schwimmer und Ventil) befürchtete. War aber überhaupt
kein Problem. Nach dem Ausbau des Ventils stellte sich allerdings
heraus, daß der Ventilkegel aus Silikongummi am Ventilsitz klemmt. Ob
der wohl im Ultraschallbad Schaden genommen hat? Auf jeden Fall mußte
ein neues Ventil her und meine Sorge war, daß der Händler sowas nicht
vorrätig hat, erst bestellen muß und ich es vor nächster Woche nicht
mehr bekomme. Aber ich hatte Glück, durfte 35 Mark abdrücken und konnte
so gestern nachmittag den Vergaser wieder zusammen- und einbauen.
Wieder habe ich gekickt wie ein Weltmeister - ohne Erfolg. Luftfilter
ausgebaut, Startpilot direkt in den Vergaser gesprüht - nichts!
Verdammt, warum geht das nicht? Also nochmal die Schwimmerkammer
abgeschraubt und - kein Benzin! SCH****SCH****SCH****! Das Ventil klemmt
nicht mehr, aber - was ist das? Bei den Schwimmern ist die Auflage des
Betätigungshebels viel zu weit oben! Hab ich doch glatt die Schwimmer
verkehrt herum eingebaut. Kein Wunder, daß da kein Benzin kommt, wenn
die Schwimmer bereits das Ventil schließen, wenn sie unten sind, d.h.
die Schwimmerkammer leer ist. Nun, *der* Fehler war dann relativ schnell
behoben.
Beim Einbau der Schwimmerkammer habe ich dann sofort überprüft, ob
Benzin läuft. Tat es und so sah ich weiteren Startversuchen mit etwas
mehr Zuversicht entgegen. Es hat dann zwar noch einiger Kicks und auch
etwas Starthilfespray bedurft, aber sie sprang dann doch irgendwann an.
Aufgrund der vollkommen unzureichenden Grundeinstellung drehte der Motor
auch sofort hoch und ich hatte Mühe, das Bike festzuhalten, weil der
vibrierende Motor für eine heftige Rückwärtstendenz auf dem Hauptständer
sorgt.
Meine erste Arbeit am laufenden Motor war, die Vergasereinstellung zu
korrigieren. Das ist mir auch relativ schnell gelungen; einer weiteren
Optimierung sieht der Vergaser jedoch noch entgegen.
Nachdem der Motor wieder lief, war natürlich klar, daß ich gleich eine
Proberunde drehen mußte. Scheinwerfer war zwar keiner dran und es gingen
weder Blinker noch Brems-/Schlußlicht, aber who cares! Helm geholt,
Handschuhe an und es konnte losgehen (Stiefel hatte ich zum Kicken
wohlweislich schon vorher angezogen). Der Trip führte mich an einem
kleinen Wald vorbei, bei dem alle Wege mit den bekannten Sperrschilder
versehen waren. Mit einer Ausnahme. Über meinen weiteren Fahrtweg
brauche ich sicher nicht berichten, nur davon, daß einige Rehe Reißaus
nahmen und ich mächtigen Spaß dabei hatte, über jede Menge Äste zu
fahren, die von Rodungsarbeiten zurückgeblieben waren.
So, ist etwas länger geworden als ich gedacht habe. Bis zum Offroad-
Contest in SFB nächstes WE muß ich noch machen:
neue Lampenmaske montieren, Scheinwerfer anschließen
Blinker hinten und Rück-/Bremslicht anschließen (trennbar)
Ölwechsel
Ventile einstellen
neues Lenkschloß einbauen
Auf einiges kann ich sicher verzichten. Aber zum Training vorher werde
ich wohl nicht mehr kommen. Vermutlich auch nicht dazu, das Fahrwerk auf
mein Gewicht einzustellen.
Manfred
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Manfred Handschuher BMW K75 '95, 43 Mm KTM 600 LC4 '89
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* The day you loose the fear of your bike is the day you die *
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