Hallo!

Am letzten WE hatte ich die Freude 500km mit der neuen MuZ Mastiff
verbringen zu duerfen. Schon nach dem Auspacken der Maschine aus der
Kiste faellt einem das bestechende, frische Design auf. Nichts mehr
vom Zonen-Charme der alten ETZ's!
Dann auf dem zweiten Blick sind die vielen hochwertigen Details eine
Augenweide:

  - vorn und hinten Stahlflex-Bremsleitungen
  - feine, gefraeste Gabelbruecken aus Alu.
  - Cockpithalterungen und Buegel aus glasgestrahltem Alu
  - Dicker Lackauftrag am Rahmen, sauber verarbeitete Schweissnaehte
  - dicke 45er Mazocchi-Gabel und WP-Federbein (voll einstellbar)
  - verschraubtes Rahmenheck
  - wuchtige, sauber verarbeitete Chrom-Speichenfelgen (in 3,5"/4,5" bei der
    Mastiff mit Metzeler ME Z1 Racing Bereifung)
  - feine Edelstahlauspuffanlage (komplett)
  - sehr schoene Alu-Schwinge

Naja, da mir die erste Fahrt zugesagt war, hatte ich den Sabber schon im
Mundwinkel ...

Das Fahrwerk ist das beste, was ich je bei auf Enduros basierenden
Fahrzeugen gefahren habe! Kein Wackeln auf abgefraesten Fahrbahnoberflaechen
(z.B. auf der Panzerstrecke vom Rursee nach Schleiden - fuer die Eifel-Freaks)
selbst in Schraeglage. Die Federung ist recht straff und erlaubt somit
wirklich wilde Aktionen um Kurven. Die dicke 45er Gabel fuehrt erstaunlich
gut. Die Gabel verwindet sich beim Bremsen nicht, da zusaetzlich
ein stabiler Gabelstabi dies verhindert. Eine Freude fuer Stopie-Fans.
Leicht und kontrollierbar zu dosieren und eine Bremswirkung, wie ich sie
sonst nur von Sportlern her kenne (Stahlflexe vorn und hinten serienmaessig).
Von daher das richtige Geraet fuer Super-Moto-Fans.

Der Motor ist im hoechsten Gang ab 2500 U/min einwandfrei fahrbar (ca. 60km/h)
ohne dass die Kette schlaegt. Das Getriebe laesst sich sauber schalten.
Die Schaltwege sind sehr kurz. Auch im Stand laesst es sich ohne hakeln
durchschalten. Der Leerlauf ist einfach zu finden.
Kaltstart ist von der vorbildlichen Sorte. Choke (am Lenker) ziehen, starten,
losfahren, Choke nach 50m zurueckstellen. Das wars fuer den Kaltstart.
Der Motor (Yamaha 660ccm 5-Ventiler) haengt sauber am Gas und zieht ueber
den gesamten Drehzahlbereich ohne Einbrueche sauber durch.
Naja, 50PS sind fuer jemanden, der sonst 100 oder mehr PS faehrt nicht so
das Beschleunigungserlebnis aber man kommt flott von der Stelle.
Verbrauch auf der Landstrasse ist auch ganz passabel.
In Anbetracht, dass ich mich nicht ueberholen liess, sind ca. 5,5l/100km
gut.
Die Oelkontrolle wird mittels eines Peilstaebchens im Oelvorrat bewerkstelligt
(Trockensumpfschmierung), der leicht und ohne Fingerakrobatik erreichbar ist.
Tacho, Drehzahlmesser sind in Chrombuechsen und uebersichtlich.

Die Optik ueberhaupt macht einiges her. Ueberall, wo man an Moppedtreffs
steht, stoppen die anderen im Vorbeigehen und begutachten die Maschine.
Dann steht ihnen unglaeubiges Staunen im Gesicht, wenn sie das recht kleine
MuZ-Logo gefunden haben.

Glasgestrahlte Cockpithalterungen und -halterung sehen toll aus. Die gefraeste
und gebuersteten Alugabelbruecken sind nett anzusehen. Das geschraubte Rahmenheck
gibt es auch nicht ueberall. 45er Mazocchi-Gabel und WP-Federbein (voll einstellbar)
sind auch Serienfeatures!
Die Mastiff hat breite 3,5"/4,5" Chrom-Speichenfelgen mit 120/60-17
und 150/70-17 oder wahlweise 160/60-17 Metzeler ME Z1 Racing Reifen.
Damit traut man sich wirklich in Ecken reinzuhalten. Die Haftung und
Spurfuehrung ist damit kein Thema. Fahrwerk und Reifen haben so hohe
Limits, dass man es als nur halbwegs begabter Fahrer wohl nicht ausreizen
kann. 50PS sind einfach zuwenig, um den Reifen ein Haftungsproblem aufzugeben.
Die schoen verarbeitet Aluschwinde ist huebsch und taugt richtig.
Ein wirklich fiese Maschine, um vielen wirklich fies zu zeigen, wo der Hammer
haengt. Welcher vermeindliche Sportlerfahrer laesst schon um sich von einer
MuZ Kreise fahren. Die hoffen nur auf die naechste Gerade, wo sie die
Mehrleistung umsetzen koennen, um die MuZ Mastiff wieder einzuholen.

Ich war wirklich tief beeindruck, da alle bisherigen endurobasierten
Moppeds ein wirklich mickrige Fahrwerke hatten, dass sich durch verwindende
Gabeln und biegende Rahmen kennzeichneten. Das war fuer mich eine neue
Erkenntnis!

Die Verarbeitungsqualitaet ist auch in eine neue Sphaere bei MuZ gestossen.
Da kann man wirklich nicht mehr maekeln. Alles tadellos!
Damit die Qualitaet auch nachvollziehbar ist, ist jeder Maschine eine
unterschriebene Visitenkarte des letzten Qualitaetskontrolleurs beigelegt.
Keine Nummer oder Kuerzel - nein, voller Name, damit im Falle einer
Reklamation auch weiss, wer da nicht aufgepasst hat.
Qualitaetsmanagement scheint nun bei MuZ ein sehr beachtetes Thema zu sein.

Ich frage mich eigentlich nur noch, warum nicht mehr der Baghira (die Enduro,
die auch schon in Vergleichstest der KTM, als bisher uneingeschraenkte Referenz,
in die Suppe gespuckt hat) und die Mastiff, der Fun-Bike oder Super-Moto-Part
der Familie, sich noch nicht so verbreitet haben. Die Maschinen
sind super (Fahrwerk, Details, Qualitaet, Design, Preis)!

Ist es wirklich noch der verstaubte Ruf von "Zonen-Gabys-Abschlepp-Moebeln"
oder das etwas wenig popige MuZ Logo in Gruen/Weiss?

Die Mastiff kostet ca. DM 12.000 (Liste), die Baghira nur 10.000 (Liste).
Ich denke mal, dass man da die ueblichen %te bekommen kann und dass
man mit einem knappen Tausender mehr in der Tasche den Laden auch wieder
verlassen kann.

Naja, noch drei Nachworte fehlen da:

1) Dank an Tom (Warkentin Motorradservice/MuZ in Wuerselen bei Aachen),
   der mir die Mastiff fuer die 500km kostenlos zum Testen am WE
   ueberliess! Dafuer muss ich ihm aber morgen Rapport erstatten, weil er
   seine Mastiff auch noch nicht gefahren hatte (ich hatte das sorgfaeltige
   Einfahren als Auflage uebernommen).

2) Ich bleibe weiterhin 4-Zyl.-Fan. Ein Zylinder sind drei zuwenig und
   50PS auch nur die Halfte vom Kuchen. Hm, aber so als Zweitmopped
   koennte ich doch glatt in Versuchung gefuehrt werden ... 

3) Ich haette MuZ so eine Wandlung nicht zugetraut - echte Ueberraschung!


  Gruesse vom Cheftester
        Hardy