Und also wollte ich das streikbedingt lange Wochenende nutzen, um die
Stahlflexleitungen anzubauen und die Bremssaettel bei der Gelegenheit
gruendlich zu ueberholen. Also Freitag beim Kfz-Zubehoerladen ange-
rufen wegen der Bremszylinderpaste die knapp 19 Mark empfand ich
nicht als "sauteuer", obwohl ich die Tube wohl dieses Jahrtausend
nicht mehr aufbrauchen werde ... gleich noch eine Beru "Autolicht"
H4-Lampe mitgenommen, die im mo-Test beim Abblendlicht die gleiche
Helligkeit wie die Osram gebracht hatte, ausserdem einen Hella-Katalog,
und nach Crimpzangen fuer unisolierte Quetschverbinder erkundigt. Die
Hella-Profiausfuehrung kostet denn auch satte 120 Mark, das ueberleg
ich mir wohl noch mal.
Saettel und Leitungen abgebaut, Schwimmsattelfuehrungen demontiert.
Dabei hab ich tasaechlich seit langem mal wieder was zerstoert, weil
ich es zu eilig hatte und nicht zimperlich genug war: eine Manschette
eingerissen, denn ich musste den entsprechenden Fuehrungsbolzen ja
unbedingt mit dem Akkuschrauber ausdrehen. Weil ich auch kein Bock
hatte, fuer ein 4,80-Teil extra 60 km nach Dortmund und zurück zu
fahren, steht der Bock also jetzt erst mal wieder eine Woche -
es sei denn, der Streik ginge weiter ...
Selbst nach mehrfachem Wenden und Ausgiessen bleibt noch Brems-
fluessigkeit in den Saetteln, die sind wohl ziemlich verwinkelt
innendrin. Das Entlueften wird bestimmt grauenhaft werden.
Heute also zu Joerg gefahren, Bremskolben mit Pressluft ausblasen. Im
Werkstatthandbuch stand drin, das ginge mit einer gewoehnlichen Blas-
pistole und man solle mit deren Spitze besser nicht zu dicht an den
Einlass gehen ... wie zu erwarten war, bliess jede Menge Luft neben-
her, die Kolben zuckten jeweils zwei mm vor und dann wieder zurueck.
Also in der Grabbel gekuckt, da hatte Joerg zum Glueck noch eine
alte Bremsleitung mit 10 mm Ringfitting. Im Baumarkt Druckluftadapter
geholt, ein Ende von der alten Leitung abgeknipst, Adapter rein-
gehaemmert, Schlauchschelle drauf, nach Hause gefahren, Hohlschraube
und Dichtscheiben geholt, angeschraubt, Luft aus dem Druckbehaelter
bis auf weniger als zwei bar abgelassen, Luftschlauch angesteckt und -
es zischt. Hat seinen Grund gehabt, wieso diese Bremsleitung in der
Grabbel gelandet ist ... egal, mal kucken, was geht, Kompressor an.
Bei viereinhalb bar tut sich immer noch nix, und eingedenk diverser
Geschichten von meterweit durch die Halle schiessenden Bremskolben
erscheint es mir vor einer weiteren Druckerhoehung sinnvoll, die
kleine Pappschachtel ranzuholen, in der ich den Krempel zu Joerg
geschafft hatte - da drin kann der Kolben dann rumfliegen, so viel er
will. Kaum komm ich wieder zur Tuer herein, macht es "POFF!" und zwei
cm neben meiner Huefte fliegt etwas Hartes vorbei. Das haette ins
Auge gehen koennen ... oder in noch weit wichtigere Organe ...
Und natuerlich ist nur *einer* von den beiden Kolben gekommen. Watt
nu? Ob wir mal den Dorfinstallateur anhauen? Vielleicht hat der ja
eine Zange mit runden Filzbacken oder so ... auf jeden Fall besitzt er
eine ZZR 1100, offen natuerlich, und wird dem Anliegen also auch nach
Feierabend ein wenig Sympathie entgegenbringen ...
Leider weiss er keinen Rat, genau wie der Dorf-Autoschlosser. Wir be-
schliessen, den rausgeflogenen Kolben vorsichtig wieder ein Stueck
weit einzusetzen, so dass man ihn spaeter mit den Fingern wieder
rauskriegen kann, und mit einer Schraubzwinge festzuhalten, waehrend
wir den anderen rausblasen. Nach Entfernen des aeusseren der beiden
Dichtringe im Zylinder, der schon ziemlich vergniedelt aussieht, geht
das auch ganz einfach. Beim zweiten Sattel lege ich noch einen Putz-
lappen ein, damit der doch ziemlich heftig herausschiessende Kolben
keine ueberfluessigen Macken bekomme. Schlechte Idee - das "Poff" ist
diesmal viel leiser, der Kolben nicht ganz rausgekommen und der
Lappen furchtbar festgeklemmt. Aber mit etwas Gefummel laesst sich
auch diese Wuhling klarieren.
Jetzt heisst es, bis naechste Woche alles schoen sauber zu machen, die
Anschluesse der neuen Leitungen montagefertig zu verdrehen, alles
wieder montieren. Kann man die Saettel wohl ins Ultraschallbad
legen? Das Gummi, das noch drin ist, kommt ja eh noch raus ...
Zudem wollte ich ja noch die Drehzahlwelle austauschen, die Instrumente
endlich in die Verkleidung baun (wozu noch zehn Kabel verlaengert werden
muessen - haett ich doch heut bloss noch ein paar Quetschhuelsen gekauft)
und die Wasserpumpendichtung wollte ich ja auch bei Gelegenheit tauschen,
wozu die Vergaser mal wieder raus muessen.
Waer doch bloss noch ne Woche Streik, dann waer die Sache bis
Mittwoch locker gegessen und ich koennt mich auch mal ein wenig an die
ausstehenden Hausarbeiten setzen ... wenn ich tatsaechlich erst
Freitag abend wieder ans Mopped komm, koennt es knapp werden mit der
Nikolausparty Samstag abend in Koeln.
Bess dann, Radbert
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