From: Andreas Merz, ANDI@SWEET.commo.mcnet.de
Subject: Zurueck von der Alpentour..
Date: Fri, 29 Aug 1997 16:04:00 +0100
Organization:

Hallo Leute,

heute (Fr. 29.08.97) um 14 Uhr bin ich also nach Hause gekommen - von  
einer wirklich genialen Tour!

Los ging es, gemeinsam mit Thorsten Rhode, am Samstag, 23. August mit  
etwas Verspaetung - um kurz nach 10 Uhr.

Halbwegs gemuetlich sind wir dann zunaechst mal zu nem Kumpel von Thorsten  
in Freiburg gefahren - ein wirklich netter Abstecher mit gutem Kuchen und  
Kaffee (Matthias und Marion sind echt sympathisch).

Nachdem wir uns schweren Herzens wieder losgerissen hatten ging die Fahrt  
weiter in die Schweiz zu Michael Schaedler, wo uns ein herzlicher Empfang  
und wirklich ueppige Versorgung erwarteten (Nochmals vielen Dank an  
Michael und seine Mutter!!).

Dort gut geschlafen und morgens nochmal mit einem grossartigen Fruehstueck  
beglueckt ging es dann mit (aehm .. 14?) Motorroaedern los zum  
Campingplatz in "le Rosier" bei Briancon (ueber zahlreiche geniale  
Passstrassen wie die beiden "Bernhards" und einige mehr - dessen Namen mir  
aber derzeit nicht mehr im Sinn sind .. die Karten muessen erst wieder  
trocknen ;).

Abends angekommen, hatten wir gerade die Zelte aufgebaut als sie gleich   
auf Wasserdichtigkeit geprueft wurden... (afaik alle erfolgreich  
bestanden).

Ab Montag waren dann in diversen (sich taeglich neu bildenden) Gruppen  
groessere und kleinere Touren im Gebiet um Briancon ohne das stoerende  
Gepaeck angesagt.

Es gab regelmaessig kleinere Zwischenfaelle (vor allem Ausfluege in die  
Botanik..) - die aber allesamt glimpflich ausgingen .. ohne Verletzte.
Mittwochs beschloss dann mein Topfkaese in einer Kurve selbige zu  
ignorieren und flog geradeaus weiter - und eine kleine Boeschung hinab.

Zu meiner Ueberraschung war er zwar recht verkratzt, aber ansonsten  
unbeschaedigt und abgesehen von diversen Nahrungsmitteln (die dann nicht  
gerade mehr appetittlich aussahen) war auch der Inhalt noch OK - sogar  
meine Kamera (schwitz.. das Objektiv kam gerade einige Tage vor der Tour  
aus einer recht teuren Reparatur..)

Am Donnerstag war wieder Aufbruch angesagt - fuer die meisten Richtung  
Sueden nach "Gilette" (bin mal gespannt was die vom Wetter berichten  
koennen, denn das war bis Donnerstag zwar ueberwiegend OK - aber dann...)
und Rita, Phil, Possi und ich fuhren kurz nach 10 Uhr leider schon wieder  
Richtung .de

Vom Start weg begeleitete uns ein teilweise recht ergiebiger Regen, der  
auf den Passhoehen temperaturmaessig gesehen auch gut gerne Schnee haette  
sein koennen.

Meine ach so wasserdichte Kleidung war jedenfalls schon vor der ersten  
Passhoehe total durchnaesst und mir war schweinekalt .. aber was solls -  
weiter Richtung Heimat, ich konnte eh nichts daran aendern.

Direkt vor Albertville wurde ich dann von einem wild fuchtelnden  
Autofahrer angehupt und hielt erschreckt an - Possi, der hinter mir fuhr  
auch. Weder ich noch Possi bermerkten zunaechst das Problem - also weiter  
.. bis mich Possi nach nur wenigen Metern wieder ueberholte und stoppte:

Mein als zusaetzliche Sicherung gedachter Ratschen-Spanngurt hatte sich  
geloest und schlug wild gegen die hintere Felge und hatte dort schon ..  
nun ja .. _deutliche_ Spuren hinterlassen und sich auch schon um die  
Schwinge geschlungen (schluck..)!
Gluecklicherweise ist er weder in die Bremse geraten noch ist er direkt in  
die Felge geraten - ich mag nicht nachdenken was passiert waere wenn das  
unbemerkt geschehen waere .. puh!

Naja, mit dem Messer mussten wir den Gurt dann "freischneiden" - und die  
Gepaeckrolle musste den Rest des Weges mit der eigentlichen Befestigung  
halten - was auch kein Problem war.

Wieder Startbereit .. wo sind Phil und Rita? Die haben von meinem Problem  
offensichtlich nichts mitbekommen.

Also Karten studiert: da geht's lang .. mal sehen ob sie irgendwo warten.
Kurz darauf im Kreisel .. keiner da - hmm.
Nochmal auf der Karte versichert wie wir fahren muessen .. und weiter.
Schon bald bestaetigte sich unser erster Verdacht - Phil und Rita sind  
anders gefahren (entweder kennt Phil 'nen Weg der nicht auf meiner Karte  
eingezeichnet ist - oder sie haben sich verfahren und sind letztlich  
Richtung gr. St. Bernhard gekommen.)

Tja .. und nun? Warten ob sie zurueck kommen? - Mein Problem hat uns schon  
mindestens 10 Minuten gekostet, Karte studieren im Kreisel noch mal 5,  
bald darauf noch mal ein kurzer Stop .. hmpf - umdrehen und sie suchen hat  
auch nur geringe Aussicht auf Erfolg. :-(

Kurze Beratung .. wir schlagen uns alleine durch und vertrauen darauf,  
dass Phil und Rita dies ebenfalls erfolgreich tun  - und dieser $%\!  
Regen!! :-((
Bis an die Schweizer Grenze weiter, frierend, durch den Dauerregen.
Gleich nach der Grenze getankt .. oh, es regnet kaum noch!

Bis etwa Montreux hat es dann aber weiterhin zumindest leicht geregnet.
Ab Lausanne, kurz nachdem wir schon ueberlegt hatten ob wir uns doch schon  
ein Nachtquartier suchen sollten, war gelegentlich sogar blauer Himmel zu  
sehen! Also weiter .. immer noch durchnaesst und frierend .. - und nun auf  
jeden Fall bis ueber die Grenze!

Gegen 20.30 Uhr passierten wir die Grenze und suchten uns ein Hotel.
Dort fragten wir uns erneut: wo werden Phil und Rita nun sein?
Und: Rita hatte keine Franken bei sich, da ich ihr zugesagt hatte sie  
koenne auf meine Kreditkarte tanken und mir es spaeter ueberweisen...
Hoffentlich gab's dadurch keine Probleme...

Naechste Frage: trockene Klamotten? Noe.. leider verloren, der  
Tankrucksack war nicht dicht :-(
Also noch mal nen Pulli aus dem Waeschesack geholt .. und die Motorradhose  
als trockenste Hose indendifiziert. Trockene Schuhe hatte ich  
gluecklicherweise, da die in einer extra Plastiktuete residierten...

Nicht schoen, aber hungrig, machten Possi und ich uns nach einer heissen  
Dusche dann auf den Weg zum Essen fassen - denn unsere Maegen knurrten  
auch schon nicht schlecht - seit dem Fruehstueck hatten wir nichts  
gegessen .. und gut 10 Stunden auf dem Mopped bei miesem Wetter schlauchen  
auch nicht schlecht (aber wir haben es ueberlebt :-)

Gegen Mitternacht in die Falle .. und zum Fruehstueck festgestellt: es ist  
trocken!
Also endgueltig Richtung Heimat...

Nach wenigen Kilometern trennen sich unsere Wege - Possi faehrt ueber  
Frankreich und Luxemburg nach Aachen, ich duese die Bahn Richtung  
Frankfurt (Maintal). Das Wetter spielt letzlich Katz und Maus mit mir  
staendig Wechsel zwischen Sonne und Regen - diesmal bleibe ich aber  
trocken, ich habe am Vortag gelernt: Die Goretex-Jacke passt auch _ueber_  
die Motorradjacke, die Regengamaschen auch _unter_ die Motorradhose.. es  
kann also nur nasse Beine geben - und selbst die gab es nicht, denn die  
Regenschauer hielten sich soweit in Grenzen dass die Hose diesmal wirklich  
dicht hielt.

Ab dem Odenwald spielte ich ein wenig Katz und Maus mit den Wolken, da ich  
bis 14 Uhr (meine anvisierte Ankunftszeit) noch etwas Spielraum hatte und  
die Autobahn sowieso in laestige Dichte von Dosen bevoelkert war.
Ich schlug also einige kleinere Haken .. und gewann meist gegen die Wolken  
:-)

Um 13.52 Uhr war ich dann tatsaechlich zuhause.
Wetterlage: trocken, bewoelkt, gute 20 Grad - und daran hat sich bis jetzt  
(16 Uhr) noch nichts geaendert - aeh, fast nichts: nun sind es 21,1 Grad  
und die Sonne scheint... :-)

Fazit: ne grossartige Tour mit kleinen Pannen...

Immer noch offen: wie ist es Rita und Phil ergangen?


Faszinierte Gruesse,

Andreas.