From: Gunther Richter, trichtex@mnh.telekom.de
Subject: Das war die Fichtelgebirgstour
Date: Wed, 30 Jul 1997 12:18:50 +0200
Organization: Deutsche Telekom AG, Germany

Moin!

Freitag, 25.07.97:

Schlafsack, Klamotten, Taschenlampe und das restliche Tourgeraffel
sind eingesackt. Ich fahre zu Reiner, um den Sack bei ihm zu parken.
Wir beobachten den Regen und meckern ueber das Sauwetter,
machen uns Gedanken, ob wir morgen losfahren oder nicht. Die
Wettervorhersage mach alles andere als optimistisch.

Samstag, 26.07.97:

Wir sind fuer 6:00 Uhr verabredet. Um zehn vor sechs ruft Reiner
an; er ist gerade aufgestanden. Ich hole meine RD und schuessele
zu Reiner. Dort packe ich mein Paeckchen auf's Mopped und
zwaenge mich in die Regenkombi. Um 7:30 Uhr sind wir endlich
abflugbereit. Von Langelsheim bis zur Autobahnauffahrt Rhueden
regnet es, so dass Reiner vor der Auffahrt rechts ran faehrt und
sich seine Regenkombi ueberstuelpt. Gummiueberschuhe, Gummi-
handschuhe und Anbauvisier fuer seinen Jethelm brauchen ihre Zeit
zur Montage. Endlich ist er soweit und wir fahren auf den Highway.
Hier ist die Strasse furztrocken und auch von oben naesst nichts.

Ohne Zwischenfaelle fahren wir die A7 bis zum Dreieck
Schweinfurt/Werneck und von dort aus die A70 bis Bayreuth. Ein
kleines Stueck A9 bis Bad Berneck und wir sind im Zielgebiet.
Immer noch ist es trocken aber bedeckt. Die E48 Richtung
Marktredwitz verlassen wir bei Bischofsgruen und fahren um den
Fichtelberg nach Fichtelberg. Der Campingplatz "Fichtelsee" ist
auch schnell gefunden. Wir melden uns an und bauen unsere Dackel-
huette auf.

Eine Versorgungsfahrt fuehrt uns an die Tanke bei Bischofsgruen.
Zwei muede (besoffene?) Gestalten stellen das Personal dar. Wir
decken uns mit Bier ein (eindeutig zu teuer!). Reiner hatte seinen
Rucksack vorher leergeraeumt, aber am Zelt liegenlassen. Na Klasse.
Wir stopfen die Dosen also in seine vollen Packtaschen, in die Werk-
zeugtasche und unter seine Jacke. Strafe muss sein. Ausserdem ist
meine Kombi irgendwie eingelaufen. Unter meine Jacke kann ich
beim besten Willen nichts stopfen.

Wir fahren zurueck zum Campingplatz und goennen uns erstmal einen
Willkommenstrunk. Abends besucht uns ein Bekannter von mir
und faehrt uns nach Fichtelberg zum Restaurant "Zur Post". Nachdem
wir uns den Wanst vollgeschlagen haben, machen wir es uns im Zelt
bequem und arbeiten eine Rote fuer den naechsten Tag aus.

Sonntag, 27.07.97:

Ich stehe um 9:00 Uhr auf. Die Sonne scheint und ich gehe erstmal
duschen. Dann suche ich einen Shop oder eine Restaurant auf dem
Campingplatz - Fehlanzeige. Wer dort am Wochenende eintrifft, sollte
sich vorher mit seinem Fruehstueck fuer den naechsten Tag eindecken.
Ich mampfe also die restlichen Kartoffelchips vom Vortag. Reiner hat
sich sein Muesli angemischt und ist Richtung Waschraum verschwunden.
Er kommt schliesslich zurueck und flucht. Inzwischen hat es angefangen
zu regnen. Wir bleiben also erstmal im Zelt und lugen ab und zu mal
'raus, aber es bleibt ungemuetlich. Wir verwerfen die gestern geplante
Route und stellen eine kuerzere zusammen. Um 14:00 Uhr hoert es
auf zu regnen. Jetzt oder nie - wir machen uns abfahrbereit und fahren
gegen 14:30 Uhr zunaechst ueber Warmensteinach nach Mengersreuth.
Von Waizenreuth ueber Reislas bis Immenreuth geniessen wir die Land-
schaft am suedlichen Fichtelgebirge.

In Kemnath tanke ich erstmal. Die Tankstelle ist auf einer Art Verkehrs-

insel untergebracht. Hier gibt es keinen Shop und kein Kassenhaeuschen.
ein Opa tankt mir mein Mopped voll (keine Selbstbedienung) und
kassiert. So eine Tanke habe ich "bei uns" vor ca. 25 Jahren zuletzt
gesehen.

Am suedlichen Steinwald entlang fahren wir ueber  Waldeck nach
Erbendorf und schwenken dort nach Norden ueber Wetzldorf und
Trevesen durch den Steinwald nach Neusorg. Ebnath und Brand
saeumen unseren Weg durchs Fichtelgebirge zurueck zum Camping-
platz. Ein kurzer aber heftiger Schauer 7 Km vor Fichtelberg haelt
uns eine Weile auf, bevor wir uns in Fichtelberg mit den notwendigsten
Lebensmitteln eindecken. Die Tanke hier ist schon etwas preisguenstiger.

Auf dem Campingplatz feiern wir erstmal den Abschluss der Nachmittags-
tour. Abends gehen wir dann zum "Hirschen", wo wir vorzueglich
speisen, bevor wir es uns im irgendwie immer kleiner werdenden Zelt
gemuetlich machen.

Montag, 28.07.97:

Heute werden wir die am Samstag ausgeguckte Route fahren. Wir
schaelen uns um 9:00 Uhr aus den Schlafsaecken. Ich dusche erstmal
und "fruehstuecke" eine Pfefferwurst und ein Lion. Irgendwann nach
10:00 Uhr sind wir endlich soweit. Ueber Troestau, Marktredwitz und
Arzberg fahren wir nach Schirnding. In Hohenberg sehen wir uns die
Carolinenquelle an. Die Eger ist heute ziemlich braun, aber der Fluss-
lauf schlaengelt sich idyllisch durch den Wald.

Kurz hinter Hohenberg wechsle ich illegal zu den Tschechen, weil die
Grenze direkt an der Strasse verlaeuft. Ueber Selb und Schoenwald
ging es nach Rehau. Schwarzenbach, Oberkotzau, Hof, Neuhof,
Brunnenthal, Joditz, Tiefengruen und Rudolphstein lagen an der Strecke
zum Frankenwald.Die Panorama- und Saaletalstrasse endete kurz vor
Lichtenberg in einer Baustelle. Wir sind die Piste trotzdem
entlanggefahren,
weil wir durch's Hoellental fahren wollten. Am Ende der Piste kamen
wir allerdings nicht weiter; es gab zwei Moeglichkeiten: Entweder die
Piste zurueck, oder die Moppeds ueber eine Bruecke schieben und
durch Lichtenberg Richtung Naila zu fahren. Wir entschlossen uns fuer
die zweite Variante und versuchten dann in Hoelle, das Hoellental
aufwaerts zu fahren, aber auch hier war die Strasse fuer den Durch-
gangsverkehr gesperrt. Also verzichteten wir gefrustet auf's Hoellen-
tal und fuhren ueber Naila nach Selbitz. Schauenstein, Helmbrechts,
Hohenberg, Marktleugast, Stammbach und Boeseneck beendeten
unseren Ausflug in den Frankenwald und ueber Bad Berneck gelangten
wir wieder zurueck ins Fichtelgebirge und zum Campingplatz.

Diese Route ist viel zu schade, um einfach nur durchzuheizen, wenn
man nur ein paar Tage in der Gegend ist. Den Tourabschluss bildete
eine gepflegte Buechse Bier mit anschliessendem Essen im "Hirschen".

Dienstag, 29.07.97:

Der Abreisetag. Wir stehen um 8:30 Uhr auf. Duschen, Fruehstueck,
einpacken, Zelt abbauen, Muell entsorgen (man glaubt gar nicht, was
so alles nach drei Tagen zusammenkommt), Moppeds beladen. Um
11:00 Uhr waren wir abreisefertig. Diesmal soll es nicht ueber die
Autobahn gehen. Bad Berneck, Untersteinach, Stadtsteinach und
Marktrodach haben wir ziemlich schnell hinter uns gelassen, aber von
Kronach ueber Hasslach bis Sonneberg geht's langsamer voran. Am
Thueringer Wald entlang fahren wir ueber Schalkau, Eisfeld und
Schleusingen nach Suhl. Die Hauptstrassen im Osten sind hervorragend
bis zur naechsten Baustelle und der damit verbundenen Umleitung. So
ist man einer Umleitung von ca. 15 Km folgend schon mal eine halbe
Stunde unterwegs. Das nervt. Der Verkehr ist dicht und ab und zu
ist eine schleichende Dose vor uns, an der einfach kein Vorbeikommen
ist. Wir erfahren, dass Heino demnaechst in Suhl auftritt. Hinter Suhl
kreuzen wir ueber Zella-Mehlis, Oberhof und Ohrdruf den Thueringer
Wald, natuerlich nicht, ohne unsere baustellenbedingten Umleitungen
mitzunehmen. Ueber Georgenthal und Friedrichroda wollen wir nach
Eisenach, aber natuerlich gibt's auch hier wieder eine Umleitung. Dies-
mal ueber Tabarz, was uns aber die landschaftlich schoene Gegend
um Fischbach beschert. Hinter Eisenach und Creuzburg (wieder mal
eine Baustelle) verlassen wir die B7, um ueber Treffurt und Wanfried
nach Eschwege zu gelangen. Endlich mal ein Beispiel fuer eine gute
Nebenstrecke, denn so gut die Haupstrassen auch waren, so
bescheiden waren im Allgemeinen die Nebenstrecken. Natuerlich blieb
uns die Umleitung kurz vor Eschwege nicht erspart, aber die Route
von Eschwege ueber Bad Sooden-Allendorf und Witzenhausen nach
Friedland an der Werra hinunter entschaedigte zumindest landschaftlich
fuer die bisherige nervige Baustellen-, Schlagloch- und hinter-Dosen-
Hergurkerei, wenn sich hier auch der Schwerlastverkehr dahinschleppt.

Das letzte Stueck von Friedland bis Rhueden haben wir die A7 benutzt
und waren gegen 18:30 Uhr wieder in Langelsheim. Die uebriggebliebene
Buechse Bit, inzwischen warm, musste als Tourabschlussbier genuegen.

Fazit: Es gab viel fuer Auge und Gaumen, Hahn aufmachen war genauso
drin, wie gemuetliches Fahren. Manche Landschaften erschliessen sich
dem Auge erst bei zuegiger Fahrweise. Ueberraschende Ausblicke in
Taeler und Flussniederungen sollte man in aller Ruhe geniessen.

Mein Hinterreifen ist inzwischen blank, neue Bremsbelaege koennten
auch nicht schaden. Die RD hat immer noch Probleme mit der Sprit-
annahme zwischen 5000 und 6000 Rpm, laeuft zeitweise im unteren
Drehzahlbereich nur auf einem Pott und das Vorderrad zittert neuer-
dings, wenn ich den Lenker mal loslasse.

Reiner's XV dagegen hat ein anderes wesentliches Problem: Sie ist
dreckig geworden...

Naechstes Jahr werden wohl auch vier Tage nicht mehr genuegen. Dann
muss es eine ganze Woche sein. Und wohin? Nun, das Saarland soll auch
ganz schoen sein...



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