Nordschwarzwald, 20. Juli 1997
Die Verkehrspolizei NS (Nordschwarzwald) teilt mit, daß heute extreme
Gefahr für Verkehrsteilnehmer in ihrem Zuständigkeitsbereich bestand.
Eine Horde von acht rasenden Rüpeln auf Motorrädern machte die Region
unsicher. Wie die Ermittlungen ergaben, trafen sich die Rocker gegen 13
Uhr am sogenannten Posertreff Glemseck an der alten Solitude-Renn-
strecke, um ihren Feldzug zu planen. Nachdem dortselbst einige
'Dschobbrtreiber' (für sachdienliche Hinweise zur Klärung der Bedeutung
dieses Wortes ist eine Belohnung ausgesetzt) unter Anwendung unmittel-
baren Zwangs samt Fahrzeugen in den nahen Bach getrieben wurden, machte
sich die Gang auf den Weg.
Dieser führte zunächst über WeilDerStadt durch das Würmtal nach
Pforzheim. Ein verstörter Augenzeuge berichtet: "Ich hörte ein infer-
nalisches Motorengeheul, und dann überholte ein schwarz-gelbes Gerät
raketengleich meinen Ferrari, und das, obwohl ich schon 220km/h schnell
fuhr. Der Fahrer, nahezu vollständig in schwarzes Leder gekleidet,
brüllte dabei etwas das sich über den Lärm anhörte wie 'Ich brenn euch
alle her, huarhuar'. Mehr verstand ich nicht, weil seine Fußraste und
der Auspuff beim Aufsetzen auf den Asphalt in der Kurve so schrecklich
raspelnde Geräusche von sich gaben."
Die Spur der Verwüstung zog sich dann über Neuenbürg nach Bad Wildbad.
In dem dort zur Umweltentlastung gebauten Tunnel führten offensichtlich
bewußt verursachte Fehlzündungen zum Einsturz eines langen Decken-
stückes. Einer der Rocker übertrieb es dabei wohl, denn wie ein Augen-
zeuge der Kripo mitteilte, stand er mitten im Tunnel, schlug wild auf
die Schalter am rechten Lenkerende ein und kreischte: 'Spring schon
wieder an, du dummes Transalpinisches Miststück'.
In Sprollenhaus setzte sich dann eine Dreiergruppe auf merkwürdig
hochbeinigen Motorrädern vom Rest des Clans ab, hart verfolgt auf der
üblen Buckelpiste von dem oben bereits erwähnten Oberrocker. Über
Hilpertsau zieht sich das Band der Verwüstung nach Forbach, wo der
Fahrer eines neuen 5er BMW vor lauter Schreck ob der entgegenkommenden
Hooligans sein Auto einen Meter tief in einen Betonklotz rammte.
Ein unschuldiges Lokal in Kirschbaumwasen fiel als nächstes der Bande
zum Opfer, die verstörte Bedienung berichtet: "Unsere Vorräte an Kaffee
und Kuchen sind alle vernichtet, schrecklich". Ungeklärt ist noch, wes-
halb sie längere Zeit mit dem Anführer der Gang längere Zeit im Separee
verbrachte und anschließend leuchtende Augen hatte.
Die auf 7 Fahrzeuge geschrumpfte Gruppe (einer konnte sich von der
Schwester der Bedienung nicht mehr trennen) jagte nach Besenfeld hinauf,
dicke schwarze Striche auf der Straße hinterlassend. Kurz vor der Ort-
schaft tauschten zwei der Rocker ihre Fahrzeuge, um eine frisch vom
Regen aufgeweichte Wiese umzupflügen. Ein Augenzeuge: "Der Fahrer eines
Bayrischen Schnabeltieres verhielt sich sehr vorsichtig mit dem Affen-
zwillingähnlichen Gerät seines Kumpanen, aber dieser mußte unbedingt
feststellen, wie tief sich so ein Boxerzylinder in den Boden bohrt.
Angsteinflößend, das herzlose hämische Gelächter der anderen."
Über Oberreichenbach und Calw zum Glemseck zurück führte der Sturmwind,
wobei sich unterwegs noch einige der Rüpel vom Pulk absetzten, um auf
irgendwelchen Festivitäten hemmungslos dem Suff zu frönen. Gegen 18.30
Uhr trafen noch vier der Wüstlinge am Glemseck ein, um harmlose Zahn-
ärzte auf ihren amerikanischen Feuerstühlen anzulästern und ihre Pläne
für den nächsten Feldzug zu schmieden.
Die SOKO organisiertes Erbrechen teilte kurz vor Redaktionsschluß mit,
daß es sich bei dieser Gruppe offensichtlich um die berüchtigten GUS-
Biker handelte. Gerüchte besagen, dies war die erfolgreiche Rache des
gestern in Kornwestheim ausgeplünderten Caphebesitzers.