## Nachricht vom 28.05.97 weitergeleitet
## Ursprung : /MAUS/FAHRTWIND
## Ersteller: Claudia Scholz@AC2
Mittwoch, 21. Mai: 160 km von Altenberg/Erzgeb. nach Meissen
Am Mittwoch sind wir in die saechsische Schweiz gefahren. Zunaechst haben
wir die Festung Koenigsstein besucht, die wirklich sehr eindrucksvoll auf
einem Bergplateau an der Elbe liegt. Weiter ging es nach Bad Schandau,
einem Städchen an der Elbe, das noch eine schoene Gruenderzeit- und Jahr-
hundertwendebebauung hat. Einige der Häuser sind auch schon wieder schoen
renoviert. Wir sind dann ueber Dresden nach Meissen gefahren, weil in der
gegend die Campingplaetzte leider sehr duenn gesaeht sind und Baernd
wusste, dass es in Meissen einen gibt. In Dresden haben wir einen kleinen
Rundgang durch die Altstadt um die Semperoper gemacht. Dresden muss vor
seiner Zerstoerung eine wunderschoene Stadt gewesen sein, deren Name "Elb-
florenz" durchaus berechtigt war.
Donnerstag, 22. Mai: 207 km von Meissen nach Jocketa
Am Donnerstag sind wir weiter nach zurueck nach Westen gefahren. Wir woll-
ten Chemnitz suedlich umgehen und gucken, wie weit wir kommen. Da es immer
wieder regnete, haben wir bei Schloss Augustusburg halt gemacht und uns
das Motorradmuseum angeschaut. Wir haben es dann auch puenktlich zum
naech-
sten Regenschauer geschafft, wieder an den Moppeds zu sein und uns zum
Losfahren fertig zu machen. Wir haben das dann auch gleich eingesehen und
die Regenkomis angezogen. Das gleiche Phaenomen hatten wir an dem Tag dann
noch zweimal: einmal nach einer Currywurst in einer Imbisssutbe, die so
aussah, als waere sie mal ein Wohnzimmer gewesen, und einmal nach dem Ein-
kaufen. Abends haben wir dann auf einem Campingplatz der Luxusklasse
Unter-
schlupf gefunden. Fuer nur zwanzig Mark war dieser moderne Campingplatz
mit neuen sauberen Sanitaereinrichtungen und heisser Dusche so lange man
wollte ein echter Geheimtip. (Er liegt an einer Talsperre bei Jocketa.)
Auffaellig waren die vielen teuren Autos mit englischen Nummernschildern
und grossen Campingwagen. Wir haben sogar einen Bently dort stehen sehen.
Freitag, 23. Mai: 222 km von Jocketa nach Ilmenau
Der Donnerstag war A...kalt. Wir sind auf schoenen Straesschen immer
weiter durch den Thüringer Wald gefahren und haben uns die nette Land-
schaft, die sie dort hingebaut haben, angesehen. Abends haben wir bei
Ilmenau gezeltet und dabei wahnsinnig gefroren. Dabei haben wir einen
Filmvorfuehrer getroffen, der auf dem Campingplatz eine Fleilichtauffueh-
rung machen wollte (mit freiem Eintritt), der aber ob der Kaelte keine
Besucher hatte. Er hat uns dann erzaehlt, als wir unserer Verwunderung
ueber einen Kinovorfuehrung auf einem Campingplatz Ausdruck gaben, dass es
in der DDR durchaus ueblich war immer und ueberall Kinovorfuerungen zu
machen. Der gute Vorfuehrer war ein wenig traurig und melancholisch, dass
diese Zeiten jetzt vorbei sind, hatte aber trotzdem seine gute Laune
bewahrt. Spaeter wurde es noch kaelter und ich bin hinterher mit Baernds
Daunenweste in den Schlafsack gekrochen, weil es auf 620 m Hoehe doch so
empfindlich kalt wurde, dass mein Schlafsack an seine Leisungsgrenze kam.
Samstag, 24. Mai: 302 km von Ilmenau ins Sauerland
Die ersten Kilometer dieses Tages fuehrten uns immer wieder am Rennsteig
entlang, auf dem an diesem Wochenende der Rennsteiglauf mit einem Marathon
und einem Volkswandern begangen wurde. Immer wieder kamen wir an Stellen,
am denen die Strasse kurzzeitig gesperrt war, um die Wanderer und Laeufer
durchzulassen. Ueber Schmalkalden ging es immer weiter nach Westen. Wir
haben dann die ehemalige Grenze passiert, ohne etwas davon zu merken und
sind dann noch ein wenig herumgefahren, bis wir an eine Stelle kamen, an
der noch ein alter Wachturm stand. Diesen haber wir erklettert und einen
Rundblick ueber die deutsch-deutsche Geschichte genommen. Wir haben dort
dann auch einen Weg gefunden, an dem von der Seite, in die wir hineinge-
fahren sind kein Durchfahrt-verboten-Schild stand. Dieser Weg entpuppte
sich als der alte Weg hinter dem ehemaligen Zaun, den wir dann zwei Kilo-
meter lang ueber Betonplatten und Rasengittersteine, die sich die Natur
immer weiter zurueckerobert, entlanggehoplert sind.
Anm: Obwohl die Strecke nicht besonders Strassenaehnlich war, draengte
Claudia darauf, undbeding weiterzufahren. Sie braucht keine Enduro,
die Guzzi reicht voellig ;-)
Weiter fuhren wir nach
Westen und Norden und kamen dabei durch die Rhoen und Fulda, Bad Hersfeld
und das Nordhessische Bergland, bis wir im Sauerland einen moeglichst
niedrig gelegenen Campingplatz bei Winterberg zu unserem Nachtquartier
erkoren. Auch diese Nacht war lausig kalt, so dass Baernd Daunenweste
wieder ein wilkommenes Angebot war.
Sonntag, 25. Mai: 191 km vom Sauerland nach Wuppertal
Am Sonntag sind wir dann auf dem Rueckweg nach Wuppertal beim Treff in
Unneberg vorbeigefahren, wo wir die letzten Neuigkeiten von den
Frankreich-
Fahrern und den Daheimgebliebenen erfuehren. Nachmittags um fuenf waren
wir dann wieder bei Baernd wo wir innerhalb kuerzester Zeit die Kueche mit
unserem Gepaeck in einen Zustand versetzten, der ehr an ein Minenfeld als
an einen Ort der Essenzubereitung erinnerte.
Anm: Mittlerweile habe ich das Chaos wieder verpackt. Ich muss nicht
mehr auf dem Campingkocher kochen ;-)
Montag, 26. Mai: 102 km von Wuppertal nach Aachen
Wie jeden Montag bin ich morgens dann die 100 km schoenster deutscher Qua-
litaetsautobahn zurueck nach Aachen gefahren. Immer wieder die gleichen
draengelnden Dosen und sperrigen Lastwagen. Kein Vergleich zu den schoenen
Ostdeutschen Strassen, auf denen das Fahren richtig Spass gemacht hat. Es
gab zwar viele Baustellen und noch viele schlechte Strassen, die zum Teil
so grosse Schlagloecher hatten, dass man mein kleines Mopped samt Koffern
darin haette verstecken koennen, aber die Abwechselungen haben das Fahren
erst so richtig intressant gemacht. Schade, aber der Alltag hat uns
wieder.
Bis dann, ( ) ( )
Claudia. o o
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