Hi d.r.m.!
Obwohl sonst eher ruhig, musste ich mich gestern Morgen schon beim
Zeitunglesen aufregen und tatsaechlich einen Leserbrief schreiben, den
ich Euch zur Information beifuege:
Leserbrief on:
In der HNA vom Mittwoch den 23. April berichteten Sie über den "Wirbel
um Schutzplanken am Fahrbahnrand" der Landesstraße 3220. In diesem
Bericht zitieren Sie den stellvertretenden Leiter des Amtes für Straßen-
und Verkehrswesen, Herrn Döhling, mit der Aussage, daß die Strecke durch
Schutzplanken nicht gefährlicher würde, es sei denn, man führe schneller
als erlaubt. Zwar überrascht eine derartige Aussage von Vertretern der
Straßenverkehrsbehörde nicht, dennoch kann sie nicht unkommentiert
bleiben.
Zunächst ist die Aussage in dieser Form schlicht falsch, da
Schutzplanken bei Motorradfahrern im falle eines Sturzes nachweislich
auch schon bei geringen Geschwindigkeiten zu lebensgefährlichen
Verletzungen führen können. Bedenklich ist jedoch insbesondere, daß sich
ein ganz bestimmtes Argumentationsmuster hinter der zitierten Äußerung
verbirgt, welches nur allzu bekannt ist: Seit Jahren machen
Motorradfahrer auf die Gefahren aufmerksam, die von Schutzplanken
ausgehen und kämpfen dafür, wenigstens die Längsträger dieser Planken
mit Protektoren zu versehen, wenn schon nicht ganz auf sie verzichtet
werden kann. Die Argumentation der Behörden läuft dann, ganz im Sinne
von Herrn Döhling, regelmäßig darauf hinaus, daß dies zu teuer wäre und
schließlich nichts passieren würde, wenn die Motorradfahrer nur
angemessen fahren würden. Davon abgesehen, daß nach wie vor der
überwiegende Teil der Motorradunfälle durch Autofahrer verusacht wird,
ist dies bei genauerer Betrachtung kein Argument für, sondern vielmehr
gegen Schutzplanken: Man müßte die Forderung nach angemessener Fahrweise
schließlich an alle Verkehrsteilnehmer richten und damit auch an die
Autofahrer, für die ja die nicht gerade billigen Schutzplanken in erster
Linie errichtet werden. Wenn diese nämlich stets so führen, daß sie
nicht von der Straße abkommen können, dann bräuchte man überhaupt kein
Leitplanken und würde neben dem Sicherheitsgewinn für Motorradfahrer
erhebliche Summen an Steuergeldern sparen.
Tatsächlich, so ist leider zu vermuten, geht es hier nicht um wirkliche
sachliche Argumente, sondern schlicht darum, daß die Belange von
Motorradfahrern als Minderheit ohne große Lobby in den Amtsstuben der
Verkehrsbehörden keine Berücksichtigung finden. Solange dort die
Ignoranz vorherrscht, wie sie aus Herrn Döhlings Äußerung erkennbar ist,
werden weiterhin unnötig Menschen sterben.
Mit freundlichen Grüßen, Dr. Achim Lerch
Leserbrief off
Zur Information: Die fragliche Straße wurde kürzlich ausgebaut und mit
Leitplanken versehen. Ein Motorradfahrer starb bereits an diesen
Planken.
Gruss, Achim
P.S.: Obwohl ich den Doktortitel bei privater Korrespondenz nicht
benutze, habe ich ihn hier bewußt verwendet. Ob es einem gefällt oder
nicht - vermutlich hat der Brief dadurch bei einigen Lesern mehr
Gewicht.
Bringen wird´s nicht viel, aber ich mußte es loswerden.