Also bei dem schoenen Wetter hat's mich die letzten drei
Tage nicht mehr zuhause gehalten - Zahnbuerste und ein paar
Extrastücke an Waesche in den Tankrucksack geschmissen und
einfach meine Hausstrecken in der Eifel nach "unten" hin
verlaengert.
Super, sage ich Euch! Am ersten Tage wollte ich mir
suedwaerts der Mosel mal eben ein Quartier suchen - ja, wo
waren sie denn ploetzlich alle, die Schilder "Zimmer frei",
die man so haeufig zwischen den grossen Orten an der Mosel
fand? Erst wieder jenseits der Hunsrueck-Hoehenstrasse gab
es Quartier satt (Tip: Stipshausen, genau in der Mitte der
Luftlinie Traben-Trarbach nach Kirn). Ich nahm das erste,
was sich anbot, einen Bungalow in Hochscheid (da, wo besagte
Luftlinie die Hunsrueck-Hoehenstrasse schneidet), DM 50,--,
gut ausgeschildert "Ferien auf dem Bauernhof". Fuer die
Hauptsaison wurden mir 70...80 DM, auf den Tag umgerechnet,
fuer maximal 4...6 Personen-Bungalows (gut ausgestattet)
genannt, Grillplatz und viel Aussicht vorhanden,
Motorradfahrer angenehm (Besitzer ein alter KS601-Fahrer).
Mich hat man aufgenommen wie den verlorenen Sohn,
Handtuecher und Fruehstueck gestellt. - Fuer den, der den
letzten Headcrash schon erlitten hat, ist auch eine
rollstuhlgerechte FeWo darunter. (Tel. 065368406).
Strassen, Burgen, Kurven hatte es da satt! Ich fuhr u.a. die
Strecke Rhaunen-Kirn-Sobernheim. Partien davon muteten an,
als waere ich im Zion-Nationalpark in Utah, der fuer seine
Schluchten und Felsen bekannt ist. Bad Muenster am Stein
koennte man sich eigentlich sparen, aber die handgezogene
Faehre zum Rheingrafenstein, vom Kurpark aus, ist halt doch
putzig anzusehen (nur Fussgaenger). Und dann kann man auch
gleich die Ebernburg auf dem Weg nach Sueden mitnehmen.
Als alter Wanderer kannte ich ca. 10 km oestlich von
Sobernheim den Lemberg (Besucher-Quecksilberbergwerk) und
die Ruine Montfort schon. Die ländliche Gaststätte
Montforterhof hatte leider Mo+Di Ruhetag. Es gibt naemlich
nichts Besseres, als wie Asterix und seine Kampfgenossen an
einem sonnigen Tag in deren gepflasterten Innenhof zu
tafeln. Dann machte ich noch einen Abstecher nach Süden,
über die Doerfer oestlich der B48 auf den DONNERSBERG (Naehe
Rockenhausen) zu, und kam von Marienthal nach Falkenstein
herunter. Ich erklaere dieses zu meiner neuen
internationalen Lieblingsstrasse, und pfeif' ab jetzt auf so
langweilige Strecken wie Death Valley oder Kaliforniens
Pazifikkueste! Also erstmal ist es falsch zu sagen: "Die
haben da viele kleine, kurvenreiche Strassen". Nein, sie
haben ihre Feld- und Waldwege extra fuer uns Motorradfahrer
asphaltiert und freigegeben. Da windest Du Dich steil von
Gerbach/Wuerzweiler nach Marienthal hoch. Dann siehst Du
erstmal ein Warnschild "25 Prozent Gefaelle" und daneben -
wieder mal - eine Burgruine, wie sie hier auf jedem
Maulwurfshuegel zum guten Ton gehoert. Jetzt musst Du
aufpassen, dass Du Dich nicht piekst - was da spitz neben
der Strasse hochragt, ist der Kirchturm des Dorfes im
Abgrund, natuerlich Fachwerk, Bruchstein und Schieferdaecher
wie ueberall hier. Phantastisch! Da lacht das Herz des
Fotografen und Motorradfahrers.
Zurueck ging es fuer mich nordwestwaerts ueber Rockenhausen,
Lauterecken, Fischbach. Ich erwaehne dies, weil sich als
naechstes Herrstein von der Strasse und einem Parkplatz
(mein Picknickplatz) praesentierte, wieder so ein
Bilderbuchdorf am gegenseitigen Hang.
Der Nachhauseweg anderntags fuehrte die Mosel entlang.
Merke: Mosel am Maerzmorgen ist frostig und neblig. Wieder
lacht das Fotografenherz, diesmal ueber den Sonnenstrahlen,
die sich bildlich ihren Weg in's Tal durch den Nebel bahnen.
In Klotten (kommt nach Cochem; die Laendereien gehoerten
frueher der hiesigen Abtei Brauweiler bei Pulheim) am
Bahnhof vorbei wieder links ab die Hoehen erklommen. Zwar
war kein Schild da (nur eines: Achtung-Strassenbreite 2
mtr), aber die Prozent Steigung werden hier unter Garantie
noch uebertroffen. Zurueck in Richtung Koeln noch einen
Schlenker auf Mayen zu: kurz davor kommt naemlich Monreal.
Wer das links liegenlaesst, kennt es nicht oder ihm sind
halt die Bilderbuchstaedtchen mit Burg links, Ruine rechts,
Fluss unten, Fachwerk und Bruchstein in der Mitte inzwischen
langweilig geworden ;-).
Vorsaison und Werktag zu waehlen, ist nicht falsch gewesen.
Meistens ist kein Mensch da, der sich daran stoeren koennte,
dass Du im Hunsrueck laut vor Vergnuegen in den Helm
groelend mit 60 faehrst und die Aussicht geniesst :-).