-------------------------------------------------------------------------
Kay's Alpentour Bericht - Teil 1
-------------------------------------------------------------------------
Reisevorbereitungen - irgendwann vorher ...
Die detailgenaue Planung war schon festzementiert ( Ich muss noch
Kofferhalter bauen! Fahre ich Freitag oder Samstag? Wohin muss ich
eigentlich? Was nehmeich ueberhaupt mit?) als ich von Schrom eine Mail
erhielt, die alles ueber den Haufen warf:
Hallo Kay,
ich habe heute eine Nachricht von einer gewissen Doerte aus
Darmstadt auf meinem Anrufbeantworter gehabt. Sie hat gehoert
das wir in die Alpen fahren und will am Samstag hinfahren. Das
ist doch in der Naehe von Dir! Aber wer ist das ueberhaupt
????
Ein Anruf brachte Klarheit: Doerte sind Worte wie rrr und drm
unbekannt, aber sie kennt eine Nathalie Ardet, mit der Sie eigentlich
nach Schweden fahren wollte und welche nun wegen Geldmangel(?) doch
zuhause bleibt. Diese erzaehlte Doerte von der Alpentour und gab ihr
die Telefonnummer von Desert, der gab ihr die Telefonnummer von Schrom
und der schickt mir obige Mail. Alles Klar?
Tja Doerte, Du hast es so gewollt: Jetzt musst Du mit mir zur Alpentour
fahren ;)
--------------------------------------------------------------------------
Auf in die Alpen - Samstag, 24. August
Mitten in der Nacht klingelt der Wecker: "Haeh? Was is los? Welcher
Idiot stellt den Wecker auf 7.00 Uhr?" Nach einer Weile faellt es mir
wieder ein: Ich muss den Hobel bepacken, irgendwo Fruehstuecken und
dann Richtung Sueden fahren! Also Kay, Koffer ans Motorrad schnallen,
Gepaeckrolle drauf, Kaffeetasse hinten an der Gepaeckrolle befestigen,
fertig ist der Alpen-Express: 400 kg Lebendgewicht mit 150 PS und 1,05
m Spannweite.
Was, schon 9.00 Uhr? Jetzt aber ab zu meiner Frau und fruehstuecken,
denn um 10.00 Uhr will ich mich mit der ominoesen Doerte in Bensheim
treffen! Hmm, in Bensheim ist weit und breit kein bepacktes Moppel zu
sehen, aber kaum stehe ich am Treffpunkt hupt es und eine vollbepackte
Virago mit muellsack-geschueztem Gepaeck kommt angewuselt. Nach einem
kurzen Briefing wegen Fahrtroute und Regenkombibeschaffung bei P*l*
meinerseits geht es ab Richtung Sueden!
Hinter Stuttgart Richtung Bodensee kann ich mich kurz ueber meine neue
Regenkombi freuen, dann spotzt und stottert mein Mopped und nimmt kein
Gas mehr an: . Nachdem gutes Zureden und Drohen nichts
hilft, bleibt mir nichts anderes uebrig als meine ZZ-11 auf der
Standspur von Gepaeck zu befreien und zu zerlegen. Da alles nach Wasser
in der Elektrik ausieht, besorgt Doerte Kontaktspray, aber es hilft
nichts. Als nach Stunden der ADAC kommt war Doerte schon lange
weitergefahren, denn wir wussten ja nicht ob mein Mopped weiterfahren
kann. Am Schluss stellt sich eine UEberschwemmung in der Zuendbox als
Fehlerquelle heraus, also ausschuetten, mit Kontaktspay spuehlen und
geht wieder. So gegen 20.00 Uhr beschliesse ich in Lindau, dass ich bei
Dunkelheit und schlechtem Wetter nicht mehr ueber die Alpen fahre und
annektiere kurzerhand bei Bekannten in Hergensweiler das Zimmer des
Sohnemanns als Nachtlager. Immerhin bin ich jetzt in den Alpen, fast
jedenfalls ...
--------------------------------------------------------------------------
Kleine Fische - Sonntag, 25. August
Ausgeruht und frisch gestaerkt geht es am folgenden Morgen ueber Vaduz,
Landquardt, Davos und den Reschenpass nach Zernez. Unterwegs fuehrt die
Strasse kurz nach der Schweizer Grenze mal eben durch eine Kaserne, doch
bevor ich mich ueber soviel Offenherzigkeit der Schweizer Armee wundern
kann, bin ich schon wieder ausserhalb. Auf dem Weg ueber den
Reschenpass bin ich doch froh nicht das ich nicht Nachts gefahren bin
und wundere mich warum ich mit meinen Alpen-Express (s.o.) nicht nur
Dosen, sondern auch viele Motorraeder ueberhole! Kurz hinter Zernez
kommen mir DC und einige andere entgegen, also kehrtmarsch und
hinterher! Anscheinemd verwirrt mein Auftauchen DC, denn er verfehlt
die Abzweigung nach Davos und braucht eine Weile bis er merkt, das die
anderen eigentlich keinen derartigen Vorsprung haben koennen.
Da ich gerade von Davos komme, beschliesse ich allein weiter zu fahren
und mache mich ueber ein Stueck Ofenpass und den Tunnel auf ins
zollfreie Livigno. Leider habe ich meine Ankunftszeit falsch gelegt,
denn zwischen 12.00 und 14.00 Uhr hat dort alles zu! Genauer gesagt
fast alles, denn ich finde ein Kaffee in dem ich selbigen trinke und
eine Muenztanke, damit ich wenigstens guenstigen Sprit tanken kann. Der
Weg ueber den Pass nach Bormio, zum macht wie immer
recht viel Laune, waeren da nur nicht die vielen beweglichen Hindernisse
wie Dosen, Busse und tourende Motorraeder ;-). Diese Probleme kann ich
vom Umbrail nicht vermelden, wahrscheinlich moegen einige diese leichte
Schotterstrecke nicht. So, nun bin ich nach einem kleine Umweg doch
noch auf der anderen Seite des Ofenpass angekommen und finde auch
schnell den Weg zu Campingplatz in Tschierv. Dort sind bereits Doerte
und einige andere Neuankoemmlinge eingetroffen und es gibt ein grosses
Hallo. Nachdem einige doch verwundert sind, wie klein man ein
Kommandozelt verpacken kann, stelle ich fest, das mein Mopped mal wieder
nicht anspringt, aber das vertage ich auf morgen. Alles kleine Fische!
So nach und nach trudeln immer mehr drm'ler auf dem Campingplatz ein und
die Benzingespraeche drehen sich um die letzten Neuigkeiten:
- Manus Z400 ist nach der Schrauberei doch noch Zuhause
angekommen,
- die Heizertruppe hat sich an den Comersee verzogen,
- BigTwin hat abgefahrene Reifen und braucht dringend neue,
- DC ist ueber einen Stein gefahren und hat sich einen
Plattfuss geholt,
- bei Ratbike ist das Radlager hinueber,
- was gibt es zu essen? wo ist das Bier? usw.
Ich entschliesse mich mit einer Gruppe in Italien essen zugehen, da die
Preise dort etwas gemaessigter sind. Dabei stelle ich fest, dass man
als Beifahrer auf einer VFR doch recht unbequem sitzt, oder lag es nur
am Rucksack den mein Fahrer trug? Nach etwas suchen findet Desert denn
auch das versprochenen Gasthaus und der gemuetliche Teil des Abends
beginnt. Gestoert wurde das muntere Treiben eigentlich nur durch die
Essensverteilung und eine Umparkaktion, da die Einheimischen auf unserem
Motorradparkplatz unbedingt Platzmusik machen wollen. Irgendwie kommt
mir die Rueckfahrt wesentlich kuerzer und bequemer vor, allerdings kann
dies auch am Rotwein liegen. Immerhin bin ich jetzt in den Alpen,
mittendrin um genau zu sein ...
--------------------------------------------------------------------------
Schraubertag - Montag, 26. August
Dieser Montagmorgen ist genau richtig zum Mopped reparieren: grau,
trueb, kalt und gelegentlicher Dauerregen. Also mach ich mich mit ein
paar mutigen daran mein Mopped zu untersuchen. Nach diversen Aktionen
wie Kontakspray, ueberbruecken mit Olafs Starthilfekabel, trocknen der
Zuendbox usw. stellen wir fest, das sich unter einer braunen Kruste auf
der Platine der Zuendbox ein defekter Widerstand versteckt hat.
Mittlerweile sind die mutigsten schon mit den Mopped unterwegs, der Rest
versammelt sich im Fernsehzimmer des benachbarten Hotels zum Doppelkopf
spielen und Ratbike zerlegt seine Domi auf einem gefundenen
Kinderschlitten. Mit Marcs Bekannten Matthias mache ich mich dann auf
einer Virago auf die Suche nach einer Elektronikwerkstatt. Beim
2.Versuch finden wir auch ein Elektrogeschaeft mit passender
Ausstattung, allerdings ist der Servicetechniker gerade in Zuerich auch
einer Ausstellung, aber als Matthias sich als Elektoingenieur zu
erkennen gibt duerfen wir die Werkstatt kostenlos benutzen. DANKE! Zum
Glueck war damit der Fehler gefunden und meine ZZ-11 lief wieder wie ein
Kaetzchen, allerdings wie eines, dem man gerade auf den Schwanz tritt:
Ein Lager im Bereich der Ausgleichwelle quietscht zum herzzerreissen,
aber eine Kawa haet das aus! Habe ich schon erwaehnt, dass man auf
einer Virago als Beifahrer bequemer sitzt?
Wir kommen heute nicht dazu das Werkzeug wegzulegen, denn kaum sind wir
fertig, kommt Doerte mit einer leicht zerknitterten Virago 535 an. Sie
hat in einer nassen Kurve etwas zu heftig Gas gegeben und einen Lowsider
hingelegt, Squidpunkte fuer eine nicht drm'lerin ... . Zum Glueck ist
nur das Nummernschild stark verbogen und eine Fussraste hinueber, der
Rest sind kleinere Kratzspuren. Ach ja, Doerte ist auch wohlauf. Bis
zum Abendessen gehe ich jetzt auch mal ins Fernsehzimmer zum trocken und
aufwaermen. Schliesslich kommen auch neue Ratbikes Radlager und DC ist
um 500 Franken fuer einen Hinterreifen aermer. Nein es ist kein 210'er
Superniederquerschnitts- Reifen sondern das schamlose ausnutzen eines
Hilfsbeduertigen der ohne seinen 150'er Metzler nicht nach hause kommt!.
BigTwin hat keinen Reifen fuer seine R1100 gefunden und ueberlegt beim
gemeinsamen Abendessen morgen die Alpentour abzubrechen. Trotz dieser
trueben Gedanken ist er nachts beim komponieren des Alpentour- Lieds
wieder recht lustig mit dabei. Das Lied ist ein voller Erfolg, denn in
den folgenden Tagen wird es bei den unmoeglichsten Gelegenheiten
gesungen, aber an diesem Abend wundern sich die Leute in Tschierv was
wir wohl getrunken haben:
"Eine Reise in die Berge ..."
--------------------------------------------------------------------------
Den Bericht und mehr gibt es auch unter
http://www.rrr.net/kay/alpen96.htm
Gruss
--
___________________________________________
Kay, Worms, Germany / rrr#69 hc -- kay@rrr.net
__________________________/ Kawa ZZ-11 '92 -- http://www.rrr.net/kay