From: Claus Possberg, possi@saurus.in-passau.de
Subject: Re: Welche Enduro kaufen?
Date: Mon, 09 Sep 1996 23:45:52 +0000
Organization: IN-Passau e.V.

Am 08 Sep 96  schrieb Daniel Limbach an Claus Possberg:

Hallo Daniel,

 DL> wir schauen alle hier mit Wehmut und Fernweh auf deine bunten Web-Seiten. 

Super, dafuer sind die ja da:-))

 DL> Dabei beschaeftigt uns auch, was fuer einen tollen Scanner Du wohl 
 DL> benutzt hast, weil Deine Bilder so unglaublich farbig rueberkommen. 
 DL> Bei uns (obwohl wir uns forschungsmaessig mit Computergrafik
 DL> beschaeftigen) sieht das nie so gut aus, trotz HP-Scanner.

Ganz einfach, ich suche die besten Dias aus, brenne sie auf Foto CD und stecke
sie in mein CD-ROM-Laufwerk:-))
Der Witz ist aber, dass man Rohscans, egal ob vom Scanner oder von der CD, noch
in Photoshop wieder auf das Level der Originaldias bringt, in dem man die
Farbdynamik so einstellt, dass wirklich die 24 bit Farbe voll genutzt werden
(in Photoshop heisst die Funktion "Tonwertkorrektur"), dann Bildbeschneidung,
nachschaerfen, in ein JPEG 6.0 umwandeln, fertig. Verfremdungen oder so mache
ich nicht. Vorraussetzung fuer gute Ergebnisse sind gute Dias auf
Top-Filmaterial, logisch:-))

 DL> Gerne wuerde ich mit nach Suedamerika kommen, koennte mein Spanisch 
 DL> trainieren und ausserdem glaube ich gibt's dort ganz einmalige 
 DL> Landschaften....fuer einen alten Bw-Einzelkaempfer mal eine nette 
 DL> Herausforderung ueber so lange Zeit die Nerven und die Kondition zu
 DL> behalten, aber 6-7 Wochen und 6-7 TDM kann ich leider nicht
 DL> aufbringen.

Tja, das scheint ein Problem zu sein.

> Aber die TT600Sport (frueher einfach TT600) war schon immer leicht,
> nicht wie die Husky, aber aehnlich wie die KTM, auch vom Fahrgefuehl
> (ich kenne auch die Sportenduros alle recht gut:-)). Klar ist der Motor
> 20% weniger scharf als die KTM oder Husky, aber dafuer Grosserie und
> entsprechende pflegeleichte Haltbarkeit. Aber fuer echte Sportzwecke
> kann die TT relativ leicht scharf gemacht werden.

 DL> Ja, da bin ich beim Thema, von mir stammte die "Watt fuer 'ne
 DL> Enduro..."-Anfrage. Also jeder empfiehlt mir natuerlich seinen Hobel,
 DL> schimpft auf die anderen. Die vermutlich einzige ehrliche Auskunft
 DL> eines Kollegen, der frueher eine 90'er LC4 fuhr, war: "Kauf Dir keine
 DL> KTM, ein Horror die zum Laufen zu kriegen, aber wenn sie faehrt,

Das kann ich nicht bestaetigen, die 95er und 96er KTMs lassen sich zwar nur mit
kraeftigen Tritt antreten, springen aber dann relativ zuverlaessig an.
Natuerlich nicht wie die TT, die ich - keine Angabe - sogar mit der Hand
anmachen konnte (ich bin allenfalls durchschnittlich kraeftig!).

 DL> ist's das geilste Motorrad ueberhaupt!" - Ja und das ist genau der

naja, die Husky 610TE ist noch leichter und noch schaerfer.

 DL> Punkt, in ein paar Monaten moechte ich moechte ich mir die KTM LC4
 DL> 620 Enduro zulegen, meine http://www.zib.de/limbach/moto.html ist mir
 DL> zu langweilig/alt. Ich bin handwerklich zu ungeschickt um selber viel
 DL> zu schrauben (deswegen arbeite ich als Physiker in einem
 DL> Supercomputer-Zentrum und nicht im Labor), aber anderer- seits will
 DL> ich ein Kiste mit echtem BUMMS. Ein Dilemma.

 DL> Du als einer, der viel, sehr viel Enduro gefahren ist, kannst mir
 DL> vielleicht sagen, wie fuer Dich der Unterschied
 DL> Husky-KTM-HondaXR-YamahaTT sich angefuehlt hat, sowas wie

Zuerst: der Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Fahrer macht
100%, der zwischen den Maschinen allenfalls 20%. Das beste Tuning setzt also
beim Fahrer an (Profis klammere ich mal aus!).

Hier mein Urteil v.a. bzgl. Gelaendetauglichkeit:

-Husky TE610: Sehr leicht, stabiles Fahrwerk, handlich, trotzdem guter
Geradeauslauf. Taegliche Wartungsarbeiten, woechentlicher Kupplungstausch,
Bowdenzuege, Alukettenraeder ohne Ausweichmoeglichkeit, Spritzoelschmierung
usw. machen die Maschine fuer den Alltagsbetrieb ungeeignet. Bei scharfer
Fahrweise ist der Motor nach 2000 km hin. Bei schonender Hand koennen 10000 km
bis zu Motorgrundueberholung erreicht werden. Aber wenn ich die Leistung (etwa
55 PS) nicht nutzen will, kann ich gleich einen Japaner fahren. Keine grosse
Tanks ueber 13 Liter lieferbar. Guenstigste Verschleissteilpreise (Plastiksatz
komplett (!!) zusammen nur etwa 250 Mark!). Edle Komponenten (Magnesiumdeckel,
Excelfelgen usw., die allerdings wiederum im Schadensfall teuer sind). Oelen
leider alle und immer - nix zu machen:-(
-KTM LC4 620: relativ leicht, die Supercompetition sogar sehr leicht (aber die
wieder mit aehnlichen Nachteilen wie die Husky). Motor geht recht gut (49 PS),
untenrum sogar etwas mehr subjektiver Druck als die Husky, oben ist aber die
Husky klar staerker. Fahrwerk ist o.k., leider seit der 94er Revision mit dem
steilerem Lenkkopfwinkel auf Kosten der Highspeedstabilitaet (leichte
Pendelneigung). Mir waere die alte Geometrie lieber, weils das Sandfahren
erleichtert. Gute Teilepreise. Im Gegensatz zu Husky und TT sowohl
schrauberisch wie optisch ziemlich verbaut, leider. Tankanlage mit 30 Litern
liefebar, div. Zubehoer, Rallyumbauten usw.
-XR600: ordentliches Fahrwerk, aber nicht so gut wie die beiden obigen, etwa
auf TT-Niveau. Gut verarbeitet. Untenrum schwaechelnder Motor mit hohem
Drehzahlniveau. Gibts auch mit E-Start als XR650, dann allerdings auch nicht
mehr so ganz leicht und mit kuerzeren Federwegen. Mir liegt die XR nicht
besonders.
-TT600S bzw. frueher einfach TT600 (Japan-TT), unter Offrodreisenden bereits
mit Kultstatus: problemloser Motor mit gutem Schub untenrum, oben allerdings
eher gemuetlich, sehr uebersichtlich aufgebaut und bei korrekter Behandlung
sehr robust. Sehr viel Spezialzubehoer, vom Boden-Alupanzer bist zum 52-Liter
Kevlartank (der jetzt allerdings  nicht mehr gemacht wird),
Spezialgepaecksysteme usw, usw. Gutes, vorallem gut geradeauslaufendes,
ausreichend handliches Fahrwerk ohne Tuecken. Die Sprung und Sportfestigkeit
der Federelemente der modernen europaeischen Sportenduros wird allerdings nicht
ganz erreicht. Akzeptable Teilepreise, das Grosserie mit vielen Ueberschneidung
zu anderen verwandten 600er Einzylindermaschinen von Yamaha. Grosses
Haendlernetz und grosser Bekanntheitsgrad der Konstruktion in Werkstaetten.
-Beide obigen Japanenduros leisten etwa 42-44 PS, wenn sie gut gehen.

 DL> DR650/KL?650/XT/XL/F650 kaufe ich mir bestimmt nicht. Natuerlich

-Die neue DR650 ist nicht uebel, gutes Fahrwerk, ordentlicher Motor, wenig
Vibrationen. Durchaus konkurrenzfaehig.
-Die neue KLX650, die nicht schlecht sein soll, bin ich nicht gefahren, nur
deren Vorgaenger, die Tengai, und das war eine Matschkiste vom Fahrwerk und
eine Schwachkiste vom Motor, und fuers Gebotene viel zu schwer. Das gilt auch
fuer alte DR650.
-die XT600E ist eine Funduro. Fuer ernstes Gelaende ist die Federung zu
kurzhubig und zu hart. Deswegen bietet ja Yamaha auch die TT600E an, die
eigentliche Nachfolge der alten Kickstart-XT. Die TT ohne Estart dagegen ist
weiterhin eine Viertaktsportenduro mit langen Federwegen und allen drumherum.
-Die XL600 ist schon lange verblichen, hatte ein ordentliches Fahrwerk und
einen drehfreudigen Motor ohne viel Power unten rum. Ich hatte lange die 350er
Version fuer Fernreisen genutzt.
-die F650 ist eine Funduro fuer Strassenbetrieb und gelegentliche Feldwege. Hat
zuwenig Schraeglagenfreiheit fuer scharfes Fahren, IMO eine nette
Anfaengermaschine.

Alle Urteile aufgrund eigener "Fahrversuche":-))

 DL> werde ich viel in Berlin/Brandenburg rumfahren, fuer den Urlaub
 DL> schweben mir aber solche Ausritte, wie Du sie gemacht hast vor, aus
 DL> Geldgruenden aber eher in Zentralspanien...

klar, warum nicht. Gute Fahrt!!

Meine Motorrad-WWW-Seiten: 
http://home.pages.de/~possi
wenn die URL mal wieder nicht geht, probiere
http://www.zebra.fh-weingarten.de/~possi/

Gruss
Possi