From: BLOED-Reporter, mt@gmservice.de
Subject: ROCKER BESETZEN INTERNATIONALE RENNSTRECKE
Date: Wed, 12 Jun 1996 14:29:34 GMT
Organization: GM Service GmbH

BLOED, Ausgabe vom Dienstag, den 12.06.96
-----------------------------------------

Am gestrigen Montag, dem 11. Juni 1996, kam es erneut zu
Ausschreitungen einer mittlerweile bundesweit gesuchten Rockerbande.
Nach den Vorkommnissen in der Naehe von Worms am Pfingstwochenende und
den ebenfalls mehrtaegigen Exzessen auf dem Moritzberg bei Erlangen
war der in der Eifel gelegene Nuerburgring das dritte Angriffsziel der
meist in Leder gehuellten Rowdies innerhalb weniger Wochen.

Durch intensive Ermittlungsarbeit einer in juengster Vergangenheit
gebildeten Sondereinheit der Polizei, der ROSINANTE 916
(ROckerbanden-SIcherstellung-Nadelstreifen-ANti-TErrorgruppe), konnte
die Bevoelkerung rechtzeitig informiert und die umliegenden
Ortschaften weitestgehend evakuiert werden. Wie schon in den letzten
Wochen gelang es einem BLOED-Reporterteam durch geschickte Tarnung
(u.a. als mobile Zapfsaeule oder Streckenbegrenzung) die Geschehnisse
unbeobachtet zu verfolgen.

Gegen 17:00 traf die Bande an einer Tankstelle nahe der Rennstrecke
ein. Zu diesem Zeitpunkt fehlte noch einer ihrer Anfuehrer (zu
erkennen am lautesten Motorrad), wodurch die anderen Bandenmitglieder
sichtlich irritiert schienen.

Der Tankwart: "Es war furchtbar. Durch die Tupperparty meiner Frau
ueberhoerten wir die Durchsagen der Polizei wegen der Evakuierung. Ich
sass also in meiner Tankstelle, als ploetzlich einer nach dem anderen
von diesem finsteren Gesindel an den Zapfsaeulen hielten. Was sollte
ich tun? dachte ich mir. Da kamen sie auch schon herein. Ich zitterte
am ganzen Koerper. Sie redeten etwas daher von Nummer 3 und Twix und 2
Cola, doch ich hatte solche Angst, ich habe doch 2 Kinder! Ich
schnappte mir noch schnell die Kasse und rannte um mein Leben. Ich
konnte mit meiner Familie und ein paar persoenlichen Dingen gerade
noch rechtzeitig die Stadt verlassen!" (Die Tankwartfamilie hat sich
inzwischen an ihre neue Umgebung gewoehnt und wird voraussichtlich am
kommenden Freitag erstmals im Anstaltspark einen kurzen Spaziergang
wagen, Anm. der Redaktion)

Nachdem die Tankstelle gepluendert und anschliessend in Brand gesetzt
wurde, machten sie die Rocker auf den Weg zur Rennstrecke, unser
Reporterteam immer mit sicherem Abstand im Nacken. 

An der Nordschleife angekommen, zeigte sich das von uns erwartete
Bild: ausser dem Streckenpersonal, das im Vorfeld mit Sitzstreiks
gegen die Evakuierung demonstriert hatte, und ein paar lebensmueden
Motorrad- und Autofahrern war der gesamte Nuerburgring fast
menschenleer.

Einige Beamte der ROSINANTE 916 hatten sich als Touristen getarnt mit
Zelten um die Rennstrecke verteilt, ihr Verteidigungsplan wurde vor
uns jedoch leider aus Sicherheitsgruenden geheimgehalten.

Kurze Zeit spaeter naeherten sich die ca. ein Dutzend Rocker
geschlossen dem Eingang zur Nordschleife, fesselten und knebelten die
Kassierer und begaben sich mit ohrenbetaeubendem Laerm auf die 22 km
lange Rennstrecke. Der Laerm der aufheulenden Motoren, schleifenden
Metallteile, quietschenden Reifen und unregelmaessigen Fehlzuendungen
war bis in die letzten Winkel der sonst so idyllischen Eifel zu
vernehmen. Menschen fluechteten in ihre Haeuser, Rehe sprangen
erschreckt in das schuetzende Dickicht, Voegel zogen eilig gen Sueden.
Selbst der sonst so zutrauliche Waldkauz suchte sich Schutz im Inneren
einer 200 Jahre alten Eiche.
Es war erschreckend! Eine ganze Region erzitterte von dem
unvergleichbaren Krach, den eine Horde wildgewordener Rowdies zu
erzeugen im Stande war.

Nach der ersten Umrundung der fahrerisch anspruchsvollen Strecke
sammelte sich die Gruppe wieder am Eingang, um weitere Anschlaege zu
besprechen. Ca. 10 Minuten spaeter traf der den Behoerden als
"DonCool" bekannte Anfuehrer der Bande ein. Der Anblick und der Laerm
seines Motorrades schlug nun auch die letzten Helden der Rennstrecke
in die Flucht.

Angetrieben durch die extremistischen Aeusserungen dieses Wahnsinnigen
begab sich die Horde ein weiteres Mal auf die Strecke. Die inzwischen
voellig aus ihrem natuerlichen Rhytmus gebrachte Flora und Fauna rund
um den Ring erlebte ein bruellendes Inferno, das selbst einen
Luftangriff der Russen in den Schatten gestellt haette.

Ein Teil der Rocker begab sich auch ein 3. und 4. Mal auf die
Rennstrecke, waehrend sich die anderen Gesetzlosen an den von voellig
verstoerten Menschen auf der Flucht zurueckgelassenen Motorraedern und
Autos zu schaffen machten.

Eine Gruppe der ROSINANTE 916 versuchte noch auf der Strecke, den
Rockern in einem Reisebus den Weg zu versperren, um sie anschliessend
zu umzingeln und zur Aufgabe zu zwingen, waehrend der Einsatzleiter
die Aktion von seinem Wohnmobil aus steuerte. Dieser Plan scheiterte
allerdings an den waghalsigen Ueberholmanoevern der Rocker, die dem
Bus keine Chance zum Reagieren gaben.

Als die Rocker dem Ring nach etwa eineinhalb Stunden den Ruecken
kehrten, bot sich unserem Reporterteam ein Bild des Schreckens:
Gummifetzen, Plastikteile, Zigarettenstummel und sonstiger Unrat
saeumten die Strecke. Die Saeuberungsarbeiten und der Wiederaufbau am
Nuerburgring werden wahrscheinlich Monate in Anspruch nehmen und
Kosten in Millionenhoehe verschlingen.

Aufgehetzt und motiviert durch ihre Greueltaten ueberfielen die Rocker
dann auch noch einen nahegelegenen Motorrad-Treff, das Cafe
"Fahrtwind". Teile der Bevoelkerung des betreffenden Ortes, der leider
in den Evakuierungsplaenen der Polizei nicht beruecksichtigt wurde,
wird wohl bleibende Schaeden an Seele und Gehoer davontragen.

Im Cafe Fahrtwind staerkten sich die Rocker mit hochprozentigem
Alkohol und scharf gewuerzten Speisen, wodurch die Stimmung innerhalb
der Bande immer beaengstigendere Ausmasse annahm.

Der Wirt: "Ich hatte Todesaengste. Immer und immer wieder musste ich
ihnen dieses Daehne-Video zeigen. Sie knebelten mich mit ihren
verschwitzten Halstuechern und bedrohten mich mit Drehmoment-
schluesseln. Was haette ich denn tun sollen!?!"

	 -----------------------------------
	| Ehemaliges Cafe zu verpachten,    |
	| Grundmauern in passablem Zustand, |
	| Renovierungsarbeiten notwendig.   |
	| Preis VB                          |
	| Tel: 0571/4711                    |
	 -----------------------------------

Gegen 20:30 verliessen die Rocker die Ueberreste des Cafes und begaben
sich auf den Heimweg. Sternenfoermig verteilten sie sich auf die
umliegenden Autobahnen. Etliche Verkehrsfunksender berichteten in den
darauffolgenden Stunden von Verfolgungsjagden, eingetretenen
Autotueren und suizidartigen Ueberholvorgaengen.

Jetzt ist es 22:00, wir stehen hier mit unserem BLOED-Reporterteam auf
der Zielgeraden der Nordschleife. Mittlerweile ist in der Eifel wieder
Ruhe eingekehrt, der ohrenbetaeubende Laerm ist verhallt, die
Verwuestungen sind ueberall deutlich zu erkennen, die Bevoelkerung
kehrt langsam wieder in ihre Doerfer und Haeuser zurueck.
Wieder ist es der Polizei, trotz Anwesenheit der Spezialtruppe
ROSINANTE 916, nicht gelungen, diese Rockergruppe, die seit Kurzem
ganz Deutschland in Angst und Schrecken versetzt, zur Strecke zu
bringen.

Eine Berliner Logistikfirma und ein Aachener Bauunternehmen, die an
dem Projekt "Aufbau Ost" beteiligt waren, wurden mit den notwendigen
Arbeiten beauftragt.
Aller Voraussicht nach muessen alle Veranstaltungen, die fuer das Jahr
1996 auf dem Nuerburgring geplant waren, aufgrund der hirnlosen
Zerstoerungswut einer Hand voll randalierender Heranwachsender
abgesagt werden.

Wann endlich wird die Bundesregierung den Antrag der Gruenen fuer eine
Gesetzesaenderung aufgreifen, die ein Verbot von Lederbekleidung und
eine allgemeine Geschwindigkeitsbeschraenkung fuer Kraftraeder auf 50
km/h vorsieht?

Armes Deutschland!

Ihr BLOED-Reporterteam von der Front am Nuerburgring

-- 
Matthias Tremmel, '91 FZR1000 Exup
Life is for entertainment purposes only. All other use voids warranty!