Nachdem auf Olafs Posting doch ziemlich gegensaetzliche Reaktionen
gekommen sind, muss ich auch meinen Senf dazu tun.
Aber zuerst noch vielen Dank an Cal, Hilli(Limbo) und Desert, die
diese tolle Fete am Moritzberg (MB) auf die Beine, aehm Wiese gestellt
haben. Es waren alle Voraussetzungen gegeben, dass dies die Fete der
Feten werden konnte, aber manchmal kommt es halt anders....
So, jetzt aber :
Da am Donnerstag so einige Leute bei der Ausfahrt zum Kati-Braeu nicht
so richtig gluecklich geworden sind schreib ich einfach mal, wie ich
mit den Leuten, die ich hier in der Gegend aus dem richtigen Leben
(manchmal hab ich sowas :-)) kenne, fahre.
Wir machen regelmaessig laengere Touren, die auch schon mal etwas
heftiger ablaufen. Ich hab vor einiger Zeit schon mal kurz die
Spielregeln gepostet, nach denen wir dabei fahren und die sich
ziemlich weit mit Olafs Vorschlag decken.
Diese und aehnliche Spielregeln haben in der ein oder anderen
Fahrschule sicher schon als Beispiel gedient, wie mans auf keinen Fall
machen sollte.
Was solls, wir fahren seit Jahren sehr gut damit :
1. Der schnellste faehrt vorne, er kennt den Weg, er sorgt fuer
regelmaessige Pausen.
2. Der langsamste faehrt hinten.
3. Bei Abbiegungen/unklaren Situationen wird gewartet bis alle da
sind.
4. Ueberholt wird nur in Notfaellen oder wenn der Vordermann dazu
auffordert (falls noetig, kann man ihn ja sanft mit dem Blinker
dazu ueberreden).
5. Jeder achtet auf seinen Hintermann (ploetzliches Verschwinden
laesst Unheil erwarten).
6. Gemeckert wird nicht.
Wir machen das so, weil wir darin eine ganze Reihe von Vorteilen
sehen:
* Wir sind haeufig mehrere Tage lang unterwegs, ohne festen
Stuetzpunkt, ohne dass morgens bereits detailliert die Route
festgelegt wird, und ohne dass wir morgens wissen wo wir abends
uebernachten werden.
Eine Teilung der Gruppe kommt daher in den meisten Faellen nicht in
Frage. Trotzdem kann jeder genau so schnell oder langsam fahren wie
er will.
* Niemand muss in der Stadt 100 oder auf der Landstrasse 160 fahren
um zu den Vorderleuten aufzuschliessen. Allerdings muessen das die
Hinteren nicht nur wissen, sondern auch glauben ! (siehe oben,
Punkte 3 und 6)
* Niemand kann sich von hinten bedraengt fuehlen.
* Niemand wird wegen der Ruecksichtnahme auf die langsameren unter-
fordert. Das klingt jetzt ziemlich arrogant, aber auch die Unter-
forderung beim Fahren kann gefaehrlich sein : Die Konzentration
laesst nach, man traeumt in der Gegend rum und bei ploetzlich auf-
tretenden Gefahrensituationen muss man erst mal wieder wachwerden,
bevor man reagieren kann. Ich kenne selbst einige sehr gute Fahrer,
die hier schon haarstraeubende Situationen erlebt haben (leider
ist es nicht immer gut ausgegangen).
* Wer sein eigenes Tempo fahren kann, kann auch seinen Fahrstil
verbessern, und zwar *nur* der.
* Wenns funktioniert, haben alle den maximal erreichbaren Spass.
Das es funktionieren kann, davon konnten sich Leute aus d.r.m
Ostern in den Vogesen schon ueberzeugen (Ich hoffe, Ihr hattet
Spass ?).
Klar gibts auch eine ganze Reihe von Problemen, die auftauchen koennen
und werden.
* Einige Leute haben Probleme damit, ihre Position in der Gruppe
realistisch zu sehen. Jemand muss ihnen dann vielleicht eine kleine
Hilfestellung geben ;-). Langsamer als ein anderer zu sein sollte
nur fuer Profi-Rennfahrer ein (vorwiegend finanzielles) Problem
sein.
* Um doch noch am Vordermann dran zu bleiben, wird zu Massnahmen wie
z.B. systematischem Kurvenschneiden gegriffen (so gesehen auch am
MB). Das ist nicht nur gefaehrlich sondern auch nutzlos. In den
Kurven, die man wegen Gegenverkehr nicht schneiden kann, eiert man
dann nur um so schlimmer durch die Gegend, weil man keine Linie
mehr findet. Nebenbei bemerkt fahre *ich* nicht gegen die Uhr,
sondern um Spass zu haben - und der wird garantiert durch die
Benutzung der Gegenfahrbahn nur gefaehrlicher, nicht groesser. Wer
mich in der Kurve auf der Gegenfahrbahn sieht, kann davon ausgehen
dass ich mich fuerchterlich verzockt habe.
* Und wahrscheinlich noch 1000 mehr.
Ich hab mich auch am MB schon mit einigen Leuten ueber unser System
beim Fahren unterhalten und auch einige Gegenargumente und
Befuerchtungen gehoert.
* Die Langsamen koennen nie eine Pause machen, wenn der Haufen sich
gesammelt hat, gehts sofort wieder los.
Falsch, es werden regelmaessig Pausen gemacht (bei uns in der Regel
mindestens einmal pro Stunde). Das unter 3 beschriebene Warten
dauert auch fuer die schnellen Fahrer selten laenger als 2-3
Minuten, das wuerde ich nicht als Pause bezeichnen.
Wenn ich es allerdings nicht schaffen wuerde, *mein* persoenliches
Tempo 1 Stunde lang ohne anzuhalten durchzuhalten, wuerde ich erst
mal an meiner Kondition feilen, und zwar alleine.
* Was passiert, wenn der letzte stuerzt ? Niemand ist da, der ihm
helfen kann, weil jeder alleine faehrt.
Gut, der letzte kann dieses Problem kriegen, aber unabhaengig von
der Reihenfolge in der gefahren wird (siehe auch oben, Punkt 5).
Meiner Erfahrung nach faehrt allerdings in den seltensten Faellen
jemand ganz ohne Sichtkontakt zu einem anderen Fahrer. Die Meute
splittet sich meistens nur in mehrere kleine Gruppen auf.
* Das ist ja gar kein Fahren mit der Gruppe mehr, da kann ich auch
gleich alleine fahren.
Es ist kein Fahren im Konvoi ! Mit einer Gruppe loszufahren bedeutet
fuer mich hauptsaechlich, in Pausen und am Abend mit netten Leuten
zusammen zu sein, die tagsueber das gleiche gesehen und erlebt
haben.
Unterhalten kann man sich beim Fahren sowieso nicht, egal wie dicht
man zusammen ist. Wer unterwegs plauschen will, soll sich in einen
Reisebus setzen :-)
Uff, das wars. Mal schaun, was Ihr dazu meint.
Uwe
--
Uwe Jarczynski K 100 RS VFR 400 R KLR 600
D-45307 Essen rrr#111
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