Unglaubliches geschah am verregneten Morgen des 25.05.96 in UWOtUbW: Ein
Franz wart in Leder und Gore-Tex gepackt und mit Gepaeck bestuecktem
Mopped zu gar unchristlicher Zeit um 8.00 Uhr auf dem Hof der Salzbrun-
nenstrasze 37 gesichtet worden. Nach und nach gesellten sich vier weitere
in Leder, Gore-Tex und Plastik gehuellte kurze und lange Figuren,
namentlich bekannt als Carsten, Torsten, Laura und Ulrike auf seltsamen
zweiraedrigen Fahrzeugen zu ihm. Ein Wunder? Nein, weit gefehlt, es war
der Tag des Aufbruchs nach JERSEY.
Eine halbe Stunde spaeter starteten unter klaeglichem Jammern der
Anlasser die Motoren. Auf ging's in Richtung Leimersheim zur ersten
Faehrfahrt ueber den Rhein, weiter ueber Landau, Pirmasens und Saarbruecken
nach Metz, wo sich Carsten seine erste Zigarette einpfeifen durfte.
Frisch betankt verfuhren wir uns zuerst mal kraeftig in Metz. Auch ein
herbeigeschaukelter Chopperfahrer aus Trier konnte uns nicht aus dem Tal
der verworrenen Straszen und Schilder emporheben. Nach einer halben Stunde
Irrfahrt fandenb wir dann dennoch den Weg ueber Verdun nach Ste. Menehould,
der Partnerstadt von Bruchsal, in der wir uns erst mal niederlieszen um
ein, zwei waermende Kaffees und Tees und kleinere Haeppchen reinzuziehen.
So gestaerkt fuhren wir weiter ueber verschlungene Pfade und rutschige,
nasser Strasze ueber Reims nach Compiegne um eine Bleibe fuer die Nacht
zu suchen. Da uns das Wetter zwischenzeitlich recht nett gesinnt war,
entschloszen wir uns weiter ueber Beauvais nach Gournay-en-Bray zu fahren
und dort unter Muehen, weil der franzoesischen Sprache nicht maechtig,
einzuchecken.
Nach einem ausgiebigen Fruehstueck und mit vom Vortag frisch gefetteten
Ketten ging es dann gegen 9.00 Uhr weiter ueber Rouen, Caen nach Avranches.
Dort beschloszen wir, ob der flotten Fahrt, die man zeitweise an den Tag
legte, einen Abstecher ueber Mont St. Michel zu machen. Auf der gut
ausgebauten Strasze dorthin winkte ich, der ich vorausfuhr Torsten vorbei,
um Ulrike nach ihrem Tankinhalt zu befragen. Torsten interpretierte diese
Handbewegung wohl - warum auch immer - als GAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAZ und
sein Bruder Carsten, der Laura auf seiner BMW umherschaukelte tat ihm
dieses nach. Da standen wir nun, Uli und ich und suchten eine Tankstelle,
also die naechste Abfahrt raus, Richtung Mont St. Michel und tanken fahren.
Da Carsten, Torsten und Laura nicht mehr zu finden waren, obgleich wir als
naechsten Stop Mont St. Michael ausgemacht hatten, beschlossen Uli und
ich nach St. Malo, dem Zielort des Tages zu fahren. Eingangs St. Malo tat
sich ein kleiner Parkplatz auf, auf dem wir kurz (fuer ein, zwei
Zigarettchen warteten, doch nichts zu sehen und hoeren von den anderen
dreien. Also weiter zum Faehrenhafen, auch dort: Fehlanzeige. Was tun
sprach Zeus, also kurz eine Bleibe gesucht, Essen gegangen und sich
gewundert wo die anderen abgeblieben sind. Die zwei BMW's von Carsten
und Torsten waeren in St. Malo sicher aufgefallen, doch wer sucht schon
BMW-Fahrer??? :-) Gegen 21.00 Uhr, als wir es uns gerade gemuetlich gemacht
hatten <*grin*> vernahm ich das typische BMW K-Modell Automotorgeraeusch.
Also kurz auf den Balkon gehechtet, Bueller loslassen und siehe da, sie
haben's gehoert (naja, der taube Carsten natuerlich nicht). Stinksauer
befragten mich die drei nach einem Zimmer, doch Fehlanzeige "Hotel complete",
in St. Malo ist an diesem Wochenende ein Festival. Carsten, der schon arg
mit sich kaempfen mueszte, um seinen Frust zu ertragen, wollte gar unter
einer Bruecke schlafen. Der Hotelier erklaerte sich dann jedoch bereit den
dreien zu helfen und besorgte ein Zimmer mit 3 Betten, was den Jungs sicher
gefiel. Was sie nicht wuszten: Laura wart bereits in festen Haenden - na
so ein Aerger aber auch :)
Montag morgen gg. 7.00 Uhr (buha!) ging es auf die Faehre gen Jersey. Bei
nicht ganz ruhiger See war die Cafetierie zur Fruehstueckszeit recht belebt
und voll. Doch nach einer Stunde aenderte sich das Bild. Die
Kotztuetenstapel wurden immer kleiner und die Schlange vor den Toiletten
immmer groeszer, die Reeling war vollgekotzt und die Stewardessen (oder wie
auch immer die Maedels heiszen) waren durchaus beschaeftigt. Auch Ulrike
war ein wenig bis arg flau im Magen, doch sie beschlosz das bereits bezahlte
Fruehstueck nicht wieder herzugeben.
Auf Jersey in St. Helier angekommen, begaben wir uns ins Ashville Guest
House zur Pflege von Uli's Magenkraempfen und Besichtigung der mit
Einbahnstrazsen durchzogenen Hauptstadt der Kanalinsel. Obgleich uns noch
der ganze Nachmittag zur Verfuegung wollten die meisten von uns wegen
Uebelkeit, Hunger oder sonstigen Gebrechen nicht mehr aufs Mopped steigen.
Am Dienstag ging's daran die Insel zu besichtigen. Da wir mehr oder minder
nur einen Tag Zeit hatten, die Insel zu erkunden haben wir uns kurzerhand
einen Schlachtplan erarbeitet, der das German Underground Hospital, ein
paar nette Streckchen, diverse Bauwerke, Kuestenstraszen und Dolmen
beinhaltete; eine Mixtur aus Kultur und Rundenbestzeiten um die Insel, auf
der man nicht nur links fahren musz, sondern zu allem Elend auch noch 40mph
Tempolimit herrscht, aber wen kuemmerts? ;-) So schlangen wir uns durch
nette kleine kurvige Straeszchen kreuz und quer ueber die Insel, Carsten
allen voran, der sich natuerlich staendig verfuhr; doch wie sonst haetten
wir auf einem Eiland, das gerade mal 15x10km grosz ist, Meilen lassen
koennen? :)
Mittwoch Morgen, Uli sprang nach dem Fruehstueck mit Corn Flakes, ham and
egg und seltsamen Kaffe gleich in die erstbeste Apotheke um sich Pillen
gegen Seekrankheit zu besorgen, Laura zur Bank, weil ihr die Knete ausging
und ich zu Torsten und Carsten, um ihm irgendwie beizubringen, dasz ich mit
Uli noch ein paar Tage die Normandie erkunden will, anstatt wieder bis
Freitag abend nach hause zu hetzen. Da unsere Faehre aufs Festland erst um
16.30 Uhr ging, beschlossen wir noch ein biszchen an den Strand zu fahren.
Das Wetter war himmlisch bis gigantisch. Am Strand angekommen meinte ich
mich in voller Ledermontur auf einem Maeuerchen schlafenderweise
niederzulassen. Naja, nach 3 Stunden lief mir die Bruehe aus der Jacke,
mein Gesicht war in Nuancen von knallrot bis fast-schwarz gefaerbt und mein
Shirt nur noch ein nasser Lappen. Also noch schnell ein Eis reingezogen,
den Helm ueber den Sonnenbrand gestuelpt und in Richtung Faehre
gefahren. Die Ueberfahrt war diesmal *leider* nicht so lustig; keine
gilfenden und kotzenden Kinder, keine Japsen, die ueber der Reeling haengen
und keine Uli, die jammernd ueber dem Tisch lag. Naja, vielleicht das
naechste Mal :) Wieder in St. Malo angekommen fuhren wir in Richtung Mont
St. Michel und checkten uns dort fuer die Nacht ein. Diesmal alle 5 :)
Am naechsten Morgen trennten wir uns, wie verabredet. Carsten, Torsten und
Laura hetzten nach Hause, Uli und ich ueber die Kuestenstraszen in Richtung
Le Havre. Da wir 4 Tage fuer die Rueckreise Zeit hatten, liesen wir es
gemuetlich angehen von Mont St. Michel ueber Granville, Cherbourg, Port en
Bessin, Deauville, Honfleur nach Le Havre. Weiter ueber Etretat, Fecamp,
nach Dieppe, ueber goettliche Straszen an tollen Bauten, Villen und
Schloessern vorbei mit dem ein oder anderen Kaffee an verschlafenen
Straenden .... Einfach genial! Von Dieppe aus beschlossen wir nun endlich
gen Osten und damit (leider) in Richtung Heimat, immer auf der Suche nach
"gruenen Straszen" zu fahren. Also weiter ueber Amiens, St. Quentin und La
Capelle, streiften wir Belgien ueber Bouillon (Nein, wir haben keine Suppe
gegessen) am Rande der Ardennen nach Briey (France) ueber Florenville,
Virton und Longwy. Am Sonntag dann weiter ueber Metz (fast ohne Verfahren)
nach St. Avold, Sarreguemines, Bitche und Wissembourg gen Heimat.
Gegen 16.00 Uhr in Koenigsbach-Stein bei PF angekommen waeren wir gerne
noch ein, zwei Wochen weitergefahren, doch am naechsten Tag hatte uns
leider der Alltag wieder. :(
Rueckblickend kann ich eine Fahrt nach Jersey nur empfehlen; ich werde es
sicher auch bald mal wieder wiederholen. Man musz nur genuegend Zeit
mitbringen, und Nebenstraszen fahren. In Frankreich muszte ich
erfreulicherweise feststellen, dasz sich die Hoteliers gegenueber
Moppedfahrern freundlich und zuvorkommend verhalten, ganz anders als in
heimischen Gefilden bemuehte sich selbst ein Hotelier eines recht noblen und
belegten Hauses zu uns heraus, telefonierte eifrig, um uns ein ebenso
nettes Haus einzubuchen. Empfehlenswert sind Unterkuenfte in der
Preisklasse ab 250 FF (ohne Fruehstueck). Wir hatten uns einmal ob der
fortgeschrittenen Zeit fuer 180 FF eingebucht: ich sage nur GRAUSAM!
Ansonsten bekommt man fuer ca. 300FF fuers Doppelzimmer vom TV und Seeblick
bis zum offenen Kamin fast alles was das Herz begehrt. Auf Jersey hatten
wir vorab fuer 16 Pfund Bed & Breakfast gebucht. Die Unterkunft war nicht
schlecht, sauber aber einfach. Etwas mehr (bis zu 25/30 Pfund) anzulegen
ist jedoch sicher eine Empfehlung. Dafuer gibt es dann auch TV und
Swimming-Pool.
Achja: Strecke.........: ca. 2500km
Ausfaelle.......: eine Tachowelle (Yamaha XJ600N)
Kosten..........: ca. 1000,- DM
Vergnuegungsgrad: hoch
Wer Interesse an einer bildlichen Darstellung hat, kann gerne am Dienstag
(11.06) ab 19.00 Uhr nach Forst ins Nebenzimmer der Jahnhalle kommen, dort
gibt's dann Neiderdias fuer die 3 Ausreiszer *grin*
Grusz
-Franz
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Franz J. Waldmann; 76698 UWOtUbW | 1. Motorrad-Club Forst e.V.
Honda VF_red (57522) rrr#8 | im BVDM e.V.
E-Mail: waldmn@highland.sub.org | E-Mail: vorstand@mcf.highland.sub.org
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