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Dirk Straka, dirk@news.drb.insel.de
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Subject: |
Ich bin wieder da!!! (semitechnischer Beitrag! :-) )
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Date: |
Wed, 24 Apr 1996 17:09:46 GMT
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Organization: |
Dr. Brunthaler IITech GmbH, Germany
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Hi drm!
Einige wissen's schon, den anderen sei es nun gesagt (so es sie inte-
ressiert):
I C H L E B E W I E D E R ! ! !
D A S D A S E I N H A T W I E D E R E I N E N S I N N ! ! !
Nachdem ich mit meinem Haendler am Montag ein paar nette Worte und ein
paar andere recht materielle Dinge mehr gewechselt habe, steht mir seit
gestern (Dienstag, 16:00) wieder ein ordentliches Moped zur Verfuegung.
Eigentlich sollte es ja fruehestens in der 19. KW kommen, eher noch in
der 20. - und falls da nicht alle dabei sind (ich hatte erst die 13. Be-
stellung ...), dann erst in der 21. oder 22. ... das alles war mir zu
viel. Musste also eine Sonderabsprache her. Und die haben wir da ge-
troffen. Nun sind wir beide gluecklich. Er, dass er die Auslagen fuer
die anlaesslich der Yamaha-Tage zuviel georderte Maschine wieder drin
hat (ein Haendlerkollege hat ihn draufgesetzt) und ich, dass ich endlich
wieder fahren kann.
Anlaesslich des Festes sind einige Maschinen nach .de eingeflogen wor-
den, waehrend die anderen unsinnigerweise noch etwa 4 Wochen mit'm Boet-
chen auf'm grossen Teich 'rumschippern. Die Flugkosten mussten die
Haendler mit 500.- mitfinanzieren. Und die hab' ich ihm halt gegeben.
Wobei ich nicht allzuviel verloren habe, alldiweil ich noch am Donner-
stag letzter Woche 300.- Nachlass auf den im Vertrag stehenden Preis he-
rausgehandelt habe. Nochmals Dank an Hardy fuer die 17680er Info. Wo-
bei wir ueber diesen Haendler noch reden muessen. Ich weiss (oder ahne)
naemlich inzwischen, wieso der so guenstig verkaufen kann ... und au-
sserdem kann man in die 500 noch 'reinrechnen, dass ich mir fuer den 1.
beinahe eine Mietmaschine genommen haette - waere nochmal 99.- pro Tag,
sprich: 500 allein fuer's Mieten.
Ich hab' also, rein rechnerisch, immer noch 300.- plus gemacht. Naja,
man muss nur lange genug nachdenken, dann kann man auch eine Zahlung als
Gewinn verbuchen ... :-)) Ach ja: Verkaufspreis war, inclusive allem,
also auch Flugkostenbeteiligung, 18700.-. Ein fairer Preis, denke ich,
vor allem im Hinblick auf die 21000 Liste der FZR.
Der Rest des Nachmittags war nun mit Einstellarbeiten (wer zum Kuckuck
hat eigentlich *so* krumme Gliedmassen, dass bei dem die Hebeleien so
passen, wie sie ab Werk waren? Schalthebel 2 cm ueber dem Fuss, Brem-
se so hoch, dass man fast den Arm vom Lenker nehmen musste, damit man
mit'm Fuss auf's Pedal kommt, Bremse und Kuplungsarmaturen so, dass man
die Hand extra verdrehen musste - Schauderhaft). Der Werkstatt moechte
ich da keinen Vorwurf draus machen, die Jungs hatte nicht sonderlich
viel Zeit, das Moped zusammenzuschrauben - Montag mittag Vertragsaende-
rung, Dienstag nachmittag Auslieferung (Anmeldung hat auch der Haendler
gemacht) ... :-))
Nach der Einstellerei sind Bastian, Marc und ich dann noch nach Ebers-
walde zu Tjard ins Krankenhaus. Einen schoenen Gruss an alle und Dank
fuer die diversen Besserungswuensche, es geht ihm den Umstaenden ent-
sprechend recht gut - nein, dem Unfall entsprechend geht's ihm eigent-
lich saugut. Aber das sieht er, verstaendlicherweise, anders.
Zurueck zum Moped: Die ersten Kilometer Landstrasse waren eine Offen-
barung. Die Maschine ist, obwohl die flachen MeZ2 drauf sind, handli-
cher als die VFR mit BT54 - was nichts gegen die VFR sein soll! :-)
Allerdings darf man nicht den Fehler machen, das Bike ueber den Lenker
fahren zu wollen. Da bricht man sich echt einen ab. Mit Gewicht und
Koerper geht's wesentlich einfacher.
Der Motor laeuft angenehm rauh. Ich weiss nicht, wie andere darueber
denken, aber ich mag's, wenn man spuert, dass sich da was bewegt. Bei
der VFR hat mich ihre unglabliche Ruhe gestoert - hier hat uebrigens der
Remus-Topf geholfen ... :-) Die Vibrationen sind aber nirgendwo unan-
genehmen. Keine einschlafenden Gliedmassen oder so. Einfach nett eben.
Was die Leute an dem Getriebe auszusetzen haben, ist mir nicht ganz klar.
Ich vermute mal, dass sich die Massstaebe da ein wenig in Regionene jen-
seits von Gut und Boese befinden. Sicher, es ist kein Buttergetriebe.
Aber durchaus fluessig und gut schaltbar, der Leerlauf ist, im Gegensatz
zu anderslautenden Aussagen, auch im Stand gut zu finden - jedenfalls
wenn man auch nur ein Quentchen Gefuehl in den Haxen hat.
Der Durchzug ist phaenomenal. PS schreibt nicht umsonst von Schiffsdie-
seldrehmoment. Ab 1000 rpm (Leerlaufdrehzahl) zieht sie sauber 'raus
(nur wenn man im letzten Gang mit Gewalt bis unter 1000 runterbremst -
ca. 20 km/h - und dann Gas gibt, schuettelt sie sich bis kanpp ueber
1000 ein wenig), ab 2000 ist deutlich spuerbare Beschleunigung da und ab
4000 wird's heftig. Viel hoeher darf noch nicht (5500 rpm == 130 km/h,
sprich: Wer schnell sein will, darf ruhig etwas laenger uebersetzen,
Kraft ist genug da), aber das, was bis dahin los ist, laesst gierigst
auf Erreichen der 1Mm-Grenze (und der Oeffnung im Rahmen der ersten In-
spektion) warten ...
Fahrwerk. Das beste, was ich bislang unterm Hintern hatte. Im Moment
noch recht straff - fuer Brandenburgs Ruettelpisten muss ich mir die
voll einstellbare Spielwiese in einer ruhigen Stunde mal naeher betrach-
ten. Ansonsten: Erstklassig. Laengsrillen existieren einfach nicht,
Schlagloecher spuert man in Schraeglage weniger als in Geradeausfahrt -
eigentlich seltsam. Muss ich mal drueber nachdenken. Im Grunde ist es
jedenfalls scheissegal, wie wellig der Belag ist, Gas, durch und fertig.
Nur eben nicht zuviel Gas. :-)
Bremsen. War ich anfangs etwas enttaeuscht. Wollten nicht so recht
tun. Ein Blick auf die Scheibe: Der effektiv benutzte Streifen war
etwa 2 cm breit. Musste also erst eingebremst werden. Naja, ich hab'
das Ding mit 0 Kilometern uebernommen ... Inzwischen haelt die Bremse
was diverse Berichte versprachen: Bei Tempo 60 kriegt man sie mit einem
Finger (dem mittleren) zum Blockieren ... :-) Testet man im Stehen den
Druckpunkt, kommt er einem recht weich vor. Gleiches beim Fahren zeigt:
Es ist recht wenig Handkraft erforderlich. Was den Druckpunkt, relativ
zur eingesetzten Kraft, wiederum recht gut und trocken spuerbar werden
laesst. Eine Bremse, mit der man sehr gut leben kann.
Was haben wir noch? Ach ja: Licht. :-))) Fuer die, die's nicht wis-
sen: Die Thunny hat keine geschliffene sondern eine klare (angeblich
kratzfeste Kunststoff-)Scheibe vor den Laempchen - die Brechung ueber-
nehmen die Reflektoren. Was schon eine hoehere Lichtausbeute vermuten
laesst. Aber wie's in reality aussieht, das ist das Schaerfste oder
besser Grellste ueberhaupt. Gestern sind wir ja im Dunkeln wieder heim-
waerts. Marc auf seiner BMW voraus. Nun sind die ja nicht gerade fuer
ihr helles Licht beruehmt (fuer was sind sie's eigentlich ueberhaupt?),
aber wenn er vor seinem Moped nur den scharf konturierten eigenen Schat-
ten sieht und subjektiv absolute Dunkelheit entsteht, wenn ich das Licht
ausmache, dann kann ich mir schon vorstellen dass er's ernst meint, wenn
er sagt, dass das schon frustrierend sei - zumal ich zu dem Ausschalt-
Zeitpunkt ca. 100 m hinter ihm fahre ... :-)
Ansonsten fallen mir noch Details auf: Erstklassige Verarbeitung, da
klappert nix, Schweissnaehte zum Verlieben, Kabel mit geklebten Bindern
in der Verkleidung verlegt, eine Reservelampe, die ueber einen Dimmer
angesteuert und ergo kein Stueck hektisch wirkt (obwohl mir Uhr und Hahn
(noch) lieber waere - warum eigentlich Hahn?), Schlossaufnahme unter dem
Soziussitz, ausklappbare Gepaeckhaken etc. pp.. Soziuskomfort, tja, et-
was, was man wohl mit Vorsicht geniessen sollte - meint Bastian. Und
der muss es wissen. :-) Der Kniewinkel ist wohl etwas heftiger als
auf der ZZR600. Und die eigene Sitzposition? Etwas extremer als auf
der VFR, fuer mich also etwas gewoehnungsbeduerftig aber nicht unange-
nehm. Und immer noch angenehmer als z. B. auf einer CBR900. Der Tank
ist schon recht breit, aber auch daran wird man sich gewoehnen. Man
sitzt uebrigens sehr weit vorne, was ein sehr direktes Gefuehl ergibt.
Balanceakte bei niedrigen Geschwindigkeiten sind so wesentlich leichter
zu meistern. Und die Wheelieneigung reduziert das natuersam auch - was
ich fuer einen Vorteil halte.
Ach ja, die Verkleidung. Heute morgen hatte ich ja das Vergnuegen, ihre
Regentauglichkeit zu testen: Beine und Fuesse voellig trocken, nur auf
den Oberschenkeln leichte Feuchtigkeit. Handschuhe leicht angefeuchtet.
Der Wetterschutz scheint vorhanden zu sein. Windschutz auch, wie ich ge-
stern nachmittag feststellen durfte. Am Oberkoerper hat man ab 80 einen
angenehm entlastenden Druck, der Rest der Koerpers ist von Wind voellig
unbehelligt (was die Kiste fuer Ortsfahrten natuerlich akut fuehrerschein-
gefaehrdend macht, so richtig Spass macht's halt erst ab 80). Legt man
sich flach, spuert man von solchen Nebensaechlichkeiten wie Wind ganz
und gar nix mehr - Hochgeschwindigkeitsorgien bekommen einen neuen Reiz.
So. Herzlichen Glueckwunsch all denen, die's geschafft haben, sich bis
hier her durchzukaempfen - ist ein bisschen laenger geworden, als ei-
gentlich beabsichtigt. Aber mich haben so viele Leute nach so vielen
Dingen gefragt, dass ich alles mal erwaehnen musste. Vielen Dank auch
fuer die zahlreichen Glueck- und Unfallfreiheitswuensche. Ich hoffe,
sowas wie im letzten Jahr nicht nochmal zu erleben. Zwei Unfaelle in
einer Saison sind einfach *mindestens* zwei zuviel.
Aber so, wie's im Moment aussieht, werde ich mit dem Ding ganz sicher
ziemlich viel Spass haben. Da bin ich mir absolut sicher. Wir ver-
stehen uns schon recht gut - und es wird besser und besser ... :-))
P.S.: Einen Nachteil hat sie allerdings doch: Einen absolut ueberdi-
mensionierten und wenig ansprechenden Schalldaempfer - aber nicht
mehr lange: (Leider erst) im Spaetsommer kommt der Gianelli ...
:-)) Und noch einen: Sie hat keinen Hauptstaender. :-(
P.P.S.: Die VFR ist das vernuenftigere Moped ... :-)
P.P.P.S.: Auch bei mir waren die ersten 169 km ohne Defekte ...
(und sogar schon einige mehr, was hoffen laesst) :-)
--
Dirk (mit dem^H^H^Heinem der weltbesten Bikes) :-) rrr#6/DoD#220361
YZF1000R (175)
Live the way you'll wish to have lived when you die.