Hallo alle Zusammen
weiter mit dem 2. teil
Dienstag den 13. Juni
Beim Wachwerden fehlt mir irgendwie das vertraute Geräusch
von prasselndem Regen.
Und tatsächlich: Es war zwar bedeckter Himmel, aber es regnete nicht.
Also: Aufstehen, waschen und rein in die Klamotten war bundeswehrmäßig
schnell.
Nach dem Frühstück also rauf auf die Böcke und (ohne Regenkombi) ab nach
Bozen zum BMW Händler.
Wieder die Paßstraße zur SS12 Richtung Bozen runter, unten den Blinker
links und mit einem eleganten vorfahrtnehmenden Schwung auf die Hauptstraße
einbiegen. OOps: Stand da doch ein Carabinieri mitten auf der Strada.
"Nix Durchfahrt! Straße gesperrt wegen Erdrutsch".
Und nu? "Es geben 2km weiter eine Viadukt!!Da kommen du auch nach Bozen"
Viadukt?? Naja. Er wird schon wissen was er sagt. Also weiter die Straße
und bei der nächsten Gelegenheit rechts den Berg rauf.
Was dann kam , schloß nahtlos an die tolle Tour vom Vortag an.
Beim Anstieg erst verwinkelte Sträßchen und anheimelde Wege, bei der
Abfahrt dann wieder ein Serpentienenpaß, wie er schöner nicht sein kann.
Also: Herunterkacheln. Mensch war das herrlich. Noch nicht mal ein Auto
oder Buss oder sonstwas störte unsere Kurvenhatz.
Unten dann angekommen, sah man überall nur breitgrinsende Gesichter.
Dann auf zu besagtem BMW Händler in Bozen.
Der war dann auch recht freundlich, als er uns erklärte, er habe besagtes
Ersatzteil nicht und UDO könne aber ruhig noch fahren. Es reiche vollkommen
aus, das Dingen zu Hause auszutauschen. (Der hat zum Glück die Gänsehaut
auf meinen Nackenmuskeln nicht gesehen).
Und dann ging es ab Richtung Gardasee. (Riva del Garda).
Das Wetter war toll, die Sonne schien , es war warm und wir hatten so
richtig Spaß beim Motorradfahren.
In Riva dann angekommen sind wir zum Hafen gefahren und haben dort vor
einer echt malerischen Kulisse ein *Bananesplit grande* gegessen.
Nach 1 Stunde Sonnetanken sollte es dann weitergehen zum Ledrosee.
Nur leider war die tolle Paßstraße, die ich von damals noch kannte,
durch einen ca. 4km langen stinkenden und dunklen Tunnel ersetzt worden.
Das war auch unser Glück. Denn als wir aus dem Tunnel kamen regnete es.
So hatten wir keine Zeit, unterwegs umzukehren.
Also weiter am Ledrosee vorbei zum Idrosee.
Unterwegs kam dann die Auffahrt zur Tremalzo Alm (ca.1800m üNN).
Und die Anfahrt 25 km nur Serpentinen.
Es hätte so schön sein können, wenn nicht der Regen mittlerweile wieder
zu heftigen undurchsichtigen Bindfäden angewachsen wäre.
Wir waren alle patschnaß, als wir oben auf der Alm ankamen.
Und mit uns so ca. 4 Motorrad-und 50 Mountainbikefahrer.
Also wieder den obligatorischen Kakao mit ohne alles und ein Stück Kuchen.
Jutta wollte (sie hatte noch eine offene Rechnung mit einer Geschichte von
früher) unbedingt über Madonna di Campiglio zurück nach Bozen fahren.
Jau. Da keiner nur im entferntesten wußte, was uns erwartete haben wir alle
genickt. Und was dann kam, war auch für einen erfahrenen Motorradfahrer
schon fast ein bisschen zu heftig.
Der Rückweg zog sich dann nämlich noch mal über 200km durch verwinkelte
italienische Überlandstraßen.
Nach diversen Wechseln zwischen Trocken und Monsunregen waren wir dann
glücklich, aber nicht mehr in der Lage, auf dem Motorrad zu sitzen, um
21.30 Uhr in St.Ulrich. (Der Tag hatte 480 km nur kleine Landstraßen).
Und genau so schnell wie wir uns am Morgen angezogen hatten, mußten wir uns
nun wieder ausziehen. Denn sonst hätte wir ohne Happa ins Bett gemußt.
Und brav waren wir eigentlich alle.
Mittwoch den 14.Juni
Ich werde wach und was höre ich? Regen. Genau derselbe fiese
"Ich-versau-dir-den-Urlaub" Regen wie Sonntags in Nesselwang.
Was tun? Irgendwie sank die Lust, sich immer mit dem Elefantenpräser auf
die Kiste zu schwingen und durch die Gegend zu eiern auf Null.
Also erst mal einkaufen und ordentlich Espresso schütten.
Aber auch Schirm kaufen half an diesem Morgen nix. Es goß weiter
Bindfäden. Wir beschlossen also, eine ausgiebige Mittagsruhe zu machen
und erst um 15.00 die Regengewänder wieder überzustreifen.
So war es dann auch. Nach einem schönen Mittagsschläfchen kam erst mal der
Blick aus dem Fenster. Dicke Regenwolken zogen das Grödnertal hinauf.
Egal. Es gibt kein schlechtes Wetter!. Also rein in die Fummel und rauf auf
die Karren.
Unten auf der SS12 Richtung Bozen waren die Straßen dann schon wieder
trocken und wir haben die Regengamaschen wieder eingerollt.
Von da aus sollte es, in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit, weiter
Richtung Meran gehen. Vor Meran liegt Lana. Und in Lana geht eine schöne
Paßstraße hinauf zur St.Gertraud. (1512m üNN).
Und es kam wie es kommen mußte. Je weiter wir uns die Serpentinen nach oben
schraubten desdo nasser wurden die Straßen!
Oben dann wieder einmal klatschnaß angekommen sank die Stimmung dann doch
merklich gegen einen Punkt weit unterhalb der Wohlseinmarke.
What shell it? Regenkombi wieder an, und runter das Teil bis nach Bozen.
(Wo es überigens wieder trocken war.)
Am Abend haben wir dann (nachdem es keinen grünen Salat mehr zum Essen
gab) unseren Regenfrust im Bier ersäuft.
Donnerstag den 15 Juni
Desdo härter traf mich das erwachen am Donnerstag Morgen.
Eine total ungewohnte und beängstigende Helligkeit durchflutete unser
Zimmer.
Ich glaubte, ich wäre in einem feuchten Traum oder so.
Aber beim Träumen tun einem weder die Augen noch das Kreuz weh.
Also habe ich mich mühsam aufgesetzt und den Vorhang ein Klitze zur Seite
geschoben.
WOOOOOOOOOOOOHHHMMMMS
Haben mich voll die Sonnestrahlen aus einem stahlblauen Himmel erwischt.
Zweimal augenreiben und kneifen haben an dem Wetter nix geändert.
Es war zu schön um wahr zu sein. An unserem letzten Tag so ein Wetter.
Nachdem Jutta, verärgert über meinen unmotivierten Jubelschrei
dann auch mal einen halben Blick riskiert hat begann dieselbe
BW mäßige Anziehorgie wie am Dienstag.
Die anderen haben ähnliches erlebt.
Punkt 9.00 Uhr saßen wir (nach dem obligatorischen Ölnachfüllen)
auf unseren Maschinen.
Und dann ging die Post ab.
Erst mal ne 3 Pässe Tour.
Das Grödnertal hoch. Dann rechts ab über das Sella Joch (2240m ü NN)
Unten angekommen links ab über den Campo Lango (1875m ü NN)
um dann wieder links das Grödner Joch hoch zu fahren.
(Diesmal ohne Schnee)
Wobei sich natürlich gerade diese Tatsache unangenehm bemerkbar machte.
Es hatte den Anschein, als ob alle urlaubmachenden Motorradfahrer sich
hier oben verabredet haben.
Es waren bestimmt 200 Maschinen auf dem Paßkamm. Dazu noch die
Autos einer Oldtimerralley und so ca. 15 Reisebusse.
Also dann doch lieber Schnee?
Wir also nach diesen 70 km mit ca. 200 Kurven wieder auf die Böcke und ab
Richtung St.Ulrich. Das Grödnertal hinunter und auf der anderen Seite der
SS12 besagten Paß vom Dienstag wieder hoch.
Auf halbem Wege haben wir dann einen kleinen Berggasthof gefunden,
so mit Speck aus der Speisekammer und Katze vor der Türe.
Dort haben wir dann fast 2 Stunden in der Sonne gesessen und Siesta
gemacht. Es war das absolut höchste.
Dann weiter, die tollen Serpentinen wieder runter nach Bozen.
Der Umweg Richtung St.Ulrich führte uns diesesmal über den Kararpaß
vorbei am Rosengarten auf die Seiseralm.
Dort konnte man dann die negativen Auswirkungen des Massentourismus
in den Alpen erleben.
Ca. 30 Reisebusse spuckten ihre Fracht, die sich aus allem zusammensetzte
was ohne fremde Hilfe in den Bus steigen konnte, auf dem riesigen Parkplatz
aus, wo es dann im Gänsemarsch vorbeiging an Souvenierläden und anderen
Kitschbuden bis zum total überfüllten und ausverkauften Cafe/Stehimbis.
Da der Himmel sich mittlerweile schon wieder mit Wolken von der dunklen
Sorte zuzog, beschlossen wir, den Heimweg anzutreten.
Denn schließlich hieß es, Morgen Abschied nehmen und fit sein für die erste
Etappe Richtung Heimat.
Freitag den 16 Juni
Da uns das Wetter in der letzten Woche ja so manchen Streich gespielt
hatte,haben wir natürlich einige Dinge, die wir uns vorgenommen haben,nicht
geschafft.Eines davon war das Stilfser Joch. Sagenumwoben und mit Legenden
belegt sollte es sein. Also beschlossen wir, unseren Rückweg über das
Stilfserjoch zu nehmen. Im nachhinein eine total schwachsinnige Idee.
Aber der Reihe nach.
Aufstehen und aus dem Fenster gucken machte gemischte Gefühle.
Es war zwar trocken, aber doch ziemlich bedeckt.
Egal. Nach dem Frühstück die Kiste beladen und ab dafür.
Auf der SS12 Richtung Bozen schien dann schon wieder die Sonne
(Vielleicht sollten wir nächstes Mal unseren Urlaub direkt in Bozen
verbringen?)
Dann über eine der übelsten 30 km Landstraße Richtung Meran.
Ein Bus jagte den nächsten Laster der wieder einen Bus jagte der wieder
eine Laster jagte der wieder.......
Endlich an der Abfahrt zum Stilfserjoch angekommen waren dann nur noch so
ca. 50 Motorradfahrer unter sich.
(Was nicht unbedingt idyllisch sein muß)
Vor der Anfahrt zum Stilfserjoch gab es dann noch eine kombinierte
Kippen/Pinkelpause und dann ging es los.
Also ich muß euch sagen: Ich war echt enttäuscht. Ja Ja. Es sind 48 Kehren,
die sich auf 2800m ü NN schrauben. Aber was für Kehren. Da sind hier in
Deutschland manche Feldwege besser.
Und das mit 500kg Lebendmasse alles hoch zu asten war auch nicht gerade das
vergnügen.
Ich habe mir dann den Spaß gemacht und den Fahrer einer BMW R1100GS zu
scheuchen.
Oben auf dem Stilfserjoch angekommen bekamen wir endlich unseren
langvermißten Schnee wieder.
Als das Schneetreiben dann doch zu doll wurde sind wir auf der anderen
Seite wieder runter. (Richtung Schweiz)
Nach einer kalten aber schönen Abfahrt (incl.10 km Schotter)
wollten wir dann Richtung Davos. Aber irgendein Paß war gesperrt.
Ich weiß auch nicht mehr genau, auf jeden Fall kam dann eine ödeste
Fahrerei durch Östereich, die darin gipfelte, daß auch der Arlbergpaß
gesperrt war, und wir durch den Arlbergtunnel mußten (13,4 km)
Dann *endlich* sind wir in Lindau am Bodensee angekommen.
(Es war dann auch schon 6.00 Uhr abends.)
Und das erste, was den ausgehungerten und ausgemergelten Bikern vor das
Visier kam war das goldene M.
Frisch gestärkt sollte es dann noch *mal eben* am Bodensee vorbei
bis nach Singen zur Bibermühle gehen.
Aus dem mal eben sind dann doch 2 1/2 Stunden geworden.
Dafür ist die Bibermühle eine echt toller Laden.
Nach einem total tollen Essen und reichlich Warsteiner bin ich dann wie tot
in mein Bett gefallen.
Samstag den 17. Juni
Es war schönes Wetter beim Aufstehen.
Was soll ich sagen
9.30 auf die Autobahn, Hahn auf und um 15.30 in Hilden wieder runter.
600 km mit 3 Pausen. Nich schlecht wa??
FAZIT:
Es war toll. Mit den richtigen Leuten und der richtigen Einstellung kann
einem auch Regen oder andere Unberechenbarkeiten nix anhaben.
Und 3000 km in einer Woche macht mann nur, wenn alles paßt.
Für nächstes Jahr ist wieder eine Tour ins Auge gefaßt.
Schaun mer mal.
Und Tschüss
Elwood_B.
Und immer daran denken:
Es sind 106 Milen bis Chicago, wir haben genug Benzin im Tank,
ein halbes Päckchen Zigaretten es ist dunkel und wir tragen
Sonnebrillen. T R I T T D R A U F !!!