From: Dirk Straka, dirk@news.drb.insel.de
Subject: Das Ende einer VFR ...
Date: Fri, 27 Oct 1995 12:00:03 GMT
Organization: Dr. Brunthaler IITech GmbH, Germany


Hi Leuts!

Erstmal ein kleines Sorry vorweg, dass ich mich so lange weder gemeldet
noch auf Mails reagiert habe.  Insbesondere an die Leute, die sich da-
rueber bereits ihre Gedanken gemacht und diese auch in PMs geaeussert
haben.  Nochmals vielen Dank dafuer.  Zunaechst war's ja noch die viele
Arbeit - aber dann ...

Vorweg also die (hoffentlich) gute Nachricht:  Ich lebe noch.  Zwar noch
ein wenig laediert, aber immerhin.

Und nun die schlechte:  Meine VFR nicht mehr.

Und damit waeren wir schon bei einem Grund des Schweigens:  Mittwoch vor
acht Tagen hat ein etwas ruecksichtsloser Dosentreiber mit zwar recht
geringem Erfolg aber dennoch einiger Professionalitaet versucht, mir das
Lichtlein auszupusten.  So geschehen in Grossbeeren, etwa 20 km suedlich
von Berlin, B 101, 15:45, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause.

Das betreffende Stueck Strasse fahre ich ueblicherweise mit aeusserst
gesetzteskonformen knappen 50, weil man wegen des eher wie die Rocky
Mountains denn wie eine Strasse anmutenden Kopfsteinpflasters bei auch
nur unwesentlich schnellerer Gangart selbst mit einer VFR weit ueber die
Moeglichkeiten eines halbwegs modernen Fahrwerkes im wahrsten Sinne des
Wortes hinausschiesst.  So natuerlich auch an diesem Tage.

Die (fuer meine Verhaeltnisse aeusserst ungewoehnliche) Uhrzeit laesst
bereits vermuten, dass sich just in dieser Stunde ausser mir noch einige
andere Leute in den wohlverdienten(?) Feierabend begeben.  Wobei die ei-
nen es ziemlich eilig, andere wesentlich eiliger und noch ein paar ganz
besonders eilig haben, in die heimischen Puschen und vor den Fernseher
zu kommen (wieso eigentlich?).  Der Mensch, dessen Schicksalsweg den
meinigen kreuzen sollte, hatte es wohl eher aeusserst eilig.

Jedenfalls hatte er anscheinend keine Zeit mehr, sich vor dem Verlassen
des Grundstueckes davon zu ueberzeugen, dass auf der Hauptverkehrsader
des Ortes auch wirklich ausreichend Platz fuer ihn und sein Auto zur
Verfuegung steht (Anm. d. A.:  Es handelte sich hierbei un einen Bauar-
beiter, der an dem dort neu entstehenden Einfamilienglueck gewerkelt
hatte, und die sind nachmittags ja bekanntlich eh' vornehmlich mit der
Verbesserung des Baustellenfluchtrekordes beschaeftigt).  So hastig sich
sein "Einsortieren" in den Verkehr erwartungsgemaess gestaltete, so
sorgfaeltig hatte er sich vorher getarnt:  Er nutzte bis zum letzten Au-
genblick die Deckung einer Hecke, die an dieser Stelle bis fast an die
Strasse reicht.

Jedenfalls stand er urploetzlich und ziemlich quer direkt vor mir.  Fuer
Bremsung und Ausweichmanoever war's eigentlich schon zu spaet, aber man
kann's ja versuchen.  Schliesslich soll man trainieren, wo immer es
geht.  Fazit:  Auf Kopfsteinpflaster funktioniert das nicht oder zumin-
dest nur eingeschraenkt.  Das Moped hat sich im Auto verewigt, waehrend
ich einen wunderschoenen Abflug mit verhaeltnismaessig weicher Landung
im kopfsteingespickten Sande des geplanten Vorgartens vollfuehrte.  Gut,
dass der noch nicht fertig war, sonst haette ich wahrscheinlich noch den
einen oder anderen Gartenzwerg erschlagen.

Die Frage, die ich mir nun stelle:  War es nun gut oder schlecht, dass
dort gebaut wird???

Naja, jedenfalls ist die Sache im Grunde recht glimpflich abgelaufen.
Drei Tage stationaer, eine Woche Ruhe, und Kopfdroehnen, sobald jemand
auch nur ansatzweise die Stimme erhebt.  Fernsehen hoechstens die Werbe-
pause, weil mehr als 10 Minuten schon Achterbahnfeeling aufkommen
laesst.  Und Arbeit am Rechner, tja, fuer diesen Artikel habe ich etwa
zwei Studen gebraucht - die Pausen nicht gerechnet ...  mein Ruhebe-
duerfnis war entsprechend.

Die VFR hat's schlimmer erwischt.  Vorne ist nur noch Mus.  Das Lenk-
kopflager ist etwa zwei Zentimeter nach hinten gewandert, was laut Fahr-
werkstheorie der Handlichkeit im Allgemeinen zwar zutraeglich sein soll,
in diesem besonderen Falle aber wohl eher abtraeglich erscheint.  Wie
auch anderswo muss wohl auch auch hier vor der blinden Anwendung von
Grundregeln ohne Beruecksichtigung des Kontextes gewarnt werden.  Die
schoenen neuen Standrohre, die wunderhuebschen wirkungsvollen Gussschei-
ben, die Stahlflexe - alles Altmetall.  Und das Drumherum ebenso.  Vom
Cockpit nur noch Scherben, die noch nicht einmal lackierte Verkleidung -
wie?  das war eine Verkleidete? ...  mit anderen Worten:  ein trauriger
Anblick, bei dem selbst ich zugeben muss:  Das war's.  Endgueltig.
Schade drum.  Doch keine 100 000 mehr ...

Aber alles halb so wild.  Der Schaden beschraenkt sich (anscheinend) auf
die Hartware.  Und das laesst sich verschmerzen.  Solange die Weichware
ok ist.  Und das scheint sie zu sein.  Der Rest ergibt sich.  Naechste
Woche geht's bestimmt wieder.  Jedenfalls werde ich es versuchen.

Also:  Bleibt oben, passt besonders kurz vor vier und dann ganz beson-
ders in der Naehe von Baustellen und dort wiederum insbesondere an den
Stellen auf, wo keine Ausfahrt gekennzeichnet ist, und sagt mir, wenn
ihr jemanden kennt, der eine rote '95er ZZR1100 verkaufen will ...  :-))

Mit sich stetig besserndem Gruss,

--
Dirk                                                    '90 VFR  (selig)
                                                        rrr#6/DoD#220361
Ich kann allem widerstehen - nur der Versuchung nicht.  +49.30.215081-16