So, jetzt sind wir endlich richtig in den Alpen unterwegs :-))
5. Tag
Ziel fuer heute: die "Mussolini-Strassen" am Brenner - meine Idee ...
Wir fahren die Strasse durch's Etschtal Richtung Meran. Einfache Landstrasse,
die den ganzen Durchgangsverkehr schlucken muss. Teilweise extrem schmal in
den Ortsdurchfahrten, so dass der Verkehr dort nur in einer Richtung
fahren kann. Dies produziert natuerlich beachtliche Staus. Aber schon
geuebt vom Bodensee, fahren wir in der Mitte am Stau vorbei, sofern die
Strassenbreite bzw. Gegenverkehr (Laster sind bloed!!) es zulaesst.
Hinter dem letzten Staupunkt haben wir erstmal freie Fahrt :-) und
bedauern im Vorbeifahren ein wenig die Dosen, die noch die ein oder andere
halbe Stunde im Stop&Go verbringen werden ;-)
In Meran ist bereits der Jaufenpass ausgeschildert, also koennen wir uns
ganz darauf konzentrieren, an den Ampeln immer in der ersten Startreihe zu
stehen. Diese Mofafahrer machen einem dabei ein wenig zu schaffen, da
extrem skrupelloser Fahrstil - um da mithalten zu koennen, muessen wir noch
oefter nach Italien fahren :-))
Der Jaufenpass gefaellt mir ausgesprochen gut, schoene Streckenfuehrung durch
den Wald, recht schmale und teilweise holprige Fahrbahn. Mit der XJ herrlich
zu fahren :-), Hardy hat mit der Ninja mehr zu kaempfen. Mit meiner Frage
"Anstrengend?? Wieso das??" handle ich mir den ersten Moppedtausch des Tages
ein. Zugegeben, die Ninja ist wesentlich sturer, was enge Kurven angeht, aber
das schlimmste liegt schon hinter uns.
Oben auf der Passhoehe wird der Fotoapparat ausgepackt und ich werde (immer
noch mit der Ninja, die XJ ist das Foto-Mopped) vorausgeschickt, um die
Landschaft auf den Bildern zu schmuecken. Fotos von mir auf meinem eigenen
Mopped haben ausgesprochenen Seltenheitswert! Hardy kommt nach Belichtung
einiger cm Film nach und wir tauschen zurueck. Der Weg hinunter ist nicht
ganz so schoen wie die Auffahrt, aber es geht wieder durch Wald - es ist
sehr warm, und wir sind fuer jede Art Schatten dankbar! Unten angekommen,
lockt eine Imbisstation mit kalten Getraenken. Wir staerken uns mit einem
gigantischen Hamburger und Pommes. In der Zwischenzeit sind noch mehr
hungrige Biker eingetrudelt, und Hardy beschliesst, dass ich das naechste
Stueck Ninja fahren soll - zu Show-Zwecken (Frau steigt auf Heizermopped ;-)).
Dies sollte sich raechen - an mir. In Gossensass hab ich die Abzweigung
verpasst, also fahren wir weiter bis Brennerbad und biegen schliesslich
links ab - Brenner-Kamm, wir kommen!
Wie erwartet, handelt es sich um eine
Schotterstrasse. Die Kurven sind etwas enger, als versprochen - wie da
Geschuetze 'rumkommen sollen, ist mir ein Raetsel, dafuer aber lose
geschottert. Die Ninja schwimmt ziemlich herum, aber daran hab ich mich
bald gewoehnt. Es geht weiter, die Fahrspuren verkommen zu Rinnen durch
die Regenfaelle der vorherigen Tage. Ausserdem stehen faustgrosse Steine
raus, vermutlich der Unterbau. Oh-oh. Hardy ist auch schon verdaechtig
ruhig geworden. Auf Hoehe der Tunnel frage ich, ob wir lieber umdrehen
sollen - Nein, vielleicht wird's ja gleich wieder besser. Wurde es nicht,
jedenfalls nicht dauerhaft. Ein Stueck asphaltierte Strecke gibt uns fuer
kurze Zeit Hoffnung, an der Abzweigung zur Wechselalm ist das Glueck wieder
zu Ende. Wir fahren weiter hoch, die Baumgrenze ist ueberschritten, die
Aussicht auf die Autobahn bereitet jemandem Herzblut ... Kurz hinter der
naechsten Abzweigung wird selbst mir die Sache langsam unheimlich, der Weg
wird langsam zu schmal zum Wenden. An einer Art Huette stellen wir die
Moppeds erstmal ab, wir sind auch ziemlich fertig fuer's erste - solche
Strecken sind doch wesentlich anstrengender als normale Strassen.
Gerade als wir loswollen, kommt ein Polo die Strasse raufgeduest - die
Besitzer der Huette. Hardy geht mit der Strassenskizze hin, um den
einfachsten Weg zurueck ins Tal zu erfragen. Es soll der Weg ueber die
Wechselalm sein. An der Abzweigung treffen wir auf zwei Benz-"Gelaende-
wagen". Denen hat der Weg offensichtlich schon gereicht, sie waren jedenfalls
dabei, sich zu der erreichten Hoehe zu beglueckwuenschen. Ihr koennt euch
sicher vorstellen, dass die fast angefangen haben zu weinen, als sich Hardy
mit der Ninja vorbeigedraengelt hat ... Dieser Anblick hat meinen Liebsten
jedenfalls wieder aufgeheitert, dafuer hat sich die Sache doch schon gelohnt!
Dieser Weg war auch wieder Schotter pur mit einigen Auswaschungen, ich konnte
Hardy ueber Funk an einigen Stellen sagen, ob er besser die linke oder rechte
Fahrspur nehmen sollte - fuer mich kam die Erkenntnis meistens zu spaet ;-(
Irgendwann gabelte sich der bloede Weg, laut Denzel gibt es einen besseren
und einen weniger empfehlenswerten. Leider ging nicht klar hervor, wie man
das von oben kommend erkennen kann. Unten auf der Strasse angekommen stellte
sich natuerlich heraus, dass wir den schlechteren erwischt hatten.
Heilfroh, unbeschadet wieder auf befestigter Strasse zu sein, haben wir das
naechstbeste Lokal angesteuert, um je 1/2l Cola hinunter zu stuerzen!
Die Gruppe Enduro-Fahrer neben uns sah irgendwie wesentlich weniger
erschoepft aus - komisch ... Inzwischen konnten wir ueber den Ausflug ins
Gelaende schon wieder lachen, trotzdem wollte Hardy von Schotter erstmal
nichts mehr wissen.
Auf dem Heimweg - zurueck ueber den Jaufenpass - treffen wir auf der Hoehe
zwei Aachener, die auf dem Weg nach Sizilien waren und eine Ansammlung
richtiger Mopped-Oldtimer, die wohl eine Art Ralley veranstaltet haben.
Mit entsprechender Anzahl Begleitfahrzeuge, darunter auch ein Auto mit
Ersatzteilen ;-))
Abends fallen wir reichlich muede ins Bett.
235km - allerdings 5 3/4h REINE FAHRZEIT!!
6. Tag
Nach der gestrigen Moerder-Tour haben wir uns Ruhe verordnet.
Lange geschlafen, spaet gefruehstueckt, wieder hingelegt.
Gegen Mittag fuehlten wir uns dann fit genug, unser Tal bis zum Ende zu
erkunden. Die Strasse geht am Fluss/Bach entlang, rechts und links ist jede
geeignete Stelle von Einheimischen besetzt, die Familien-Grill-Parties
veranstalten. Leider sind auch noch etliche auf dem Weg dahin, dumme Dosen
blockieren den Weg. Es gibt zwei Abschnitte mit wunderschoenen Serpentinen.
Hinter dem ersten befindet sich der Stausee, nach dem zweiten ist die Strasse
schon fast zu Ende und muendet in einen Parkplatz, der Ausgangspunkt fuer
Wanderungen ist. Das Unfassbare geschieht: Wir stellen die Moppeds ab und
/laufen/ ein Stueck den Berg hoch. Ein kleiner, steiler Pfad an einem Bach
entlang. Sehr romantisch! Leider fuehlt sich Hardy von den vielen Pflanzen
bedroht ("ist ja wie im Botanischen Garten hier!") und wir gehen noch ein
Stueck weiter, bis wir auf einen Felsen gelangen, wo die sich die Flora noch
im Anfangsstadium ihrer Verbreitung befindet. Dort sonnen wir uns ein wenig
und betrachten die gigantisch grossen Ameisen, die um uns herumkrabbeln.
Bergab nehmen wir den breitgelatschten Hauptweg, wo uns massenhaft mit
Skistoecken (!) bewaffnete Leute entgegenkommen. Am Parkplatz unten steht
fatalerweise eine Wuerstchenbude - an sowas kommen wir nie vorbei ...
Am Rueckweg halten wir nochmal an, um frischgepflueckte Erdbeeren und Kirschen
zu kaufen. Als ich diese im Rucksack verstaue, vernehme ich die Worte "Oh,
ich glaube, Dein rechter Stossdaempfer ist hinueber." Mist, das heraus-
gelaufene Oel ist nicht zu uebersehen (wenn man sich die Muehe macht und den
Blick in die grobe Richtung schweifen laesst). Naja, das hat zumindest das
Pendeln auf der Autobahn und das merkwuerde Verhalten in manchen Kurven
erklaert. Auch am linken ist ausgetretenen Oel zu sehen. Eingehende Beratung
in der Pension. Wir einigen uns auf "Fahren, solange es geht". Fuer den Rest
des Tages bleibt die XJ trotzdem zu Hause, ich lasse mich fahren :-).
Wir erkunden die westliche Talseite. Es fuehren zwei Strassen den Berg hinauf,
die eine endet recht schnell (aber nach ansehnlichen Steigungen und Kehren)
an einer Kirche, die andere schlaengelt sich den Berg entlang (mit unueber-
sichtlichen Kurven, wo endlich mal meine Hupe zum Einsatz kommt) bis auf
knapp 2.000m und endet an einem Parkplatz mit angrenzendem Gasthof. Sehr
huebsch, ich liebe ja Baeche zum Rumplantschen und so! :-)))
<100km
.... es geht weiter ...