So, nach zwei Wochen komm ich endlich dazu, die Geschehnisse vom
11./12.07. niederzuschreiben:
Zuerst gings also nach Hahn. Und zwar das Hahn zwischen Eckenhagen und
Wildbergerhütte ... da war doch was? Genau: die Anfahrt zur letzten
kleinen Unternehmung mit Teilen der Familie Bartz, zu St. Nikolaus
1997, hatte seinerzeit unweit dieser Stelle im Schneetreiben ihr
schmaehliches Ende gefunden, zumindest was die Fortbewegung auf den
eigenen beiden Räder betraf ...
Und wieder ging es unter ähnlichen Vorzeichen los. Zum Glueck kein
Schneetreiben dieses Mal, aber es sah schon ein wenig nach Nieselregen
aus. Genau wie beim letzten Mal fuhr ich dennoch gegen kurz nach drei
Uhr nachmittags unbekuemmert mit der Regenkombi im Gepaeck los ...
"Ach was, schlechtes Wetter ist immer nur im Sauerland, die paar Meter
bis zur Bahn in Olpe wirds schon halten ..." und wieder ereilte mich
die Ernuechterung - diesmal in Form eines gewaltigen Platzregens - in
Plettenberg. Zum Glueck direkt neben einer Tanke, erst mal auffuellen
und im Trockenen die Wurstpelle ueber.
Der freundliche junge Kassierergehilfe warnt mich beim Versuch, die DM
13,27 per ec-Karte zu begleichen: bei weniger als DM 20,- kaemen da
-,50 Gebühren drauf. Meine entruesteten Beteuerungen, es handle sich
NICHT um eine Kredit-, sondern um eine ec-Karte, fruchten nichts - so
fummele ich innerhalb laeppischer fuenf Minuten aus dem viel zu engen
Kleingeldfach meines Weihnachtsgeschenkes den Betrag auf den Pfennig
genau in bar hervor [1].
Wie ueblich beschwichtigt das Anlegen der Kombi die Regengoetter
kurzzeitig, aber dann regnet es sich doch noch fest. Als ich in Hahn
ankomme, wo sich mitten in der Pampa eine Outdoor-Kartbahn befinden
soll, giesst es wie aus Kannen. Der Parkwaerter will mich auf eine
sumpfige Wiese einweisen, auf meinen Einwand, ich wolle aber
eigentlich ins Fahrerlager, meint er nur achselzuckend, ich koenne es
ja probieren, aber da waer eigentlich schon alles zugestellt. Mumpitz
- bis es fuer die CB nicht mehr reicht, muss schon einiges passieren.
Dafuer finde ich den Escort nirgendwo. Schon bin ich aus dem
Fahrerlager am anderen Ende wieder raus, als "Radbert,
radbaaaaaaaaeeeeeert!" Christopher und Petra mich erspaehen und
zurueckwinken: sie waern mit den Moppeds da, ich solle meine Furzkiste
dazustellen, Olli sitze in der Huette hinter den Zeltpavillions, sie
gingen mal eben nach ihren Trainingszeiten schauen.
Tatsaechlich, da ist mein Freund der Gixer und Ollis Domi. Dieser
sitzt, wegen des Wetters voellig bedroeppelt, in einer Art
Bushaltestellenhaeuschen neben einigen 50er Rennrollern und einer
wuest getuneten MBX und schmollt. Ich geh mir noch das Ende des
Trainings der DSM-Roller anschauen.
Diese sind selbst im stroemenden Regen hoellisch schnell. Christophers
und Petras Bestzeiten mit der Sachs ZZ 125 Funbike hatten - im
Trockenen bei 1:07 gelegen; diese Jungs hier legen :57er hin ... zudem
sind es von allen Klassen am Start die einzigen, die sich GP-maessig
anhoeren, wie man sich das als Renn-Neuling so vorstellt. Sie machen
einen Hoellenradau, nach den Kurven ziehen sie einfach auf, die auf
ca. 22 PS gebrachten Gileras und Piaggios roehren, von der
modifizierten Variomatik dauerhaft im optimalen Drehzahlbereich
gehalten, bruellend davon. MOOOOOOOOOOOEEEEEEEEEEeeeeh!
Dagegen sind die Sachs, 15 PS gedrosselt ("Im Regen reichtd as hier
auch voll und ganz") und zulassungsfaehig, voellig unspektakulaer. Die
meisten Sachs SIND sogar zugelassen, werden unter der Woche zum
Brietchenholen etc. benutzt und haben den Gepaecktrager noch montiert.
Die einzigen, die neben der DSM noch fuer ein minimales Aufsehen
sorgen, sind die mit den bis zum Abwinken fuer Unsummen aufgemotzten
Honda Dax und Monkeys. Ansonsten sind noch haufenweise irgendwelche
frisierten Mofas, 50er und 80er in irgendwelchen Klassen am Start,
fuer die macht es auf der Kartbahn scheinbar sogar halbwegs Sinn, "mit
ner richtigen Karre waer das aber albern" meint Christopher.
Hat er wohl recht, aber besser als ein improvisiertes Rennen auf
irgendeinem Kaufhausparkplatz waer es allemale. Die Strecke ist gut
ausgebaut, einige Kurven haben sogar richtige Kiesbetten. Andere
dagegen nur doppelte Leidplanken und ein Haus dahinter (wie die wo der
Sanka steht). Aber die faehrt man eh nur mit 50, 60 an ... Es gibt
eine Tribuene nebst Sprecherkabine und PA vorm "Motodrom" aus vier
ueber Haarnadelkurven verbundenen Serpentinen. Nach der
Start-Ziel-Geraden geht's, soweit ich das verfolgen konnte, in eine
laengere "schnelle" links, dann in eine laengere fast 180° bergab
rechts, dann die erwaehnte Sanka-Kurve, schon recht eng und 180°, dann
eine laengere Gerade und wieder eine schnellere links bergan ins
Motodrom. Bin nicht selbst gefahren, obwohl am Samstagabend
geruechteweise ein Team noch einen zweiten Fahrer fuer das
Zwei-Stunden-Rennen am naechsten Tag suche, Nenngebuehr sei schon
bezahlt ...
Zwischendurch taucht eine karottenfarben eingefaerbte Frau in
Regenkombi auf, "Ach da ist ja die Frauke", hm, ZWEI Maedels an den
Ring bestellt? Wenn DAS mal gut geht ... aber nein, das ist die kleine
Schwester, damit ist Familie Bartz fast komplett, nur Ruediger fehlt,
mit dem wir letztes Mal saufen waren.
Am gleichen Abend ist noch ein Sprintrennen von 20 Runden, kurz zuvor
tauchen Tschauders und der R1-Poser auf. Christopher leiht sich die
Sachs kurzfristig von einem Bekannten, der ein Rennen zuvor in der
Klasse unter 18 Jahren gestartet war. "Alles geben!" rufe ich vorm
Start, aber er meint: "Bei dem Regen? Nee, lieber auf keinen Fall
abfliegen", doch genau das passiert dann doch leider nach fuenf Runden
oder so, der bis dahin hartnaeckig mit brutaler Kampflinie verteidigte
vorletzte Rang ist so auch dahin. Zum Glueck nix passiert, Moped
gepackt und weitergeheizt, bei den Geschwindigkeiten auch kein Wunder.
Der Schnitt liegt wenig hoeher als 50 km/h, Top duerfte keinesfalls
hoeher als 80 liegen.
Nach dem Rennen kommt Vanessa tatsaechlich noch, der
Lenkstummelspender hat wohl geklemmt, oder ihr Kleingeld nicht
genommen oder so. Das Grillen mit den Oechern auf per Rennsprit
entzuendeter Holzkohle schenk ich mir, DENN ich wollte ja noch kurz
nach Marburg zum Iwan huschen, waren doch 120 km statt der
projektierten 80, und nach nur 1 h Suchen und Telefonieren dortselbst
war ich dann auch schon an der Staette meiner Uebernachtung angelangt.
Die blonde Marion ist leider nirgends zu sehen, aber es gibt Veltins
und noch einige gebratene Huehner mit Schafskaese. Eli hat sich
tatsaechlich inzwischen eine Motorradjacke gekauft und zur Fahrschule
angemeldet, Schorsch und Heike sind per Dose da. Ein
Pseudo-Dithmarscher schenkt permanent Aquavit nach, drei Stueck davon
und zwei Veltins bringen mich dann ziemlich zuegig zu Bette.
[/Filmriss ]
Auf dem harten Boden der Realitaet in Iwans Arbeitszimmer komme ich
gegen 8:00 wieder zu Bewustsein, ziehe es aber vor, den Rest noch
etwas schlafen zu lassen. Leider kann ich die anderen nicht mal nach
ausgedehntem Fruehstueck dazu bewegen, mit zum Rennen zu kommen: "Es
regnet doch, BUAEH!" Gegen halb zwei treffe ich wieder in Hahn ein.
Fuesse nass, selber schuld, auch auf dem Rueckweg sollte man auf die
teuren Gamaschen nicht verzichten. Das Rennen ist - natuerlich -
verschoben worden, gestartet wird erst gegen vier, oder war's halb
fuenf? Im Rennen zuvor siegen zwei MBXe souveraen, die rote aus dem
Wartehaeuschen wird erster. Die Zeitmessung macht moto aktiv per
Transponder, wie auf der Indoor-Kartbahn kann man die Zeiten und das
Classement direkt online ablesen. Leider nur an einem Winz-Bildschirm
auf der Tribuene, ein Rundenzeiten-Display ueber der Strecke fuer die
Fahrer wuerde der Sache den letzten Schliff geben. Petra und
Christopher fahren relativ konstant und machen Platz um Platz gut, am
Schluss erreichen sie im regenrennen fast ihre Trainingszeiten und
schaffen es, sich vom 20. Startplatz (von ueber 30 afair) auf Rang 13
vorzuarbeiten. Zwei Typen mit KTM Sting und die offene Dax-Klasse
fahren mit, der eine KTM-Fahrer ist extrem unfaeir, ich boebachte, wie
er direkt vor meinen Augen eingangs der Sanka-Kurve einen mit ner
alten RD gnadenlos abschiesst; mehrfach ueberholt er bei gelber
Flagge, tritt und schubst. Er gewinnt dennoch, und der Kommentator
faselt noch was von wegen wie toll die Fairness dieses Wochenede
gewesen sei, was Christopher ziemlich auf die Palme bringt. "Entweder
sollen sie das vorher ansagen, dann mach ich das auch, oder sie sollen
sich nacher die daemlichen Sprueche klemmen!"
Insgesamt ein erfreuliches Wochenende, von den sintflutartigen
wassermassen mal ab, und das Rennfieber hat mich voll erwischt.
Wir sehn uns in Oschersleben!
[1] Seither hab ich an verschiedenen Tanken mal nachgefragt. Meine
bisherige Haustankstelle, die CalPam in Hachen, Paechter immerhin ein
Ex-Schueler meiner Mutter und (extrem sauertoepfischer)
ZweiradMechMeister, rueckte daraufhin mit dem Gestaendnis raus, dass
bei ihnen die Grenze fuer den Mindermengenzuschlag bei ec-Zahlung
sogar bei DM 30,- liege und wird von mir seither nicht mehr
frequentiert ("Wir verdienen da nix dran, wir muessen auch Gebuehren
zahlen" poeh, lachhaft.)
Alle anderen gaben eine Auskunft etwa der Art, dass "WIR nehmen da nix
fuer, hoechstens IHRE Bank, ist ja wie wenn man an nen fremden
Geldautomaten geht!" In diesem Falle zockt aber auch einzig und allein
die fremde Bank bei mir ab, die Halsabschneider von der Sparkasse z.B.
happige 4%, mindestens DM 7,-. Laut Auskunft meines Finanzbeauftragten
nimmt MEINE Bank da nur dann was fuer, wenn sie mir ueberhaupt
Kontofuehrungsgebuehren abknoepft - und da ich Student bin, sollte sie
das eigentlich nicht tun. Somit kann ich dieses extrem bikefreundliche
Zahlungsmittel wohl noch ein Jaehrchen nutzen oder zwei.
Gruss, Radbert
--
GL 650 d2 / CB 250 RS rrr#89 BWaM #6 h.c.
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